Von Gerhard Simon
Zusammenfassung
Die Volkszählung von 2001 zeigt einen Anstieg des ukrainischen und entsprechend einen Rückgang des russischen und russischsprachigen Bevölkerungsanteils seit 1989. Verbreitung und Ansehen der ukrainischen Sprache haben zugenommen. Dennoch hat das Russische im Osten und Süden des Landes im öffentlichen Raum eine beherrschende Stellung behalten. Besonders weitgehend ist die Ukrainisierung des Bildungswesens fortgeschritten. In den Massenmedien und der Popkultur überwiegt dagegen das Russische. In den vergangenen 15 Jahren ist es nicht zu Dauerkonflikten in der Sprachenfrage gekommen, aber es gibt ein latentes Konfliktpotenzial. Zwar reagiert die Bevölkerung in weiten Teilen des Landes gelassen im Sprachenstreit, aber insbesondere im Osten und Süden sind die postsowjetischen Eliten in Krisensituationen in der Lage, die Sprachenfrage für die eigenen politischen Belange zu instrumentalisieren.