Analyse Von Ivan Zuenko
Die vergangenen zwei Jahrzehnte waren eine Periode einer stetigen Annäherung zwischen Russland und China. Dieser Prozess ist Mitte der 2010er Jahre – angesichts der »Krimkrise«, der Verschlechterung der Beziehungen Russlands zum Westen und des Beginns des chinesischen Integrationsprojektes »Belt and Road Initiative« (BRI), in dem Russland eine gute Möglichkeit zur Bewältigung seiner geopolitischen und wirtschaftlichen Aufgaben erblickte, – intensiver geworden. Die Haltung Moskaus zu Pekings Initiative bleibt positiv, auch wenn Russland in den vergangenen sechs Jahren seit Beginn der BRI nicht jenen Strom an chinesischen Investitionen erhalten hat, mit dem es gerechnet hatte. Bedenkt man jedoch, dass die Qualitätsanforderungen an die Investitionen ursprünglich recht streng waren und die Ziele einer »Beteiligung« an der chinesischen Initiative auf dem Gebiet der Geopolitik und des Aufbaus einer multipolaren Welt lagen, ist die Politik Moskaus hinsichtlich der BRI als effektiv zu bezeichnen.
Zum Artikel Analyse Von Jiayi Zhou
Der Lebensmittel- und Agrarhandel hat sich in den letzten Jahren zu einem geopolitischen Schlachtfeld entwickelt. In der Tat wirft die stärkere chinesisch-russische Zusammenarbeit in diesen Bereichen angesichts der zunehmenden Spannungen mit dem Westen die Frage auf, ob dieser Sektor zu einem neuen Brennpunkt ihrer strategischen Partnerschaft wird. Der gestiegene Handel und der erweiterte Marktzugang täuschen über die Tatsache hinweg, dass die Beziehungen zwischen den beiden Mächten in diesem Bereich durch eine Reihe von Zollbarrieren und nicht auf Zolltarifen beruhender Handelshindernisse getrübt sind und die Marktprofile wohl eher nicht zueinander passen, als dass sie sich ergänzten. Darüber hinaus wiederholt der Sektor viele der asymmetrischen Entwicklungen, die für die breiteren Wirtschaftsbeziehungen kennzeichnend sind. In dem Maße jedoch, in dem die Regierungen diesen Sektor zunehmend als strategisch wichtig betrachten, stellt der chinesisch-russische Handel in diesem Bereich wohl einen nützlichen Indikator dar, an dem sich die Möglichkeiten und die Grenzen einer breiteren bilateralen Annäherung ablesen lassen.
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