Russland richtig lesen

Von Dmitri Trenin

Zusammenfassung
Die aktuelle politische Situation Russlands wird allzu oft missverstanden. Tatsächlich ist der Grundzug des heutigen Systems die Tatsache, dass das Amt des Präsidenten die einzig funktionierende Institution ist. Immerhin ist Russland heute zwar undemokratisch, doch weitgehend frei. Es ist die Freiheit der Religionsaus- übung, die Freiheit, Geld zu verdienen und sich im Lande zu bewegen, die das Land vorantreiben. Politik ist jedoch das eine Gebiet, das heute unfrei ist. Gegenwärtig gehört die russische Politik einer engen und von sich selbst eingenommenen Elite. Das Land wird in der nächsten Zukunft wohl kaum eine politische Revolution durchmachen, aber es befi ndet sich dennoch in raschem Wandel. „Citoyens“ sind noch nicht in Russland angekommen, aber Konsumenten sind schon da. Und der fundamentale kulturelle Wandel besteht darin, dass Russland, einst ein Ausbund an Kollektivismus, privat wird. Insofern besteht auf lange Sicht durchaus Anlass zur Hoffnung. Eine effektive westliche Russlandpolitik braucht daher Pragmatismus und Geduld.

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Artikel

Antirevolutionäre Revolutionserinnerungspolitik: Russlands Regime und der Geist der Revolution

Von Il’ja Kalinin
Russlands Führung steht im Jahr 2017 vor einer Herausforderung: Sie muss Erinnerung an die Oktoberrevolution in ein Geschichtsbild verpacken, das Revolutionen als solche ablehnt. Ihre zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. Doch es geht nicht um den Bürgerkrieg 1917–1920. Die Vergangenheit ist nur vorgeschoben. Es geht darum, jede Form von Kritik am heutigen Regime als Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens zu diffamieren und mit dem Stigma zerstörerischer revolutionärer Tätigkeit zu belegen. (…)
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Analyse

Terrorismus in Russland: von der existenziellen Bedrohung zum Sicherheitsrisiko und einer konzeptionellen Sackgasse

Von Aglaya Snetkov
Russlands Krieg gegen den Terrorismus dauert nun schon über einem Jahrzehnt. Wie der Terroranschlag vom 24. Januar 2011 auf dem Flughafen Domodedowo gezeigt hat, ist die Gefahr weiterer Anschläge jedoch nicht so schnell gebannt. Der vorliegende Beitrag stellt Russlands Umgang mit dem Terrorismus seit 1999 dar und vertritt die Position, dass die Terrorgefahr, die anfangs als eine existenzielle Bedrohung für den russischen Staat und die Nation dargestellt wurde, in den letzten Jahren zu einem bloßen Sicherheitsrisiko herabgestuft wurde. Da sich die russische Führung bezüglich der Ausrichtung ihrer Strategie zur Terrorismusbekämpfung gegenwärtig allem Anschein nach in einer konzeptionellen Sackgasse befindet, schließt die Autorin mit einer pessimistischen Prognose. (…)
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