Grenzen und mobile Viehwirtschaft – ein vernachlässigter Problemzusammenhang in Zentralasien

Von Andrei Dörre

Zusammenfassung
Mobile Viehwirtschaft ist unter den in weiten Teilen Zentralasiens bestehenden natürlichen Bedingungen eine vorteilhafte und deshalb seit Jahrhunderten verbreitete Wirtschaftsform. In vorkolonialer Zeit wie während der Zarenherrschaft und der Epoche des Sozialismus zogen Menschen ungehindert von Herrschaftsoder Verwaltungsgrenzen mit ihrem Vieh in jahreszeitlichem Rhythmus zu ihren Weideplätzen, auch wenn administrative Maßnahmen oder ideologische Vorgaben sie zu sesshafter, besser zu kontrollierender Wirtschaftsweise anhalten sollten. Erst die neuen, viel hermetischer geschlossenen Grenzen der Nachfolgerepubliken der UdSSR stellen unüberwindbare Hindernisse dar und sind Ursachen für zwischenstaatliche Konflikte, aber auch sozio-ökologische Probleme.

PDF-Datei in neuem Fenster anzeigen

Zum Weiterlesen

Analyse

Der Aralsee: Sowjetische Erblast zwischen Agonie und Neubeginn

Von Volker Frobarth, Jenniver Sehring
Die Austrocknung des Aralsees gilt als Sinnbild für die zerstörerischen Folgen der sowjetischen Ideologie der grenzenlosen Ausbeutung der Natur. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion mussten vor allem die beiden Anrainerstaaten Kasachstan und Usbekistan mit den Folgen kämpfen und gemeinsam mit ihren Nachbarstaaten Strategien für eine nachhaltige Entwicklung des Aralseebeckens entwickeln. Dabei engagierte sich auch die internationale Gemeinschaft. Auf regionaler Ebene hat sich die Zusammenarbeit im Rahmen des Internationalen Fonds zur Rettung des Aralsees (IFAS) nach Jahren der Stagnation in den letzten Jahren verstärkt. Auf nationaler Ebene hat Kasachstan erfolgreich den nördlichen Teil des Aralsees wiederbelebt, während die beiden südlichen Restseen weiter austrocknen. (…)
Zum Artikel
Analyse

Jenseits von Übertreibungen und Schlagzeilen. Zur Expansion chinesischer Landwirtschaftsbetriebe nach Tadschikistan

Von Irna Hofman
Chinas Einfluss in seinen zentralasiatischen Nachbarstaaten wächst in raschem Tempo. Seit die One BeltOne Road-Initiative (OBOR) gestartet wurde, mit der Beijings Engagement in Zentralasien und darüber hinaus beschleunigt werden soll, fassen Beobachter praktisch alle staatlichen wie privaten Aktivitäten Chinas in der Region unter diesem abstrakten Konzept zusammen. Chinesische Landwirtschaftsunternehmen in Tadschikistan können als ein Beispiel für die wachsende Vielfalt in der Präsenz Chinas in Zentralasien gelten; bei diesem Thema überschneiden sich Diskussionen um Chinas »globale Investitionen in Grund und Boden« und um OBOR. Über diese abstrakten Einordnungen hinaus zeigt die nachfolgende Analyse, dass chinesische Investitionen in landwirtschaftliche Nutzflächen in Tadschikistan sowohl durch die Dynamik des Wandels im chinesischen Agrarsektor als auch durch die besonderen Rahmenbedingungen der tadschikischen Agrarwirtschaft geprägt werden. Bei den chinesischen Hauptakteuren im Agrarsektor Tadschikistans handelt es sich zudem nicht vorrangig um staatlich gelenkte Unternehmen, sondern um kapitalistische, allerdings partiell an den Staat gebundene Firmen, die sich am Ziel der Gewinnmaximierung orientieren. (…)
Zum Artikel

Logo FSO
Logo DGO
Logo ZOIS
Logo DPI
Logo IAMO
Logo IOS