Analyse Von Murad Nasibov
Der Mittelkorridor verbindet China und Europa über Zentralasien, den Südkaukasus, das Schwarze Meer und die Türkei. Ursprünglich als Infrastrukturkonzept in den 2000er Jahren entwickelt, hat er sich inzwischen zu einem geopolitischen Projekt zur Umgestaltung der regionalen Ordnung in Eurasien gewandelt. Diese Entwicklung wird vor allem durch den Niedergang der russischen Hegemonie im postsowjetischen Raum und durch die wachsende regionale Diplomatie geprägt. Länder wie Aserbaidschan, Kasachstan und Usbekistan nutzen diese Dynamik, um ihren außenpolitischen Handlungsspielraum und ihre strategische Autonomie auszubauen. Der Mittelkorridor symbolisiert damit den Übergang von einer hierarchischen postsowjetischen Integration zu einer vernetzten und pluralistischen Ordnung regionaler Staaten. (…)
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Analyse Von Martin Yanev
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 ist die Transkaspische Internationale Transportroute, auch Mittelkorridor genannt, die wichtigste landgestützte Alternative zur seitdem durch Sanktionen blockierten nördlichen Eurasischen Landbrücke. Dabei nimmt Bulgarien für den Mittelkorridor eine zentrale geoökonomische Position ein. Die Lage des Landes am Schwarzen Meer, seine EU- und NATO-Mitgliedschaft sowie seine Integration ins Transeuropäische Verkehrsnetz (TEN-T) machen es zum primären Logistikknoten zwischen Europa, dem Südkaukasus, Zentralasien und China. Aufgrund der Suche nach neuen Energie- und Rohstoffquellen für Europa avanciert der Mittelkorridor von einer Handels- und Transportroute zu einem strategischen Projekt mit gesamteuropäischer Dimension. Bulgarien reagiert darauf mit der Modernisierung seiner Infrastruktur, einer Erhöhung der Umschlagkapazitäten der Häfen Warna und Burgas sowie der Vereinfachung von Zollverfahren. (…)
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