Belarus-Analysen

Ausgabe 12 (14.06.2013) — DOI: 10.31205/BA.012.02, S. 7–10

Vom Partisanen-Nomaden zum Aktionskünstler. Die belarussische Gegenwartskunst

Von Olga Schparaga (Minsk)

Zusammenfassung
Die belarussische Gegenwartskunst hat im Zuge der Konsolidierung des autoritären Lukaschenka-Regimes zunehmend aktiv Position bezogen. Die jüngeren Künstler setzen der eindimensionalen Homogenisierung der belarussischen Gesellschaft durch die Politik die mehrdimensionale Darstellung der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Realität mit Hilfe der neuen Medien entgegen. Der Verarbeitung von Ängsten und Zwängen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Die Freiräume für Gegenwartskunst sind in Belarus jedoch äußerst begrenzt und zahlreiche Künstler setzen ihr Schaffen in der Emigration fort.

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Lesetipps / Bibliographie

  • Olga Shparaga / Oksana Jguirowskia / Ruslan Vashkevich (Hg.): Radius nulja. Ontologija Art-nulevich. Minsk – Zero Radius. Art Ontology of the 00s. Minsk 2000–2010, Minsk 2013 (Serie »Nowaja Ewropa«), 532 S., russisch und englisch.

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Analyse

Paranoia und Pragmatismus. Die belarussische Alternativkultur nach 2010

Von Ingo Petz
Die seit den Präsidentschaftswahlen von Dezember 2010 erfolgte Rückkehr des Lukaschenka-Regimes zu einer verstärkt auf Repressionen setzenden Politik wirkt sich auch auf die belarussische Kulturszene aus. Der Staat ist kaum daran interessiert, individualistische Lebensentwürfe, künstlerische Freiheitskonzepte und kreative Experimente zu fördern. Die alternative Underground-Kultur ist aufgrund ihres Ausschlusses aus dem offiziellen Kulturapparat und abseits der Aufmerksamkeit staatlich gelenkter Medien auf einen kleinen Radius beschränkt. Im Unterschied zu den 1990er Jahren führte die neue Repressionswelle jedoch nicht zu einem Wiedererstarken der Protestkultur. Stattdessen lässt sich vielerorts eine von Pragmatismus und Eskapismus geprägte Überlebensstrategie beobachten. (…)
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Analyse

Kultur als Faustpfand. Lukaschenkas neues Interesse für die belarussische Sprache

Von Ingo Petz
Seit Sommer 2014 hat Präsident Lukaschenka mehrmals öffentlich die Bedeutung der belarussischen Sprache betont. Für das Belarussische, das bisher nur ein Schattenleben führte und als Sprache der Opposition galt, könnte dies eine Zeitenwende bedeuten. Denn die Generation der Sowjetnostalgiker, deren Identität wesentlich durch den Sieg im Zweiten Weltkrieg geprägt wurde, stirbt allmählich aus. Das Regime braucht daher langfristig ein neues attraktives Kulturmodell, um sein Überleben zu sichern. Sprache und Kultur spielen zudem eine wichtige Rolle in der Abgrenzung und Selbstbehauptung gegenüber Russland, um der angesichts der Ukraine-Krise gestiegenen Gefahr eines Souveränitätsverlusts entgegenzuwirken. (…)
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