Analyse Von Judyth Twigg
Nachdem sich HIV/Aids in Russland Ende der 1990er Jahre unter Personen, die intravenös Drogen konsumieren, explosionsartig ausgebreitet hatte, stellt die Krankheit nun ein ernstes Problem für Gesellschaft und öffentliche Gesundheit dar. Die Gefahr wurde anfangs durch ein energisches Eingreifen der Zivilgesellschaft gemildert, das zu großen Teilen von der Weltgemeinschaft im Gesundheitswesen finanziert wurde. Dadurch sollten die bewährtesten Präventions- und Behandlungsstrategien eingeführt werden. Die dritte Amtszeit von Präsident Putin mit der konsequenten Demontage der meisten internationalen Partnerschaften fiel mit einer erneuten Beschleunigung der Epidemie zusammen. Aggressive Botschaften, die Drogenkonsum sowie sexuelle Handlungen/Identitäten, die jenseits tradierter Normen liegen, als unmoralisch darstellen, erwiesen sich als machtvolles Instrument für die Kampagne des Kreml, mit der Verachtung für und Angst vor westlichen Ideen und Verhaltensmustern geschürt werden. (…)
Zum Artikel Artikel Von Il’ja Kalinin
Russlands Führung steht im Jahr 2017 vor einer Herausforderung: Sie muss Erinnerung an die Oktoberrevolution in ein Geschichtsbild verpacken, das Revolutionen als solche ablehnt. Ihre zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. Doch es geht nicht um den Bürgerkrieg 1917–1920. Die Vergangenheit ist nur vorgeschoben. Es geht darum, jede Form von Kritik am heutigen Regime als Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens zu diffamieren und mit dem Stigma zerstörerischer revolutionärer Tätigkeit zu belegen. (…)
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