Die polnische Geschichtspolitik nach 1989

Von Krzysztof Ruchniewicz

Zusammenfassung
Der Terminus »Geschichtspolitik« ist einer der vielen Begriffe, die in die gegenwärtige politische Debatte – oder eher Auseinandersetzung – in Polen Einzug gehalten haben und immer größere Kontroversen hervorrufen. Dazu kam es aufgrund der Art und Weise, wie dieser Begriff von den rechten Parteien, die in den letzten zwei Jahren die Regierung stellten, angewendet wird, insbesondere von Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS). In verschiedenen öffentlichen Äußerungen der PiS in den Jahren 2004 – 2006 fiel als unumstößliches Axiom die Feststellung, dass Polen bis zu diesem Zeitpunkt keine Geschichtspolitik gehabt habe. Dies soll zu bedauerlichen Folgen im gesellschaftlichen Leben und im Außenbild Polens geführt haben. Geäußert wurden auch deutlich negative Bewertungen über die junge Generation, dass sie weniger patriotisch als die vorangegangene sei und dass ihr sogar der Verlust der nationalen Identität drohe. Da wieder mit Vergnügen verkündet wird, dass historia magistra vitae est, ist die Frage umso aktueller geworden, was und wie man sie lehren soll.

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Artikel

Antirevolutionäre Revolutionserinnerungspolitik: Russlands Regime und der Geist der Revolution

Von Il’ja Kalinin
Russlands Führung steht im Jahr 2017 vor einer Herausforderung: Sie muss Erinnerung an die Oktoberrevolution in ein Geschichtsbild verpacken, das Revolutionen als solche ablehnt. Ihre zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. Doch es geht nicht um den Bürgerkrieg 1917–1920. Die Vergangenheit ist nur vorgeschoben. Es geht darum, jede Form von Kritik am heutigen Regime als Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens zu diffamieren und mit dem Stigma zerstörerischer revolutionärer Tätigkeit zu belegen. (…)
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Analyse

Das Jahr 1989 – nach 20 Jahren: die öffentliche Meinung und der politische Streit

Von Andrzej Paczkowski
Der seit vielen Monaten andauernde Streit um die Art und Weise und den Ort der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Falls des Kommunismus in Polen hat sich in einen regelrechten Krach an der politischen Spitze ausgeweitet. Die Meinungsumfragen zeigen allerdings, dass die große Aufregung der Politiker und der Medien von keinem größeren Engagement der Bevölkerung begleitet wurde. Nach Umfragen vom November 2008 wurde der »Sturz des Kommunismus« zwar als wichtigstes Ereignis in der Geschichte Polens der letzten 100 Jahre bezeichnet (24 %) und sogar 40 % bewerteten die Verhandlungen am Runden Tisch als das bahnbrechende Ereignis für den Niedergang des Kommunismus, aber ein Großteil der Polen zeigt sich demgegenüber reserviert: Um die 31 % gaben »Gleichgültigkeit« als Einstellung gegenüber dem Runden Tisch an, und die Bewertung »schwer zu sagen«, die 16 % nannten, ist ebenfalls als Ausdruck von Gleichgültigkeit zu werten
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