Die sozialpolitische Konzeption Putins: Wirtschaftsliberalisierung als Sozialpolitik

Von Jakob Fruchtmann

Zusammenfassung
Die sozialpolitische Konzeption Putins ist als Flankierung einer entschieden markt- und wachstumsorientierten allgemeinen Strategie zu werten. Ein wesentliches Ziel dieser Politik besteht in der Sicherung von Bestand und Loyalität der russischen Bevölkerung. Dazu strebt Putin eine Zusammenführung der de jure bestehenden sozialen Rechte und ihrer tatsächlichen materiellen Gewährleistung an. Gleichzeitig bemüht er sich um eine Eliminierung nicht marktwirtschaftskonformer Elemente sozialpolitischer Steuerung (Monetarisierung) und orientiert auch die weitere Gestaltung des sozialpolitischen Instrumentariums v.a. auf eine Förderung des nationalen Wachstums. Dazu zählen auch steuerpolitische Maßnahmen sowie eine fortgesetzte Privatisierung des Bereichs staatlicher sozialer Fürsorge. In den Genuss von Transfers sollen letztlich nur die „wirklich Bedürftigen“ kommen. Deutlich zeichnet sich die Bemühung ab, die Kosten der Sozialpolitik für Unternehmen und Staatshaushalt gering zu halten. Insgesamt ist diese Strategie bislang als erfolgreich zu werten – wobei die fortgesetzte Verarmung weiter Teile der Bevölkerung einen bleibenden sozialpolitischen Handlungsbedarf erwarten lässt.

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Analyse

Arbeitslosigkeit in Russland: Entwicklungen nach der Krise von 2008

Von Tatiana Karabchuk
Der russische Arbeitsmarkt ist gekennzeichnet durch eine relative niedrige Arbeitslosenquote. Diese liegt mittlerweile mit 6,5% wieder auf dem Stand von vor der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Eine Ursache hierfür ist, dass der Staat mit speziellen Anti-Krisen-Gesetzen die Möglichkeiten zur Entlassung von Arbeitnehmern einschränkte, so dass Arbeitgeber gezwungen waren, mit Kurzarbeit und verzögerten Gehaltszahlungen zu reagieren. Gleichzeitig gibt es in der russischen Gesellschaft soziale Gruppen, die weit überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der vorliegende Beitrag gibt einen kurzen Überblick über Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit in Russland. (…)
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Analyse

Auf der Suche nach einer neuen sozialen Basis, oder: Warum die Regierung Russlands ihre Haltung zur Wirtschaft ändert

Von Andrei Yakovlev
Die Schaffung und Verteilung der Renten ist in den meisten historisch bekannten Gesellschaften der Schlüsselmechanismus für soziale und politische Stabilität, ohne die eine stabile wirtschaftliche Entwicklung nicht möglich ist. In Russland verstand die herrschende Elite sehr wohl, dass Erschütterungen wie die Finanzkrise im Herbst 1998 den Bestand der politischen Ordnung bedrohten. Das Bewusstsein für diese Gefahr brachte die verschiedenen Gruppen dazu, neue »Spielregeln« auszuhandeln. Zwischen 1998 und 2003 entstanden die Instrumente für korporatives Handeln, in deren Rahmen Wirtschaft und Staatsmacht erfolgreich nach Lösungen suchen konnten. Das rasche Wachstum seit Beginn der 2000er Jahre führte zu einer stärkeren sozialen Ausdifferenzierung. (…)
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