Analyse Von Togzhan Kassenova
Der Osten Kasachstans wurde Mitte der 1940er Jahre zum Zentrum des sowjetischen Atombombenprojektes, in Semipalatinsk entstand das größte Kernwaffentestgelände der Sowjetunion. Zwischen 1949 und 1989 wurden ohne Rücksicht auf die lokale Bevölkerung in Semipalatinsk Hunderte Kernwaffentests durchgeführt, deren verheerende Folgen für Mensch und Umwelt von der sowjetischen Führung jahrzehntelang verschwiegen wurden. Während der Öffnung unter Gorbatschow ist in der späten Sowjetrepublik Kasachstan eine internationale Anti-Atom-Bewegung entstanden, die entscheidende Impulse für den Weg der Denuklearisierung setzen konnte, den Kasachstan nach der Unabhängigkeit eingeschlagen hat. Nach dem Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag 1993 ist Kasachstan seit 1995 atomwaffenfrei und hat die Bemühungen um eine Welt ohne Kernwaffen seitdem zu einem Eckpfeiler der Außenpolitik gemacht. Mehrgenerationale gesundheitliche Folgen und anhaltende Traumata manifestieren das atomare Erbe Kasachstans, das bis heute die Debatten über mögliche Formen der zivilen Nutzung von Kernenergie prägt.
Zum Artikel Analyse Von Magnus Marsden, Vera Skvirskaja
Das Leben in den Städten Zentralasiens hat in den vergangenen dreißig Jahren einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Vor allem haben sich das Ausmaß und die Konstellationen kultureller und religiöser Vielfalt verändert. Häufig wird angenommen, dass der urbane Raum für gegenseitige Abhängigkeiten und komplexe Formen des Zusammenlebens nach dem Zerfall der Sowjetunion abgenommen hat. Als Grund gilt die Binnenmigration vom Land in die Städte bei gleichzeitiger Auswanderung ethnoreligiöser Minderheiten. Der Beitrag untersucht, wie vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen neue Formen der Vielfalt in den urbanen Zentren Zentralasiens entstanden sind. (…)
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