Analyse Von Michael Hüther, Simon Gerards Iglesias
Der Krieg gegen die Ukraine wird in der mittel- bis langfristigen Perspektive für Russland tiefgreifende wirtschaftliche Konsequenzen haben. Die Struktur der russischen Ökonomie zeigt, dass eine innovative Erneuerung aufgrund historisch gewachsener institutioneller Barrieren nicht möglich erscheint. Die Abhängigkeit vom Rohstoffsektor könnte zu weiterer Deindustrialisierung oder zu einer importsubstituierenden Industrialisierung auf niedrigem Niveau führen. Gemeinsam mit dem Importschock, den Russland wegen der Sanktionen erleidet, werden diese Entwicklungen den Wohlstandsverlust verstärken.
Zum Artikel Analyse Von Andrei Yakovlev
Die »teilweise Mobilmachung«, die trotz vielmaliger öffentlicher Versprechen, eine solche nicht zu unternehmen, von Putin verkündet wurde, geriet zu einem ernstlichen Schock für die Bevölkerung und dürfte wohl im Weiteren Probleme für den politischen Rückhalt für das Regime bedeuten. Was jedoch die Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes betrifft, sind die Folgen der Mobilmachung kaum zu überschätzen. Die wichtigste Folge der Mobilmachung war ein Einbruch bei den positiven Erwartungen in kleinen und mittleren Unternehmen, die sich in den Sommermonaten vor dem Hintergrund der anhaltenden, überaus großen Exporteinnahmen und der reaktionsschnellen Maßnahmen von Zentralbank und Regierung zur Stabilisierung der Finanzmärkte und zur Stützung der Wirtschaft entwickelt hatten. Allerdings gab es ungeachtet der Erfolge bei der kurzfristigen Stabilisierung der Wirtschaft langfristig keine realen Grundlagen für einen derartigen Optimismus – die Mobilmachung hat die Unternehmer schlichtweg auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
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