Lustration in Polen – der Umgang mit der Volksrepublik

Von Andrzej Grajewski

Zusammenfassung
Die Lustration, d.h. die Durchleuchtung der Vergangenheit, ist eines der Elemente der Abrechnung mit der Vergangenheit eines totalitären Staates, wie die Volksrepublik Polen einer war. Seit vielen Jahren tobt in Polen um diese Aufgabe ein heftiger politischer Streit. Darüber hinaus weckt diese Angelegenheit auch in der Gesellschaft große Emotionen. Im Laufe der Jahre haben sich die rechtlichen Grundlagen der Lustration und die Methode ihrer Durchführung einige Male geändert. Neben der juristischen und politischen Dimension ist die Lustration auch in einen moralischen Kontext eingebettet, ist sie doch der Versuch, die Mechanismen des totalitären Staates aufzudecken, der über Jahrzehnte das Leben von Millionen von Polen negativ beeinflusst hatte.

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Artikel

Antirevolutionäre Revolutionserinnerungspolitik: Russlands Regime und der Geist der Revolution

Von Il’ja Kalinin
Russlands Führung steht im Jahr 2017 vor einer Herausforderung: Sie muss Erinnerung an die Oktoberrevolution in ein Geschichtsbild verpacken, das Revolutionen als solche ablehnt. Ihre zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. Doch es geht nicht um den Bürgerkrieg 1917–1920. Die Vergangenheit ist nur vorgeschoben. Es geht darum, jede Form von Kritik am heutigen Regime als Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens zu diffamieren und mit dem Stigma zerstörerischer revolutionärer Tätigkeit zu belegen. (…)
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Analyse

Willy Brandt und Polen. Gemeinsames Gedenken der Präsidenten Komorowski und Wulff am 7. Dezember 2010 in Warschau

Von Reinhold Vetter
Mit ihrem gemeinsamen Auftritt am 7. Dezember 2010 in Warschau haben der polnische Staatspräsident Bronisław Komorowski und Bundespräsident Christian Wulff an ein entscheidendes Datum der deutsch-polnischen Zeitgeschichte erinnert. Die zutiefst menschliche und moralische Geste des Kniefalls Willy Brandts am Denkmal für die Helden des Aufstands im jüdischen Ghetto vor vierzig Jahren zählt zu den zentralen »europäischen Erinnerungsorten«. Der ebenfalls am 7. Dezember 1970 unterzeichnete deutsch-polnische »Normalisierungsvertrag« war ein erster wichtiger Schritt auf dem langen Weg zur endgültigen völkerrechtlichen Anerkennung der polnischen Westgrenze. (…)
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