Finanztransparenz und der Eurovision Song Contest in Kiew

Mit dem Sieg der ukrainischen Sängerin Jamala beim Eurovision Song Contest 2016 in Stockholm erhielt die Ukraine das Recht den Contest 2017 zu veranstalten. Die für August 2016 angekündigte Verkündigung des Austragungsortes wurde kurzfristig abgesagt. Im September wurde dann Kiew ausgewählt, wobei das Finale am 13. Mai 2017 im International Exhibition Centre stattfinden soll. Die European Broadcasting Union als Veranstalter erklärte im November: »Es gibt Hürden, mit denen sich die Autoritäten befassen müssen, um sicherzustellen, dass das Projekt schnell vorankommt.« Man sei »etwas in Sorge, dass die Zeit knapp wird«. Am 10. Februar 2017 traten dann zentrale Mitglieder des Kiewer Produktionsteams aus Protest gegen die Blockade durch das staatliche ukrainische Fernsehen als lokalen Ausrichter des Contest zurück.Ein großes Problem war die Organisation des Ticketverkaufs. Die exklusive Vergabe der Verkaufsrechte an die Agentur concert.ua wurde vom ukrainischen Anti-Monopol-Komitee als unfair und überhastet kritisiert. Der implizite Vorwurf bezieht sich auf das Risiko des Insider-Handels. Die Mehrheit der Eintritts-karten wird dabei direkt an Schwarzhändler verkauft, die die Tickets dann für ein Vielfaches des Preises weiterverkaufen. Der Kartenverkauf, der in der Regel vor Weihnachten beginnt, wurde dieses Mal erst am 14. Februar online freigeschaltet. Ein Test bei der Verkaufsagentur concert.ua durch die Redaktion der Ukraine-Analysen führte am 15. Februar mehrfach zur Anzeige: »We are offline now, but You can leave a message.« Zur gleichen Zeit kostete das billigste Ticket für das Finale beim Online-Ticketportal Viagogo 177,51 Euro, während der niedrigste offizielle Verkaufspreis bei 8 Euro lag. Wir dokumentieren im Folgenden erste Stellungnahmen.

Die Redaktion der Ukraine-Analysen

Offizielle Ankündigung der European Broadcasting Union als Veranstalter, 14. Februar 2017

Tickets for the 2017 Eurovision Song Contest are now on sale via the website of the official ticketing partner Concert.ua today. As is now customary, fans will have their own quota of tickets, organised through the national fan clubs across Europe. The online sale kicked off at 19:15 CET with prices starting at 8 euros. […]

Some customers have reported that they have experienced difficulties with payment. Existing cases will be processed by the ticket operator within 24 hours. For further information regarding payment contact the customer services team at Way For Pay.

Kommentare von Nutzern unter der Ankündigung (Auswahl)

Eurovision fan • Wednesday, February 15, 2017 1:21 PM

I guess I know what happened last night. I am from a neighbour country and I was 2600+ in a row. The first thousand of people standing in queue was the so called “insiders”—reppresentatives [sic] of intermediary companies. They bought the biggest part of tickets and not by cards, but via terminals in Ukraine. They had 24 hours to pay for them. Today morning those tickets that costed [sic] 50 Euros were sold by these companies with 350–600 Euros. So, 50 Euros to pay via terminal, and the rest are receipts. All our payments via cards failed. They made a lot of money, but we left without any ticket. It’s a big pity!!! Don’t be surprised when the whole ESC will be a big mess!!! It may happen that you will come with your ticket and find out another person with the same ticket to the same seat.

Andy • Tuesday, February 14, 2017 10:56 PM

The exact same happened to me. 1st email: Payment under review (WayForPay) 2nd email: payment accepted and tickets attached (concert.ua) 3rd email: payment declined (WayForPay)—after reaching out to my bank, they told me that everything is ok from their end, but that the payment website didn’t process the payment correctly. Now no one picks up their phone.

So I have the tickets now but no money was taken from my bank account. It looks like this happened to most people?!

Quelle: <http://www.eurovision.tv/page/news?id=tickets_for_the_2017_eurovision_song_contest_go_on_sale>

n-tv.de, 15. Februar 2017

Doch wer abwartete, bis zum eigentlichen Bestellvorgang durchgelassen zu werden, musste dann natürlich trotzdem feststellen, dass Finaltickets nicht mehr zu kriegen waren. Unterdessen glühten bei Ticket-Resellern – die freundliche Umschreibung für den Internet-Schwarzmarkt – bereits die Drähte für den Wiederverkauf von Karten zu Mondpreisen. Dort landen jedes Jahr Tickets für den ESC. Dass dies jedoch in dieser Masse schon zeitgleich zum offiziellen Verkaufsstart passierte, lässt sich zumindest als ungewöhnlich bezeichnen.

Quelle: <http://www.n-tv.de/leute/Die-Ukraine-kriegt-s-nicht-gebacken-article19703990.html>

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