Von Said Abdulagatow
Zusammenfassung
Die Beziehungen der Konfessionen zueinander im heutigen Russland werden von vielen Faktoren bestimmt und sind daher sehr komplex. Das wird schon auf der Ebene der Gesetzgebung zu spüren. Die „besondere Rolle“ der Orthodoxie in der Geschichte des russischen Staates, die im Religionsgesetz angesprochen wird, widerspricht der Verfassung und anderen Bestimmungen im Religionsgesetz. Gewiss drücken die Sozialdoktrinen des russischen Islam und der orthodoxen Kirche den Wunsch nach stabilen und freundschaftlichen Beziehungen aus, doch werden in offiziellen Erklärungen führender Personen beider großer Konfessionen antagonistische Töne angeschlagen. Die Beziehungen von Islam und Orthodoxie und Islam in Russland hängen aber auch von den Einstellungen der gewöhnlichen Gläubigen ab. Diese teilen manche Positionen der religiösen Führer, aber keineswegs alle. Dies zeigen die Ergebnisse einer soziologischen Umfrage in den Republiken Dagestan, Tatarstan und in der Stadt Moskau.