Beschluss des Sejm vom 25. Mai 2017 zum Jahr des 100. Jubiläums der Unabhängigkeit Polens

Beschluss des Sejm der Republik Polen vom 25. Mai 2017 über die Festsetzung des Jahres 2018 als Jahr des 100. Jubiläums der Wiedererlangung der Unabhängigkeit durch Polen

Am 11. November 1918 erfüllte sich der Traum von Generationen von Polen – der Polnische Staat wurde neu geboren. Nach den Teilungen und 123 Jahren Unfreiheit, Russifizierung und Germanisierung sowie nach großen Aufständen kehrte das freie Polen auf die Weltkarte zurück. Aus dieser historischen Probe ging unsere Nation dank derer siegreich hervor, die standhaft geblieben waren. Das symbolische Datum des 11. November hat sich fest in die nationale Tradition verwurzelt.

Die Wiedererlangung der Unabhängigkeit wurde herbeigeführt durch den Kampf voller Hingabe und Heldentum nicht nur auf den Schlachtfeldern, sondern auch im täglichen Ringen um die geistige Erziehung und materielle nationale Substanz sowie im täglichen Beharren der polnischen Familien. Sie vollzog sich auch deshalb, weil die Menschen, die unterschiedliche Unabhängigkeitslager repräsentierten, das linke, das nationale, das bäuerliche, fähig waren, sich in den wichtigsten Angelegenheiten zu verständigen.

Der Sejm der Republik Polen erweist den Generationen seine Ehrerbietung, dank derer Polen die Unabhängigkeit wiedererlangt hat. Er hält das Andenken der Verteidiger der Verfassung vom 3. Mai [1791, d. Übers.] in Ehren, der Soldaten des Kościuszko-Aufstands [1794, d. Übers.] und weiterer nationaler Aufstände. Er hält das Andenken der polnischen Legionäre in Ehren und aller, die im Ersten Weltkrieg und in den Jahren 1918 bis 1921 gekämpft haben: die Verteidiger Lwóws [Lemberg/Lwiw, d. Übers], die Soldaten des Großpolnischen Aufstands und der Schlesischen Aufstände sowie die Helden des polnisch-bolschewistischen Krieges, die die junge Unabhängigkeit verteidigten.

Dankbarkeit gebührt auch denen, die nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit die Mühe des Aufbaus eines starken und modernen Staates, der Zweiten Republik, auf sich nahmen.

Der Sejm der Republik Polen erklärt das Jahr 2018 zum Jahr des 100-jährigen Jubiläums der Wiedererlangung der Unabhängigkeit durch Polen. Er gibt ebenfalls der Hoffnung Ausdruck, dass die Polen nach dem Vorbild der Väter der Unabhängigkeit, Józef Piłsudski, Roman Dmowski, Ignacy Paderewski, Wincenty Witos, Wojciech Korfanty und Ignacy Daszyński, die Konflikte beilegen, um gemeinsam dieses freudige Jubiläum in Einheit und Versöhnung zu feiern.

Der Sejmmarschall

Marek Kuchciński

Übersetzung aus dem Polnischen: Silke Plate

Quelle:< http://orka.sejm.gov.pl/proc8.nsf/uchwaly/1511_u.htm> (abgerufen am 19.03.2018).


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Analyse

1918 in Polen: Ereignis, Erinnerung, Jubiläum

Von Peter Oliver Loew
Das Jahr 1918 ist wesentlicher Bezugspunkt für aktuelle polnische Identitätsdiskurse. Der Beitrag schildert knapp die zur Wiederentstehung Polens führenden Ereignisse und stellt dar, wie im vergangenen Jahrhundert daran erinnert wurde oder welche Anstrengungen unternommen wurden, sie zu verdrängen, insbesondere um die Rolle von Józef Piłsudski zu marginalisieren. Gerade in den vergangenen Jahren ist der Unabhängigkeitstag am 11. November zu einem Aufeinandertreffen von nationalistischen bis neofaschistischen und liberalen bis alternativen Geschichtsentwürfen geworden. Die Jubiläumsfeiern des Jahres 2018 werden von einem Komitee unter der Schirmherrschaft von Präsident Andrzej Duda als überparteiliche Abfolge zahlloser Veranstaltungen geplant, könnten aber Gefahr laufen, politisch instrumentalisiert zu werden, zumal im Herbst auch die Kommunalwahlen stattfinden werden. (…)
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