Die Zivilgesellschaft in Polen: Genese, Entwicklung, Dilemmata

Von Piotr Gliński

Zusammenfassung
Der Artikel stellt die Genese und Ausgestaltung der Zivilgesellschaft in Polen dar. Die Genese der polnischen zivilgesellschaftlichen Strukturen ist mit der Entstehung der politischen Opposition in den 1970er Jahren verbunden. Die Entwicklung der Zivilgesellschaft fand nach 1989 in Polen in verschiedenen Bereichen statt: auf der Ebene der lokalen Gesellschaften, im Bereich der informellen Bewegungen und Initiativen, auf der Ebene der individuellen zivilgesellschaftlichen Aktivität sowie im Sektor der Nichtregierungsorganisationen. Im Laufe der 1990er Jahre kam es zu einer Stabilisierung zivilgesellschaftlicher Aktivitäten auf einem recht niedrigen Niveau, einem der niedrigsten in Europa. Die Blockaden ihrer Entwicklung sind u.a in der negativen Rolle der Eliten und der verschiedenen anti-zivilgesellschaftlichen Interessengruppen zu suchen, auch in der Schwäche der demokratischen Institutionen, in kulturell-axiologischen Bedingungen und in inneren Problemen des sog. Dritten Sektors. Hoffnung auf Überwindung dieser Barrieren und auf eine Weiterentwicklung der polnischen Zivilgesellschaft bietet der gegenwärtige institutionelle Wandel außerhalb und teilweise auch innerhalb des zivilgesellschaftlichen Sektors.

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Artikel

Antirevolutionäre Revolutionserinnerungspolitik: Russlands Regime und der Geist der Revolution

Von Il’ja Kalinin
Russlands Führung steht im Jahr 2017 vor einer Herausforderung: Sie muss Erinnerung an die Oktoberrevolution in ein Geschichtsbild verpacken, das Revolutionen als solche ablehnt. Ihre zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. Doch es geht nicht um den Bürgerkrieg 1917–1920. Die Vergangenheit ist nur vorgeschoben. Es geht darum, jede Form von Kritik am heutigen Regime als Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens zu diffamieren und mit dem Stigma zerstörerischer revolutionärer Tätigkeit zu belegen. (…)
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Analyse

Willy Brandt und Polen. Gemeinsames Gedenken der Präsidenten Komorowski und Wulff am 7. Dezember 2010 in Warschau

Von Reinhold Vetter
Mit ihrem gemeinsamen Auftritt am 7. Dezember 2010 in Warschau haben der polnische Staatspräsident Bronisław Komorowski und Bundespräsident Christian Wulff an ein entscheidendes Datum der deutsch-polnischen Zeitgeschichte erinnert. Die zutiefst menschliche und moralische Geste des Kniefalls Willy Brandts am Denkmal für die Helden des Aufstands im jüdischen Ghetto vor vierzig Jahren zählt zu den zentralen »europäischen Erinnerungsorten«. Der ebenfalls am 7. Dezember 1970 unterzeichnete deutsch-polnische »Normalisierungsvertrag« war ein erster wichtiger Schritt auf dem langen Weg zur endgültigen völkerrechtlichen Anerkennung der polnischen Westgrenze. (…)
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