Die deutsche Minderheit in Polen

Von Markus Waschinski

Zusammenfassung
Nach der Wende 1989 und den Vereinbarungen vom Runden Tisch, die die Demokratisierung Polens einleiteten, konnte sich Anfang der 1990er Jahre auch die deutsche Minderheit – DMi (Mniejszość Niemiecka – MN) in Kulturvereinen und Verbänden organisieren. In verschiedenen Landesteilen trat sie 1991 mit Listen zu den ersten freien Wahlen zu Sejm und Senat nach dem Krieg an. Sieben deutsche Abgeordnete zogen damals ins Parlament ein. In den darauffolgenden Wahlperioden sank die Stimmenzahl bei Parlamentswahlen kontinuierlich. Dennoch blieb die Unterstützung im Oppelner Schlesien, dem Siedlungsschwerpunkt der DMi in Polen, auf einem Niveau, das ihr zwischen 1997 und 2007 stets zwei Sitze im Warschauer Parlament sicherte. Die vorgezogenen Neuwahlen am 21. Oktober 2007 ergaben jedoch eine neue Situation. Nur noch ein Abgeordneter der Deutschen errang ein Mandat. Die Gründe für die rückläufige Unterstützung sind unterschiedlich: die Arbeitsmigration in den Westen, die Wahl als Referendum für den Machtwechsel in Warschau zu Gunsten der Bürgerplattform (Platforma Obywatelska – PO), eine ineffektiv geführte Wahlkampagne sowie eine schwache Identifikation mit den (politischen) Organisationsstrukturen der DMi, insbesondere unter jungen Menschen. Auf der Selbstverwaltungsebene in der Region Oppeln hingegen ist die DMi in allen Körperschaften immer noch etabliert. Im Landtag der Woiwodschaft ist sie bereits seit 1998 in dritter Kadenz als Partner an verschiedenen Regierungskoalitionen beteiligt und bekleidet zurzeit mit dem Vize-Marschall das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der gewählten Exekutive.

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Lesetipps / Bibliographie

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Analyse

Die Geschichte aus der Perspektive der Bürger der Visegrád-Staaten – Verklärung der Vergangenheit oder gesellschaftliche Amnesie?

Von Małgorzata Fałkowska-Warska
Die Bürger der Staaten der Visegrád-Gruppe (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) wissen nicht viel über bedeutende Persönlichkeiten der Nachbarländer. Die Polen sind eindeutig führend, was Optimismus, eine positive Bewertung der letzten beiden Jahrzehnte und den Stolz auf die eigene Geschichte angeht. In der Beurteilung der negativen Episoden der eigenen Geschichte gehen die Einschätzungen in den Visegrád- Staaten stark auseinander. Das Wissen über die eigene Geschichte und über einander, über die geographische und kulturelle Nähe sowie über die historischen Verbindungen der vier Staaten in der Mitte Europas ist nicht weit verbreitet.
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Analyse

Tadeusz Mazowiecki – Politik und Werte

Von Thomas Behrens
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