Analyse Von Nozilakhon Mukhamedova
Den traditionellen Familienwerten entsprechend werden Frauen in zentralasiatischen Gesellschaften als Fürsorgerinnen im Haus der Familie betrachtet, während Männer ihre Ehefrauen, Mütter und Töchter ernähren und beschützen sollen. In vielen höher entlohnten landwirtschaftlichen Tätigkeiten überwog zu Zeiten der Sowjetunion dementsprechend die Beschäftigung von Männern, insbesondere in der Verwaltung und Durchführung der künstlichen Bewässerung. Heute hingegen liegt der Frauenanteil in der Landwirtschaft Zentralasiens schätzungsweise bei 60%. Frauen sind zunehmend bereit und fähig, in traditionell männlich geprägte Berufsfelder einzusteigen. Der Bruch mit der männerdominierten Gesellschaft und den patriarchalischen Werten resultierte aus wirtschaftlichen Verwerfungen nach der Unabhängigkeit der zentralasiatischen Republiken Anfang der neunziger Jahre, die die Männer zur Suche nach Einkommensmöglichkeiten im Ausland zwangen. (…)
Zum Artikel Analyse Von Anja Franke-Schwenk
Herrschaft ist in den zentralasiatischen Republiken traditionell und bis heute männlich dominiert, die ehemalige kirgisische Präsidentin Rosa Otunbajewa bestätigt als Ausnahme die Regel in der langen Reihe der Präsidenten, Premierminister und anderer Führungspersonen. Umso auffälliger ist Präsenz und Stellung der Töchter der Präsidenten Kasachstans, Usbekistans und in abgeschwächter Weise Tadschikistans. Der biologische Zufall, Nursultan Nasarbajew und Islam Karimow haben keine Söhne, hat die Töchter in eine außergewöhnliche politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Lage gebracht, die aber, wie die Autorin zeigt, nicht ohne Tücken ist. Auch wenn sie zu den reichsten Frauen der Welt gehören, müssen Präsidententöchter sich in ihren politischen Aktivitäten stets absolut loyal zu ihrem Vater verhalten, wollen sie ihre Position behalten.
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