Analyse Von Irina Tschetwernina
Zu Beginn der Reformära ließen sich Russlands neue Reiche am Rand der Großstädte ihre ersten Einfamilienhäuser bauen. Mit architektonischen Zitaten aus dem nationalrussischen Stil der ausgehenden Zarenzeit versehen, hoben sich die kleinen Burgen deutlich von den verfallenden Zweckbauten der späten Sowjetunion ab. Für deren Bewohner waren die massiv gebauten Häuser am Stadtrand Symbole illegitimen Reichtums. In den Augen vieler Russländer machten die „cottages“ der Begüterten auf geradezu skandalöse Weise sichtbar, dass verschiedene Gesellschaftsschichten unterschiedlich wohnen. Diese Demonstration sozialer Ungleichheit im Hinblick auf ein Grundbedürfnis stand im Widerspruch zu den egalitären Idealen der Sowjetzeit, denen viele noch verhaftet waren. (…)
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Analyse Von Jakob Fruchtmann
Die russische Sozialpolitik hatte unter den Bedingungen der akuten Wirtschaftskrise in Russland 2008/2009 zunächst soziale Stabilität sicherzustellen. Relevant waren hier direkte sozialpolitische Maßnahmen, aber auch indirekte Schritte, insbesondere zur Unterstützung strukturschwacher Regionen bzw. Monostädte durch budgetäre Umverteilungen. Die Hauptphase der Krise vom Herbst 2008 bis Mitte 2009, die sich durch die Kombination mit niedrigen Öl- und Gaspreisen als besonders gefährlich erwiesen hatte, konnte v. a. (…)
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