Prominente Vertreter rechten Denkens in Russland

Kurginjan, Sergej Jerwandowitsch (*14. November 1949 in Moskau).

Sergej Kurginjan wuchs in einer Moskauer Intellektuellenfamilie auf.

1972 Abschluss am Moskauer Geologie-Erkundungs-Institut mit Schwerpunkt Geophysik.

1974–1980 Doktorand der Physik und Mathematik und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ozeanologie an der sowjetischen Akademie der Wissenschaften.

Bis 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für angewandte Kybernetik des Moskauer Geologie-Erkundungs-Institut.

1984 Abschluss als Regisseur an der Moskauer Theaterhochschule »Boris Schtschukin«.

1986 Das 1968 während seines Studiums gegründete Studio-Theater erhält unter dem Namen »Na doskach« (Auf den Brettern) den Status eines experimentellen staatlichen Theaters.

1989 Präsident des »Experimentalnyj tvortscheskij zentr« (Experimentelles kreatives Zentrum), auch als Kurginjan-Zentrum bekannt.

1990 Kandidatur für den Kongress der Volksdeputierten der RSFSR in einem Moskauer Bezirk. Kurginjans Wahlprogramm beinhaltete eine Strategie der nationalen Rettung Russlands, die einen Zerfall von Wirtschaft, Gesellschaft und Staat abwenden solle.

Ab 1993 Herausgeber der Zeitschrift »Russland-XXI«.

2011 Gründung der Bewegung »Sutj Wremeni« (Wesen der Zeit). Diese ruft zu einer Wiederherstellung der Sowjetunion auf. Der Name der Bewegung geht auf eine Fernsehdebatte im zweiten Halbjahr 2010 zurück, an der Kurginjan teilnahm.

Nach den Dumawahlen 2011 und den Protesten gegen die Wahlfälschungen veranstaltet die Bewegung mehrere Demonstrationen gegen einen »Orangen Umsturz«. Danach propagierte Kurginjan eine UdSSR 2.

2012 Seit dem Sommer protestieren Kurginjan und seine Bewegung gegen die Einführung eines Jugendrechts in Russland sowie einen vermeintlich liberalen Kurs der Regierung Medwedew.

2013 Kurginjan initiiert vor dem Hintergrund des Adoptionsverbots russischer Waisenkinder durch US-Amerikaner im Februar 2013 die Gründung der Bewegung »Allrussischer Elternwiderstand«. Seine Frau, Maria Mamikonjan, wird dessen Vorsitzende. Präsident Putin hält eine Rede auf dem Gründungstreffen.

Kurginjans Einstellungen lassen sich als patriotisch, kommunistisch und verschwörungstheoretisch beschreiben. Kurginjan geht davon aus, dass Russland den Weg eines unikalen nicht-europäischen Entwicklungspfads eingeschlagen sollte. Diese Erfahrung würde es Russland ermöglichen, der Welt eine anti-westliche Alternative anzubieten. Russland solle sich demnach von der Idee distanzieren, Teil der europäischen Zivilisation zu sein.

Quellen: Sytschewa, Walerija: Awtor szenarijew. Sergej Kurginjan: ot teatra »Na doskach« do kremljowskich podmostkow, in: Itogi, Nr. 7, vom 18. Februar 2013, http://www.itogi.ru/obsch-profil/2013/7/186996.html.Biographien: http://politmix.ru/content/biografiya-sergeya-kurginyana; http://dic.academic.ru/dic.nsf/ruwiki/1147039.Webseite der Bewegung »Wesen der Zeit«: http://eot.su

Dugin, Aleksandr Geljewitsch (*7. Januar 1962, Moskau)

1979 Studienbeginn am Moskauer Luftfahrtinstitut (MAI). Im zweiten Studienjahr wegen Verzugs vom Studium ausgeschlossen, er selbst erklärt den Ausschluss mit seinem ideologischen Nonkonformismus.

1980 wird er in den Kreis eines esoterisch-okkultischen Geheimbundes eingeführt, der sich teilweise als »Schwarzen Orden der SS« bezeichnet.

1987 Beitritt zur ultra-nationalistischen Bewegung »Pamjat« (Erinnerung), Mitarbeit in deren Moskauer Zentralrat von 1988–1989. Ausschluss nach Streitigkeiten.

1988–1991 Chefredakteur der Zeitschrift EON.

1990 Mitbegründer der historisch-religiösen Gesellschaft »Arktogeya«, die ein zentraler Verleger ultra-nationalistischer Literatur im postsowjetischen Russland und insbesondere von Dugins Schriften wird.

Ab 1991 Redakteur bei »Den« (Tag).

