Von Martin Petrick
Zusammenfassung
Mit der »Agribusiness 2020« Strategie hat die kasachstanische Regierung 2013 ein seit der Unabhängigkeit beispielloses staatliches Investitionsprogramm für die Landwirtschaft aufgelegt. Es reiht sich ein in eine Tradition staatlicher Entwicklungskampagnen im nördlichen Getreideanbaugebiet, die vor sechzig Jahren mit dem Auftakt zur Neulanderschließung ihren Anfang nahm. Während die Sowjetunion damals auf eine maximale Ausweitung der Anbauflächen in kürzester Zeit setzte, stehen heute Kapitaltransfers in die Landwirtschaft im Mittelpunkt. Seit der Jahrtausendwende ist es gelungen, das Ertragsniveau im Getreidebau, die landwirtschaftlichen Investitionen sowie die Exporte merklich zu steigern. Angesichts der noch frischen Erinnerung an die schwierigen Transformationsjahre sehen die Menschen diese Wiederbelebung des Neulands vielfach positiv. Doch der staatlich kontrollierte Zugang zu Boden und knappe Arbeitskräfte behindern selbsttragende unternehmerische Initiative ebenso wie die monopolisierten Vermarktungsstrukturen und das Fehlen geeigneter Bildungs- und Beratungseinrichtungen. Die Regierung ist gefordert, leistungsfähigere Entscheidungsstrukturen auf lokaler Ebene zu schaffen und für eine transparente und stärker zielgerichtete Vergabe öffentlicher Mittel zu sorgen.