Von Ingo Petz (Berlin)
Zusammenfassung
Die seit den Präsidentschaftswahlen von Dezember 2010 erfolgte Rückkehr des Lukaschenka-Regimes zu einer verstärkt auf Repressionen setzenden Politik wirkt sich auch auf die belarussische Kulturszene aus. Der Staat ist kaum daran interessiert, individualistische Lebensentwürfe, künstlerische Freiheitskonzepte und kreative Experimente zu fördern. Die alternative Underground-Kultur ist aufgrund ihres Ausschlusses aus dem offiziellen Kulturapparat und abseits der Aufmerksamkeit staatlich gelenkter Medien auf einen kleinen Radius beschränkt. Im Unterschied zu den 1990er Jahren führte die neue Repressionswelle jedoch nicht zu einem Wiedererstarken der Protestkultur. Stattdessen lässt sich vielerorts eine von Pragmatismus und Eskapismus geprägte Überlebensstrategie beobachten. Diese brachte auch Experimente der Zusammenarbeit zwischen dem Staat und der Underground-Kultur hervor, die heftige Kontroversen innerhalb der Kulturszene auslösten.