Analyse Von Svetlana Erpyleva
Diese Analyse untersucht die Folgen des russisch-ukrainischen Krieges und der seit Kriegsbeginn ausgeweiteten Repressionen für den sogenannten unpolitischen Aktivismus in Russland. Die bisherige Forschung zur Zivilgesellschaft in Zeiten des Krieges stellt dort sowohl eine Tendenz zur Politisierung wie auch zur Entpolitisierung fest. Ich argumentiere in diesem Beitrag, dass die beiden Tendenzen nicht zwei sich widersprechende Erklärungen der Realität darstellen, sondern einen Widerspruch, der dieser Realität selbst entspringt. Am Beispiel einer Langzeitstudie zu einer konkreten Umweltbewegung zeige ich auf, wie die Aktivist*innen nach Kriegsbeginn gleichzeitig eine Politisierung erfahren (indem ihnen die Verbindung zwischen ihrem Handeln und dem Kampf gegen das Regime bewusst wird) und eine Entpolitisierung (weil sich die Menschen ohnmächtig fühlen und von der Politik zurückziehen).
Zum Artikel
Analyse Von Julia Solneva
In dieser Analyse wird untersucht, wie urbane Aktivist:innen das Politische in ihrer Tätigkeit seit der Vollinvasion in die Ukraine im Februar 2022 verstehen. Anhand von Beobachtungen und Interviews mit Vertreter:innen urbaner Bewegungen und Initiativen (2022–2024) wird gezeigt, dass sich kollektives Handeln nur selten ausschließlich als Prozess einer Politisierung oder aber Entpolitisierung einordnen lässt. Je nach Situation verleihen die Aktivist:innen ihren Strategien und Positionen teils widersprüchliche Bedeutung. Diese auf den ersten Blick fehlende Konsequenz und Eindeutigkeit des Vorgehens und der Strategien hilft ihnen, im autoritären Russland zu bestehen.
Zum Artikel