Russische Orthodoxie und Islam – ein Blick auf die Probleme

Von Said Abdulagatow

Zusammenfassung
Die Beziehungen der Konfessionen zueinander im heutigen Russland werden von vielen Faktoren bestimmt und sind daher sehr komplex. Das wird schon auf der Ebene der Gesetzgebung zu spüren. Die „besondere Rolle“ der Orthodoxie in der Geschichte des russischen Staates, die im Religionsgesetz angesprochen wird, widerspricht der Verfassung und anderen Bestimmungen im Religionsgesetz. Gewiss drücken die Sozialdoktrinen des russischen Islam und der orthodoxen Kirche den Wunsch nach stabilen und freundschaftlichen Beziehungen aus, doch werden in offiziellen Erklärungen führender Personen beider großer Konfessionen antagonistische Töne angeschlagen. Die Beziehungen von Islam und Orthodoxie und Islam in Russland hängen aber auch von den Einstellungen der gewöhnlichen Gläubigen ab. Diese teilen manche Positionen der religiösen Führer, aber keineswegs alle. Dies zeigen die Ergebnisse einer soziologischen Umfrage in den Republiken Dagestan, Tatarstan und in der Stadt Moskau.

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Artikel

Antirevolutionäre Revolutionserinnerungspolitik: Russlands Regime und der Geist der Revolution

Von Il’ja Kalinin
Russlands Führung steht im Jahr 2017 vor einer Herausforderung: Sie muss Erinnerung an die Oktoberrevolution in ein Geschichtsbild verpacken, das Revolutionen als solche ablehnt. Ihre zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. Doch es geht nicht um den Bürgerkrieg 1917–1920. Die Vergangenheit ist nur vorgeschoben. Es geht darum, jede Form von Kritik am heutigen Regime als Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens zu diffamieren und mit dem Stigma zerstörerischer revolutionärer Tätigkeit zu belegen. (…)
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Analyse

Der Fall »Pussy Riot«

Von Thomas Bremer
Die Reaktionen der Russischen Orthodoxen Kirche auf den Fall »Pussy Riot« waren von klarer Ablehnung der Aktion und dem Ruf nach einer strengen Bestrafung geprägt. Diese Reaktion ist nicht nur damit zu erklären, dass der Auftritt der Gruppe in einer Kirche stattgefunden hat, sondern auch mit der Wahrnehmung der russischen Orthodoxie, sie sei – ebenso wie das Christentum generell – verfolgt. Daraus ergibt sich der Anspruch der Kirche an den Staat, sie zu schützen. Im Hintergrund steht ein vormodernes Verständnis von gesellschaftlicher Einheit und Vielfalt, das so kaum zukunftsfähig ist.
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