Von Arbachan Magomedow
Zusammenfassung
Dagestan ist in weiten Teilen ein Konfliktgebiet, in dem sich Gewalt ständig fortpflanzt. Der Schlüssel zum Verständnis der jetzigen Krise in Dagestan muss in der politischen Situation der Republik gesucht werden. Die dagestanische politische Elite wurde schon in den 1990er Jahren in einem beträchtlichen Ausmaß kriminalisiert, und zu den Methoden des politischen Kampfes in der Republik gehören häufig Mord und Sprengstoffattentate. In Reaktion darauf wächst in der Gesellschaft die Proteststimmung, zugleich nimmt der Einfluss von bewaffneten Untergrundkämpfern zu. Die Bevölkerung der Republik befindet sich in einem Zustand kollektiven Stresses. Alle Schranken sind verschwunden, es gibt keine Ideologie, Partei, Moral oder Strategie. Versuche des föderalen Zentrums, die Probleme des Nordkaukasus zu lösen, verbleiben im Rahmen des bestehenden korrupt-oligarchischen Modells. Innerhalb dieses Systems sind die regierenden Eliten aller Ebenen nur bestrebt, die Transitionsperiode auszudehnen, aber nicht, das Land zu modernisieren. Ein Regierungssystem, das auf dem Prinzip der gegenseitigen Verantwortungslosigkeit der Zweige und Ebenen dieses Systems aufgebaut ist, produziert alle Defekte einer transitorischen Staatlichkeit. So liegt das Problem, wie zu Anfang dieses Artikels dargelegt, nicht in lokalen Besonderheiten oder Fehlern, sondern im politischen System.