Ab 1992 Herausgabe der Zeitschrift »Elementy: Jewrasijskoje obosrenije« (Elemente: Eurasischer Rundschau), was weiter zur Verbreitung von Dugins Schriften beiträgt.

1993 begründet Dugin mit Eduard Limonov u. a. die »National-Bolschewistische Partei« und wird einer ihrer Ideologen und Vorsitzenden. 1998 tritt er aus der NBP aus.

2000 Gründung der gesellschaftlich-politischen Bewegung »Eurasien«. Diese wird 2002 in eine Partei umgewandelt, Dugin hat bis 2003 den Vorsitz des politischen Rates inne.

2003 Gründer und Vorsitzender der »Internationalen Eurasischen Bewegung«.

Seit 2008 Professor an der Moskauer Staatlichen Universität (MGU) und Direktor des Zentrums für konservative Forschungen an der soziologischen Fakultät der MGU.

Ab 2009 Lehrstuhlleiter für Soziologie der Internationalen Beziehungen an der MGU.

Ab März 2012 Mitglied des Expertenrates beim Vorsitzenden der Staatsduma Sergej Naryschkin.

Aleksandr Dugin gilt als einer der einflussreichsten national-patriotischen Köpfe und Ideengeber des »Neo-Eurasiertums«.

Biographien: http://dugin.ru/bio/; http://newslab.ru/info/dossier/dugin-aleksandr-gelevich; http://obozrevatel.com/person/dugin.htm.

Prochanow, Aleksandr Andrejewitsch (* 26. Februar 1938, Tiflis)

1960 Abschluss am Moskauer Luftfahrtinstitut (MAI). Prochanow schreibt im letzten Studienjahr Prosa und Gedichte.

Ab 1968 Veröffentlichungen in der »Literaturnaja Gaseta«. Ab 1970 deren Korrespondent, unter anderem im Ausland.

Ab 1986 Publikationen in der Zeitschrift »Molodaja Gwardija« (Junge Garde).

1989–1991 Chefredakteur der Zeitschrift »Sowjetskaja Literatura« (Sowjetische Literatur).

Dezember 1990: Gründer und Chefredakteur der Tageszeitung »Den« (Tag). Die Zeitung entwickelt sich zu einer der radikalsten Oppositionszeitungen gegen die Perestrojka-Politik. Prochanow unterstützt unter anderem den Putsch-Versuch im August 1991.

September–Oktober 1993: Nachdem Präsident Boris Jelzin per Erlass den Obersten Sowjet auflösen lässt und die Zeitung »Den« zur Unterstützung des Obersten Sowjets aufruft sowie Jelzin verfassungsfeindliche Handlungen vorwirft, wird diese im Oktober 1993 vom Justizministerium verboten.

Seit November 1993 Herausgeber und Chefredakteur der Zeitung »Sawtra« (Morgen).

Aleksandr Prochanow gilt als Wortführer der patriotischen Opposition.

Biographien: http://lib.rus.ec/a/19716; http://biopeoples.ru/pisateli/1355-aleksandr-prohanov.html; http://konservatizm.org/news/mneniya/120912163251.xhtml.

Narotschnizkaja, Natalja Aleksejewa (* 23. Dezember 1948)

Tochter des Akademiemitglieds Aleksej Narotschnizkij, eines Autoren grundlegender Arbeiten zur Geschichte der Internationalen Beziehungen.

1971 Abschluss mit Auszeichnung am MGIMO (Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen, das zum Außenministerium gehört) mit dem Schwerpunkt USA und Deutschland.

1974–1981 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften (IMEMO).

1982–1989 Mitarbeiterin im Sekretariat der Vereinten Nationen in New York.

1989–2003 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen der Sowjetischen/Russischen Akademie der Wissenschaften (IMEMO).

2003–2007 Abgeordnete der Staatsduma. Wahl über die Liste des patriotischen Wahlbündnisses »Rodina«. Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angelegenheiten.

2004 Gründerin und Präsidentin der »Stiftung historische Perspektive« (Fond istoritscheskoj perspektiwy – FIP). Als dessen Aufgaben werden die Wiederherstellung der geistigen und wirtschaftlichen Macht Russlands, eine Stärkung der gesellschaftlichen Einheit sowie eine objektive Darstellung der russischen Geschichte angegeben.

2008 Leiterin des »Instituts für Demokratie und Zusammenarbeit« in Paris, einer russischen NGO zur Beobachtung von Menschenrechtsverletzungen in den USA und Europa.

2009–2012 Mitglied der »Kommission gegen Versuche der Geschichtsverfälschung zum Schaden Russlands« beim russischen Präsidenten.

