Analyse Von Thomas Urban
Trotz der Nähe vieler ihrer Würdenträger und Ortspfarrer zur bisherigen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS) nimmt der Einfluss der katholischen Kirche Polens auf die Gesellschaft rapide ab. Die Bischöfe finden keine Antwort auf die Säkularisierungswelle, die vor allem die jüngere Generation erfasst. Medienberichte über Sittenskandale im höheren Klerus tragen ihren Teil dazu bei. Überdies hat Papst Franziskus wegen der Vertuschung von pädophilen Straftaten Geistlicher über mehrere Bischöfe kanonische Strafen verhängt, was beispiellos in der Geschichte Polens ist.
Zum Artikel Artikel Von Marta Bucholc, Maciej Komornik
Die seit Ende 2015 in Polen amtierende nationalkonservative Regierungspartei PiS hat faktisch die Gewaltenteilung aufgehoben. Mit einer Welle neuer Gesetze hat sie erst das Verfassungsgericht ausgeschaltet und dann wider die Verfassung nahezu die gesamte Justiz unter die Kontrolle der Exekutive gestellt. Sie hat die Institutionen des Rechtsstaats diskreditiert, ihr nicht genehme Richter aller Instanzen und Gerichtszweige als Mitglieder eines post-kommunistischen Klüngels diffamiert und auf der Basis der neuen Gesetze die Unfolgsamen entlassen. Bei der Berufung der Nachfolger spielt die Regierungspartei erstmals seit 1989 wieder eine zentrale Rolle. Ganz im Sinne der Ideologie der PiS ist an die Stelle pluralistischer Machtverteilung ein starker Staat getreten, der vorgibt, im Namen des Volks zu handeln.
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