Von der Redaktion

Der anhaltende landwirtschaftliche Strukturwandel verdeutlicht die zuneh­mende Rolle großbetrieblicher industrialisierter Produktionsformen. Insbesondere in den letzten zwanzig Jahren haben sich in der Ukraine – und nicht nur dort – Betriebstypen herausgebildet, die mit dem traditionellen Er­scheinungsbild eines landwirtschaftlichen Betriebes westeuropäischer Prägung wenig gemein­sam haben. Hauptkennzeichen dieser neuen landwirtschaftlichen Betriebsformen ist zum einen ihre enorme Größe, teilweise werden mehrere hunderttausend Hektar bewirtschaftet. Zum an­deren handelt es sich zumeist um hochintegrierte Unternehmensstrukturen, die verschiedene Produktions- und Verarbeitungsstufen vereinen. Solche Megafarmen – auch Agrarholdings oder Agroholdings genannt – haben be­trächtlichen Anteil an der landwirtschaftlichen Produktion in der Ukraine und sind aktive Player auf dem Weltmarkt. Die Beiträge dieser vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) herausgebrachten Ausgabe betrachten verschiedene Facetten dieses Megafarmphänomens.

Wie kommen diese enormen Betriebsgrößen der ukrainischen Agrarholdings zustande? Welche Beweggründe stecken hinter diesem Expansionskurs und welche Konsequenzen hat dieser vor allem auf betrieblicher Ebene? Diesen Fragen sind Igor Ostapchuk und Taras Gagalyuk nachgegangen. In ihrem Beitrag zum Akquisitionsverhalten ukrainischer Agrarholdings stellen sie ihre Ergebnisse vor und wagen einen Ausblick, wie sich die Wachstumsstrategie der Agrarholdings im Zuge der aktuellen Liberalisierung des Bodenmarktes ändern könnte.

Der zweite Beitrag nimmt sich mit der Geflügelwirtschaft ein Teilsegment der ukrainischen Landwirtschaft vor. Hier handelt es sich um einen hoch konzentrierten Sektor mit einer nahezu monopolistischen Marktstruktur, die von einem Großunternehmen beherrscht wird. Olga Polonska und Oleksandr Perekhozhuk zeigen die Handelsentwicklungen in diesem Sektor auf, der sich seit Mitte der 2000er Jahre durch massive Expansion in der industriellen Geflügelhaltung von einem Nettoimporteur zu einem Nettoexporteur gewandelt hat.

Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre.

Franziska Schaft, Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO)

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Analyse

Internationale Verantwortung der Getreidenationen – die Ukraine in der Pflicht

Von Stephan von Cramon-Taubadel
Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO muss die globale Agrarproduktion bis zum Jahr 2050 um 70% gesteigert werden, damit eine Weltbevölkerung von schätzungsweise 9,3 Milliarden Menschen ernährt werden kann. In diesem Zusammenhang kommt der Ukraine eine besondere Verantwortung zu. Die Ukraine konnte ihre Getreide- und Ölsaatenexporte seit der Jahrtausendwende stark ausweiten und somit in den letzten Jahren etwa 10% aller Getreideexporte weltweit auf sich vereinigen. Experten halten eine weitere Steigerung der Getreideproduktion in der Ukraine um über 25 Mio. Tonnen in den nächsten zehn Jahren für realisierbar. (…)
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Analyse

Agrarwirtschaft der Ukraine: aktuelle Situation und Entwicklungsperspektiven

Von Vera Belaya
Sowohl die EU als auch Russland sind wichtige Agrarhandelspartner für die Ukraine. Durch die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der EU bekommt die Ukraine ohne Zweifel die einzigartige Chance, einer der Schlüsselspieler auf den internationalen landwirtschaftlichen Märkten zu werden. Russland sieht jedoch die europäische Politik im Hinblick auf das Assoziierungsabkommen als eine Bedrohung für seine traditionelle Einflusssphäre im Bereich Wirtschaft und befürchtet, dass Waren aus der EU über die Ukraine zollfrei nach Russland eingeführt werden könnten und damit hohe Einnahmeverluste für die russische Wirtschaft verursachen würden. Der Artikel befasst sich mit den Entwicklungsperspektiven der Agrarwirtschaft in der Ukraine in einer neuen geopolitischen Situation.
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