Initiatorin mehrere Bewegungen und Organisationen national-konservativer Ausrichtung: »Wsemirnij Russkij Sobor« (Weltweite Russische Sammlung), »Fond jedinstwa prawoslawnych narodow« (Stiftung zur Einheit orthodoxer Völker), Stiftung »Russkij mir« (Russische Welt).

Zentrale Publikationen: »Rossija i Russkije v mirowoj istorii« (Russland und die Russen in der Weltgeschichte – 2005), »Za tschto i s kem my wojewali« (Wofür und mit wem wir kämpften – 2005), »Russkij mir« (Die Russische Welt – 2007), »Oranshewyje seti. Ot Belgrada do Bischkeka« (Orange Netzwerke. Von Belgrad bis Bischkek – Hg. 2008).

Biographien: http://narochnitskaia.ru/about; http://www.pravoslavie.ru/authors/370.htm; Homepage der Stiftung historische Perspektive: http://fiip.ru/.

Rogosin, Dmitrij Olegowitsch (* 21. Dezember 1963, Moskau)

1981–1986: Studium an der internationalen Abteilung der Fakultät für Journalismus an der Moskauer Staatlichen Universität (MGU).

1986–1990 »Komitet Molodjoschnych Organisazii« (Komitee für Jugendorganisationen – KMO). Aufstieg vom Referent zum Abteilungsleiter für Internationale Organisationen.

1990 Gründer und Vorsitzender der »Assoziazija molodych polititscheskich liderow SSSR (Rossii)« (Assoziation junger Politiker der UdSSR (Russlands)) auch als »Forum-90« bekannt.

1990–1993 Erster Stellvertretender Leiter der Forschungs- und Bildungsorganisation »RAU Korporation« der Russisch-Amerikanischen Universität.

1991 Stellvertretender Vorsitzender des Zentralkomitees der »Partei der konstitutionellen Demokraten (Partei der Volksfreiheit)«.

1992 Mitbegründer der »Sojus wosroshdenija Rossii« (Union zur Wiedergeburt Russlands – SWR), einer überparteilichen Struktur zur Vereinigung von Christdemokraten, Konservativen und rechter Sozialdemokraten.

1993 Gründer und Vorsitzender der patriotischen Bewegung »Kongress Russkich Obschtschin« (Kongress Russische Gemeinden – KRO), zum Schutz der russischsprachigen Bevölkerung in den ehemaligen Unionsrepubliken.

1997 Direktmandat in der Staatsduma für einen Wahlkreis im Gebiet Woronesch, Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Nationalitätenangelegenheiten.

1998–1999 Mitglied im Zentralrat der vom ehemaligen Moskauer Bürgermeister Jurij Lushkow gegründeten Vereinigung »Otetschestwo« (Vaterland).

1999 Wiederwahl in die Staatsduma per Direktmandat (Gebiet Woronesch), Mitglied der Abgeordnetengruppe »Volksdeputierte« und Vorsitzender des Ausschusses für internationale Angelegenheiten.

2001 Stellvertretender Parteivorsitzender der »Narodnaja Partija Rossijskoj Federazii« (Volkspartei der Russischen Föderation).

2002–2004 Sondergesandter des Russischen Präsidenten für das Gebiet Kaliningrad im Kontext der EU-Erweiterung. Ein Visafreier Transitverkehr zwischen Russland und Kaliningrad konnte nicht erreicht werden.

2003 Ko-Vorsitzender und Wahlkampfleiter des patriotischen Wahlbündnisses »Rodina« (Heimat).

2003 Wiederwahl als Direktkandidat eines Wahlkreises im Gebiet Woronesch.

2004–2006 Fraktions- und Parteivorsitzender von »Rodina«. Rücktritt nach xenophobem Wahlkampf zum Moskauer Stadtparlament im Herbst 2005.

2006 Mitglied im Organisationskomitee des nationalistischen »Russischen Marschs«.

2006 Vorsitzender des nun umbenannten »Rodina. Kongress Russkich Obschtschin« (Kongress Russischer Gemeinden – KRO)

2008–2011 Ständiger Vertreter Russlands bei der NATO. Bis 2012 Sondervertreter des Russischen Präsidenten zur Zusammenarbeit mit der NATO im Bereich der Raketenabwehr.

2012 Stellvertretender Ministerpräsident. In der Regierung Medwedew für den militär-industriellen Komplex sowie den Atom- und Raumfahrtsektor zuständig.

Ab März 2012 Sondervertreter des Präsidenten für Transnistrien.

