Analyse Von Yvonne Pörzgen
Seit seiner ersten Teilnahme 1994 nutzt Russland seine Beiträge zum Eurovision Song Contest (ESC), um sich im Zuge des Nation-Branding als Mitglied des europäischen Kulturraums zu präsentieren. Die Wahl der Sprache des gesungenen Beitrags gibt dabei Aufschluss über Prozesse der Identitätskonstruktion und daraus resultierende Konflikte. Der Artikel untersucht anhand der Beiträge von Dima Bilan, Anastasija Prichodko und »Buranowskije Babuschki« die Implikationen der gewählten Sprache(n) auf die nationale und internationale Ausstrahlung der Lieder und Auftritte.
Zum Artikel Analyse Von Oleksandr Zabirko
»Russkij mir« als geopolitische Konzeption vereint eine Reihe verschiedener Strömungen des antiwestlichen, antiliberalen und neoimperialen russischen Denkens. Die tragenden Säulen dieses imaginierten von Russland dominierten Raums sind vor allem russische Sprachkultur und Geschichtsbewusstsein, der stark antiliberal und antieuropäisch eingefärbte Geist der russischen Orthodoxie und nicht zuletzt emotional aufgeladene Symbole wie die »heilige Rus«. In dieser Form akkumuliert die Konzeption von »Russkij mir« zahlreiche Ausprägungen der russischen Sonderweg-Ideologie – von literarisch artikulierten Raum- und Gemeinschaftsmodellen über die politisch-ideologischen Großmachtvisionen der Sowjetunion und der Denker des russischen Eurasismus bis hin zu der Suche nach einer einigenden »nationalen Idee« nach dem Zerfall der UdSSR. In ihrer jüngsten Manifestation bietet die Idee von »Russkij mir« eine wichtige Legitimationsgrundlage für das militärische Engagement Russlands in der Ostukraine und beeinflusst darüber hinaus das ideologische Klima in der Russischen Föderation.
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