Die russische Jugendbewegung »Naschi«

Von Regina Heller

Zusammenfassung
Die Jugendbewegung »Naschi« (Die Unsrigen) ist die bekannteste und erfolgreichste unter den in den letzten Jahren in Russland entstandenen regierungsfreundlichen Jugendorganisationen. Doch bei den Unsrigen, die vor allem für ihre schrillen Aktionen und ihr rüdes Vorgehen gegen Oppositionelle bekannt geworden sind, handelt es sich weniger um eine »von unten« gewachsene Jugendbewegung, sondern um ein polittechnologisches Projekt der Ära Putin. »Naschi« wurde unter dem Eindruck der bunten Revolutionen im postsowjetischen Raum ins Leben gerufen, um unter Russlands Jugendlichen eine »anti-orange« Stimmung zu erzeugen und eine Massenmobilisierung während der Duma- und Präsidentschaftswahlen 2007/2008 zu verhindern. Als Drahtzieher im Kreml gilt der Putin-Vertraute Wladislaw Surkow. Mit der Absicht, das Mobilisierungspotenzial von »Naschi« zu erhöhen, hat die Regierung beträchtliche administrative und finanzielle Ressourcen bereitgestellt. Die Rechnung ist aufgegangen: Das politische Regime konnte sicher durch die turbulente Wahlperiode gebracht werden. Nun sucht der Kreml Wege, die Geister, die er einst rief, wieder loszuwerden.

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Artikel

Antirevolutionäre Revolutionserinnerungspolitik: Russlands Regime und der Geist der Revolution

Von Il’ja Kalinin
Russlands Führung steht im Jahr 2017 vor einer Herausforderung: Sie muss Erinnerung an die Oktoberrevolution in ein Geschichtsbild verpacken, das Revolutionen als solche ablehnt. Ihre zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. Doch es geht nicht um den Bürgerkrieg 1917–1920. Die Vergangenheit ist nur vorgeschoben. Es geht darum, jede Form von Kritik am heutigen Regime als Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens zu diffamieren und mit dem Stigma zerstörerischer revolutionärer Tätigkeit zu belegen. (…)
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Analyse

Staatliche Jugendpolitik in Russland zwischen regierungstreuem Protest und konservativer Erneuerung

Von Anna Schwenk
Staatliche Jugendpolitik hat in Russland nicht nur die Funktion, politische Herrschaft unmittelbar zu sichern – durch Protestaktionen zur Unterstützung der Regierung. Sie dient auch der Verbreitung konservativer Denkmuster. Mit Hilfe aktivierender Techniken des »Selbst-Unternehmertums« soll eine Sphäre moralisch-konservativen und unternehmerischen Engagements geschaffen werden. Die Zukunft der Jugendpolitik wird eher im Ausbau dieser Sphäre liegen als in Versuchen, regierungstreue Aktivistinnengruppen wiederzubeleben.
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