Russische Atompolitik und die Entwicklung von Rosatom

März 2004

Präsidentenerlass (W. Putin) Nr. 314: Gründung der Föderalen Atomenergiebehörde. Erster Vorsitzender: Alexander Rumjanzew.

November 2005

Sergej Kirienko wird Vorsitzender.

6. Oktober 2006

Die Russische Regierung verabschiedet das Gesetz Nr. 605: Föderales Zielprogramm zur Entwicklung des atomaren energie-industriellen Komplexes in Russland 2007–2010 und bis 2015. (Federalnaja zelewaja programma: raswitie atomnogo energopromyschlennogo kompleksa Rossii na 2007–2010 gody i na perspektiwy do 2015 goda)

Finanzierungsumfang des Zielprogramms (2007–2010): 1.471,4 Mrd. Rubel (€ 36,5 Mrd.), davon:

674,8 Mrd. Rubel (€ 16,7 Mrd.) aus dem föderalen Haushalt796,6 Mrd. Rubel (€ 19,8 Mrd.) von den Organisationen des Atomsektorsdavon wiederum 49,75 Mrd. Rubel (€ 1,2 Mrd.) für wissenschaftliche Forschung und Demonstrationsanlagen.

Ausbauziele:

Bis Ende des Zielprogramms 2015 sollen 10 neue Reaktoren am Netz sein und 10 weitere in Bau.

18. Dezember 2007

Präsidentenerlass (W. Putin): Gründung des Staatskonzerns für Atomenergie Rosatom. Föderales Gesetz: „Über den Staatlichen Atomenergiekonzern ROSATOM“, Nr. 317-FZ vom 01.12.2007. http://document.kremlin.ru/doc.asp?ID=043128

26. März 2008

Rosatom übernimmt Aufgaben und Befugnisse der aufgelösten Föderalen Atomenergiebehörde. Sergej Kirienko wird Direktor von Rosatom.

August 2008

Das Föderale, integrierte Unternehmen (FSUE) Atomflot (Atomare Eisbrecher) wird Rosatom unterstellt.

3. Februar 2010

Föderales Zielprogramm: „Atomenergietechnologie der neuen Generation im Zeitraum 2010–2015 und der Perspektive 2020.“ (Federalnaja zelevaja programma jadernye energotechnologii nowogo pokolenija na period 2010–2015 godow i na perspektiwu do 2020 goda) http://www.government.ru/gov/results/9415/.

Finanzierungsumfang des Zielprogramms (2010–2015): 128,294 Mrd. Rubel (€ 3,2 Mrd.), davon:

110,428 Mrd. Rubel (€ 2,74 Mrd.) aus dem föderalen Haushalt, davon:50,971 Mrd. Rubel (€ 1,27 Mrd.) für wissenschaftliche Forschung und Demonstrationsanlagen59,457 Mrd. Rubel (€ 1,48 Mrd.) an Kapitalinvestitionen17,866 Mrd. Rubel (€ 444 Mio.) nichtstaatlicher, privatwirtschaftlicher Gelder

Umsetzung des Zielprogramms in zwei Etappen (2010–2014 und 2015–2020).

Zentrale Projekte:

Aufbau eines Versuchsreaktors für „Schnelle Neutronen“ („Schneller Brüter“) mit einem geschlossenen Atombrennstoff- (Neutronen-) Kreislauf,Erforschung innovativer Technologien bei „Schnellen Neutronen“: bleigekühlter Reaktor (Lead-Cooled Fast Reactor, LFR), blei-wismut-gekühlter Reaktor, natriumgekühlter Reaktor (Sodium-Cooled Fast Reactor, SFR),Renovierung des Teilchenbeschleunigers bei Protwino (Moskauer Gebiet),Erforschung neuer Anwendungsmethoden der Atomenergie.Durch die Einführung von Marktmechanismen im Atomsektor soll dessen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,61 % im Jahr 2010 auf 0,71 % im Jahr 2020 angehoben und der Anteil der Industrieproduktion für den Atomsektor von 1,19 % (2010) auf 1,34 % (2020) angehoben werden.

Quelle: Föderales Zielprogramm: »Atomenergietechnologie der neuen Generation im Zeitraum 2010–2015 und der Perspektive 2020.« http://www.government.ru/gov/results/9415/.

Zusammengestellt von Christoph Laug

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Analyse

Die Geschäfte von Rosatom. Wettbewerbsverzerrungen und Korruption – eine Gefahr im russischen Atomsektor

Von Ivan Ninenko, Julia Tkacheva
Der russische Staatskonzern für Atomenergie Rosatom, die bevollmächtigte Organisation zur Verwaltung der Atomenergie in Russland, genießt eine besondere rechtliche Stellung. Dem Gesetz zufolge ist Rosatom weder ein Unternehmen, ein Staatsorgan, noch eine gemeinnützige Gesellschaft, sondern ein ganz spezielles Rechtssubjekt, das jedoch viele Ähnlichkeiten mit traditionellen staatlichen Verwaltungsorganen hat. Eine Analyse der Unternehmenseinkäufe sowie der ineffizienten und intransparenten Ausschreibungsverfahren ermöglicht eine Einschätzung der Wettbewerbsbehinderungen und Korruptionsrisiken im russischen Atomsektor.
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Analyse

Die chinesisch-russischen Energiebeziehungen: Echte Freundschaft oder geheuchelte Partnerschaft?

Von Shoichi Itoh
Dieser Artikel beleuchtet die russisch-chinesische »strategische Partnerschaft« anhand der Beziehungen beider Länder im Energiebereich. Ostsibirien und der russische Ferne Osten verfügen über noch unangetastete Öl- und Gasreserven, während Chinas Energiebedarf immer weiter anwächst. Statt zu einer klaren Vereinbarung zwischen Lieferant und Verbraucher zu kommen, verliefen Diplomatie und Verhandlungen über den Bau der Pipelines zwischen Moskau und Peking jedoch schwierig, was zum Großteil auf die russische Sorge zurückzuführen ist, das Wirtschaftswachstum Chinas zum eigenen geopolitischen Nachteil weiter anzukurbeln. Dementsprechend hat Russland den Bau von Pipelines nach China nur langsam vorangetrieben, stets begleitet vom Gefühl betonten Misstrauens. Eine Ölpipeline wird Russland bald fertig stellen, die Gaspipeline wird jedoch in absehbarer Zukunft nur auf dem Papier existieren. (…)
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