Biographien: http://whoiswho.dp.ru/cart/person/1931671/; http://www.lenta.ru/lib/14159797/full.htm; http://www.rbc.ru/persons/rogozin.shtml.

Dshemal, Gejdar Dshachidowitsch (* 6. November 1947, Moskau)

1965 Studienbeginn am Institut für östliche Sprachen (heute: Institut der Länder Asiens und Afrikas) der MGU.

1980er Jahre: Längere Aufenthalte in Tadschikistan. Verbindungen zu lokalen islamischen Kräfte im Untergrund.

1988–1989 gemeinsam mit Aleksandr Dugin Mitglied im Zentralrat der ultra-nationalistischen Bewegung »Pamjat« (Erinnerung).

1990 Stellvertretender Vorsitzender der »Islamischen Partei der Erneuerung« in Astrachan.

1991–1993 Herausgeber der Zeitung »Al-Wachdat – Einigkeit«.

1993 Teilnahme an der Islamischen Volkskonferenz in Khartum (Sudan). Regt die Gründung eines internationalen islamischen Komitees an.

1993–1996 Moderator mehrerer Fernsehsendungen.

1995 Gründer und Vorsitzender der überregionalen gesellschaftlichen Bewegung »Islamisches Komitee«.

1999 vertritt Dshemal auf einer orthodoxen-islamischen Konferenz in St. Petersburg die These einer strategischen Union aus Islam und Orthodoxie im Rahmen eines antiwestlichen Projekts.

2001 Organisation mehrerer globalisierungskritischer Demonstrationen in Moskau.

2009 Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Beschuldigung, dass sich auf der von Dshemal herausgegebenen Internetseite des »Islamischen Komitees« extremistische Materialien befänden.

Biographien: http://www.archipelag.ru/index/biography_djemal/; http://www.kavkaz-uzel.ru/articles/203866/.

Leontjew, Michail Wladimirovitsch (* 12. Oktober 1958, Moskau)

1979 Abschluss in »Ökonomie der Arbeit« am Moskauer Plechanow-Institut für Volkswirtschaft.

1985 Ausbildung als Tischler.

1989 Mitarbeit im »Experimentalnyj twortscheskij zentr« (Experimentelles kreatives Zentrum) Sergej Kurginjans.

1990–1992 Leiter der Wirtschaftsabteilung der Tageszeitung »Nesawisimaja Gaseta«.

1993–1996 Erster Stellvertretender Chefredakteur und später einfacher Redakteur der Tageszeitung »Segodnja« (Heute).

1997–1999 TV-Moderator (»Na samom dele« (In der Tat) und »Den sedmoj« (Der siebte Tag) beim Fernsehsender »TV-Zentr«).

1998 Journalisten-Auszeichnung »Goldene Feder Russlands«.

Seit 1999 Moderator der TV-Sendung »Odnako« (Jedoch) bei ORT – »Erster Kanal«.

2001–2002 Mitglied im politischen Rat der Bewegung »Eurasien«. Seit 2002 Mitglied bei »Einiges Russland«.

2007–2009 Chefredakteur der Zeitschrift »Profil«

Ab 2009 Herausgeber der Zeitschrift »Odnako« (Jedoch).

Biographie: http://lenta.ru/lib/14160196/full.htm.

Schewtschenko, Maksim Leonardowitsch (* 22. Februar 1966, Moskau)

1990 Absolvent des Moskauer Luftfahrtinstituts (MAI). Anschließend ein nicht abgeschlossenes Orientalistik-Studium am Institut der Länder Asiens und Afrika (MGU).

1987–1991 Korrespondent beim »Westnik christianskoj demokratii« (Bote der Christdemokratie).

1992–1995 Abteilungsleiter im Verlagshaus »Perwoje Sentjabrja« (Erster September).

1993–1995 Lehrer für Geschichte Russlands und Westeuropas an einem Moskauer orthodoxen Gymnasium.

1995–2002 Sonderkorrespondent in Krisengebieten bei der »Nesawisimaja Gaseta«, verantwortlicher Redakteur der Beilage Religion.

2000 Gründung des »Zentr strategitscheskich issledowanij religii i politiki sowremennogo mira« (Zentrum für strategische Studien zur Religion und Politik der modernen Welt).

Seit 2008 Moderator von TV-Sendungen beim staatlichen »Ersten Kanal«. Oktober 2008–Mai 2011: »Sudite sami« (Urteilen Sie selbst), Januar bis Juli 2012 »W kontekste« (Im Kontext).

Biographien: http://www.1tv.ru/person/6280; http://echo.msk.ru/guests/7198/.

Zusammenstellung: Christoph Laug

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