Russland-Analysen
Ausgabe 196 (12.02.2010) — DOI: 10.31205/RA.196.01, S. 2–5
Zusammenfassung
Aktive Einmischung von Seiten des Staates in die Erinnerungspolitik und die professionelle Geschichtswissenschaft begann in Russland spätestens im Jahr 2006. Heute sind in Russland alle Elemente einer Geschichtspolitik vorhanden: erstens der Versuch, in den Schulen ein einziges Geschichtslehrbuch einzuführen, das vom politischen Zentrum aus redigiert wird; zweitens werden besondere politisch aktive Strukturen geschaffen, die die Organisation der Geschichtsforschung und die Kontrolle über Archive und Verlage vereinen; drittens gibt es den Versuch, die Interpretation von Geschichte gesetzlich zu regeln; viertens gibt es die für die Geschichtspolitik typischen Versuche, alle oben erwähnten Praktiken zu legitimieren und ideologisch abzusichern.