Schüsse auf Chorog – Macht und Ohnmacht in Tadschikistan

Von Joshua Kunitz [Pseudonym]

Zusammenfassung
Im Juli dieses Jahres besetzten tadschikische Regierungstruppen die Hauptstadt des Autonomen Gebietes Berg-Badachschan (GBAO) nachdem sie sie zuvor unter schweren Beschuss genommen hatten. Laut offiziellen Angaben sollten so vier »kriminelle Anführer« und deren Gefolgsleute verhaftet werden, vor allem Tolib Ajombekow, den man für die Ermordung des Geheimdienstchefs des Gebietes einige Tage zuvor verantwortlich machte. Doch die Aktion schlug fehl. Nicht nur blieben die Gesuchten auf freiem Fuß, es kam in den folgenden Tagen und Wochen auch immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Der Hauptverdächtige stellte sich den Behörden, ein weiterer Verdächtiger wurde bei einem gezielten Angriff auf sein Wohnhaus getötet. Der Besuch von Präsident Rachmon in Chorog am 19./20. September markiert das Ende des Konfliktes, der Mord an Geheimdienstchef Nasarow ist allerdings immer noch ungeklärt. Der folgende Beitrag versucht, diese Ereignisse zu erklären, indem er ihre Hintergründe beleuchtet und sie in einen größeren Zusammenhang stellt.

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Analyse

Zwischen internationalem Elan und innenpolitischer Beharrung. Der kasachstanische OSZE-Vorsitz 2010

Von Anna Kreikemeyer
Die kasachstanische Führung hatte sich in ihrem Streben nach internationaler Profilierung um den OSZE Vorsitz 2009 beworben. Nachdem die Teilnehmerstaaten dem Vorhaben für 2010 zugestimmt hatten, arbeitete Präsident Nasarbajew gezielt auf ein OSZE-Gipfeltreffen in Astana hin. Elf Jahre nach dem letzten OSZE-Gipfel gelang ihm damit eine wichtige Vermittlungsleistung zwischen den Teilnehmerstaaten. Deren Schwierigkeiten dort einen Aktionsplan zu verabschieden, verweisen jedoch auch auf die Grenzen von Nasarbajews Projekt. Ohnehin wurde während des kasachstanischen OSZE-Vorsitzes deutlich, dass es für einen postsowjetischen, semi-autoritären Staat wie Kasachstan nicht einfach ist, seinen internationalen Elan nahtlos mit seiner allenfalls auf graduelle Modernisierung hin orientierten Innenpolitik zu verbinden. (…)
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Analyse

Gerücht und Realität – Kriminalität, Business und Politik in Zentralasien

Von Max Stiller [Pseudonym]
Zwanzig Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit werden die fünf zentralasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken von autoritären Eliten regiert, die die wirtschaftlichen Ressourcen der Region kontrollieren und die staatlichen Strukturen weitgehend ihren Interessen untergeordnet haben. Endemische Korruption hat insbesondere die Exekutive und Judikative zu Erfüllungsgehilfen der dominierenden Eliten degradiert und durch die Abwesenheit jeglicher rechtsstaatlicher Standards ein soziales und politisches Milieu hervorgebracht, in dem Strukturen organisierten Verbrechens Einfluss auf die politischen und wirtschaftlichen Eliten ausüben und in Teilbereichen mit diesen deckungsgleich sind. Die Konvergenz von Politik, Wirtschaft und organisierter Kriminalität kann als eines der wesentlichen Hemmnisse für die politische und wirtschaftliche Entwicklung beschrieben werden. Die folgenden Ausführungen streifen einige der wesentlichen strukturellen Probleme, die sich daraus ergeben.
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