Landwirtschaftliche Beratungssysteme und Ernährungssicherheit in Tadschikistan

Von Erik Engel, Cristina Simonetti-Techert

Zusammenfassung
Tadschikistan hat das erste Millenniumsentwicklungsziel (MDG 1 = Halbierung der Anzahl mangel- und unterernährter Menschen bis 2015) weit verfehlt. Eine Verbesserung der Ernährungssicherung bedarf u. a. auch einer Förderung der Landwirtschaft – aufgrund der geographischen Gegebenheiten muss diese Unterstützung in Tadschikistan auch in Gebirgsregionen stattfinden, denn dort werden große Teile der lokalen und nationalen Grundnahrungsmittel eingebracht. Landwirtschaftliche Beratungssysteme bieten die Möglichkeit, über Wissenstransfer die Bodenproduktivität zu erhöhen und Klein- und Mittelbauern weitere unterstützende Dienstleistungen anzubieten. Staatliche Beratungsdienste in Tadschikistan funktionieren allerdings u. a. aufgrund der Haushaltsdefizite des Landwirtschaftsministeriums nicht, gebergeförderte Beratungssysteme stellen mit Ende der Förderungen ihre Dienste häufig ein. Kommerzielle Beratung, wie sie seit 2011 in den Baumwollanbaugebieten des Landes aufgebaut wird, scheint daher ein erfolgversprechender Ansatz, um qualitativ hochwertige, kundenorientierte Dienstleistungen gegen angemessene Bezahlung anzubieten. Erhebungen in Rascht und Muminabad 2014 deuten darauf hin, dass Bauern auch in Bergregionen mit schwierigeren Produktions- und Absatzbedingungen bereit und in der Lage wären, für solche Dienstleistungen und begleitende Angebote und Produktionsmittel zu zahlen. Kommerzielle Beratungsdienste sollten also verstärkt ein Element der Agrarförderung in Tadschikistan werden.

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Analyse

Regionale Afghanistan-Politik reloaded. Bestehende Kooperation zwischen Afghanistan und seinen nördlichen Nachbarn Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan und ihre Zukunftspotentiale

Von Bernd Kuzmits
Die neue amerikanische Afghanistan-Strategie sieht nicht nur eine Aufstockung des Truppenkontingents vor, sondern sie setzt auch – von Beobachtern wenig beachtet – auf einen regionalen Ansatz. Der vorliegende Beitrag untersucht, wie es um die regionalen Verbindungen zwischen Afghanistan und seinen zentralasiatischen Nachbarstaaten bestellt ist und wo Ansätze für notwendige Verbesserungen liegen – mit einem nur wenig optimistischen Ausblick.
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Analyse

Operation Roghun. Geschichte und Gefahren eines schwelenden Konflikts

Von Marcus Bensmann
Zentralasien droht die Eskalation eines Wasserstreites zwischen Usbekistan und Tadschikistan. Die tadschikische Regierung bemüht sich, das aus der Sowjetzeit stammende Projekt des Wasserkraftwerkes von Roghun zu realisieren, um so nicht nur die permanente Energiekrise des Landes zu lösen, sondern auch Optionen für den Export von Strom nach Afghanistan und Pakistan zu haben. Die Führung Usbekistans hingegen fürchtet um einen ungehinderten Wasserzufluss und will den Bau von Roghun verhindern. Ton und Verhalten der involvierten Akteure beider Staaten verschärften sich im Laufe dieses Jahres, während die Weltbank an einer Machbarkeitsstudie arbeitet, deren Fertigstellungsdatum vom Kooperationswillen der beteiligten Staaten abhängt. Weder Usbekistan noch Tadschikistan zeigen bisher Bereitschaft an einem bilateralen Lösungsansatz im Wasserstreit. (…)
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