Belarus-Analysen

Ausgabe 37 (31.05.2018) — DOI: 10.31205/BA.037.02, S. 9–13

Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in Belarus

Von Kristiane Janeke

Zusammenfassung
Im Jahr 2018 gibt es eine Reihe von sehr unterschiedlichen Jahrestagen und Ereignissen, die von der Aktualität des Themas Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in Belarus zeugen: 75 Jahre seit der Ermordung der Bewohner und Vernichtung des Dorfes Chatyn, die Erweiterung des Gedenkkomplexes auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Malyj Trostenez (belar.: Maly Traszjanez) sowie 100 Jahre Belarussische Volksrepublik (belar.: BNR). Hinzu kommt der Baubeginn eines neuen Gebäudes für das Nationale Historische Museum. Diese Ereignisse sind Anlass, einen Blick auf das öffentliche Erinnern in Belarus zu werfen.

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Lesetipps / Bibliographie

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Artikel

Antirevolutionäre Revolutionserinnerungspolitik: Russlands Regime und der Geist der Revolution

Von Il’ja Kalinin
Russlands Führung steht im Jahr 2017 vor einer Herausforderung: Sie muss Erinnerung an die Oktoberrevolution in ein Geschichtsbild verpacken, das Revolutionen als solche ablehnt. Ihre zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. Doch es geht nicht um den Bürgerkrieg 1917–1920. Die Vergangenheit ist nur vorgeschoben. Es geht darum, jede Form von Kritik am heutigen Regime als Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens zu diffamieren und mit dem Stigma zerstörerischer revolutionärer Tätigkeit zu belegen. (…)
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Analyse

Das alternative Belarus und das marginalisierte Andere: Zu Ausgrenzungstendenzen im nationalkonservativen Lager der belarussischen Opposition

Von Filip Busau
Der vorliegende Beitrag problematisiert das Bild der belarussischen Nation, das von der belarussischen politischen Opposition angeboten wird. Es handelt sich weniger um ein konkretes politisches Programm einzelner Parteien, sondern vielmehr um Umrisse eines Konzepts, die aus Stellungnahmen ihrer Anführer, Vertreterinnen und Vertreter ersichtlich werden. Dabei wird vor allem untersucht, wie sich einzelne Vertreter des sogenannten »Belarussischen Unabhängigen Blocks«, also des konservativen, national-christdemokratischen, mitte-rechts bis rechts orientierten Teils der Opposition, in Bezug auf Gruppen positionieren, die unter dem derzeitigen Regime in Belarus in besonderem Maße verschiedenen Formen von Diskriminierung ausgesetzt sind. Es soll aufgezeigt werden, dass diese Teile der Opposition hier denselben Leitlinien folgen wie die dominierenden politischen Strukturen im Land, denen sie sich entgegenstellen. Sie bieten damit keine Alternative zur Überwindung der in der belarussischen Gesellschaft vorhandenen Diskriminierungsmuster. (…)
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