Drei Szenarien des Wahlausgangs aus dem Stab von Nawalnyj
»Eine Stichwahl ist unvermeidlich aber wohl unmöglich, denn Stichwahl würde Zusammenbruch des ganzen politischen Systems bedeuten«, konstatiert Leonid Wolkow, Abgeordneter des Stadtrats Jekaterinburg und Leiter des Wahlstabs von Alexej Nawalnyj. Wolkow präsentiert vier Tage vor der Bürgermeisterwahl in Moskau drei Szenarien des Wahlausgangs und macht anhand von eigenen Umfragen eine Wahlprognose: künftiger Bürgermeister ist Sergej Sobjanin, er bekommt 44–47 %, der Oppositionelle Alexej Nawalnyj 26–29 %, der Kandidat der Kommunistischen Partei Iwan Melnikow 10–12 %.
»Politische Prognose« von Leonid Wolkow, 4. September 2013, http://leonwolf.livejournal.com/517394.html
Bürgermeister Sobjanin soll »geguttenbergt« haben
Der Journalist Sergej Parchomenko analysierte anhand eines Berichts der Vereinigung »Dissernet«, die sich mit Plagiaten in wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt, mit der Dissertation von Sergej Sobjanin »Föderationssubjekte in der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Russlands« und stellte fest, dass es sich an mehreren Fundstellen um identische Sätze aus fremden Dissertationen und Monographien handelt. Außerdem besteht Parchomenko darauf, die Dissertation sei nicht eigenständig vom Autor verfasst, sondern gekauft worden.
»Sergej Sobjanin. Nichts persönliches, alles fremd« von Sergej Parchomenko, 5. September 2013, http://cook.livejournal.com/230335.html
Militärischer Nachrichtendienst hat gewählt
Anton Nosik, IT-Experte und populärer Blogger, erzählt in seinem Blog über die Stimmabgabe von 1.500 »streng geheimen« Wählern im Wahllokal Nr. 469 in Moskau. All diese Personen sind Mitarbeiter des militärischen Nachrichtendienstes GRU und hatten aufgrund ihrer hohen Sicherheitseinstufung fiktive Namen, Anmeldung und Anschrift. Dazu wurden zehn Mitarbeiter von vier verschiedenen Geheimdiensten als »Wahlbeobachter« eingesetzt.
»GRU und Wahlen: Ein Fall aus der Praxis« von Anton Nosik, 9. September 2013, http://dolboeb.livejournal.com/2564405.html
Boris Nemzow wurde Abgeordneter in Jaroslawl
Die Oppositionspartei »RPR-PARNAS« hat bei den Wahlen zur Gebietsduma in Jaroslawl die Fünf-Prozent-Hürde überwunden. Das einzige Mandat bekam der Ko-Parteivorsitzende, ehemalige Ministerpräsident und Putin-Kritiker Boris Nemzow. In seinem Blog berichtet er vom Verlauf der Wahlkampagne, administrativen Ressourcen, schwarzen Wahltechnologien und Wahlbetrug. Die Region hat erst vor zwei Monaten für Schlagzeilen gesorgt, als der Jaroslawler Bürgermeister und Gegner der Putin-Partei »Einiges Russland« Jewgenij Urlaschow wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet wurde.
»Sie haben sich sehr bemüht, uns nicht reinzulassen – das hat nicht geklappt« von Boris Nemzov, 9. September 2013, http://www.echo.msk.ru/blog/nemtsov_boris/1153684-echo/
»Rojsman kann es, Nawalny kann es nicht«
Kremltreue Bloggerin und ehemalige Pressesprecherin der Jugendorganisation »Naschi« (Die Unseren) äußert scharfe Kritik gegenüber Nawalny für seine Unfähigkeit, selbst bei fairen Wahlen die Niederlage anzuerkennen, und wirft ihm vor, die Verantwortung für Provokationen bei der Massenkundgebung am Bolotnaja-Platz zu tragen.
»Lüge über faire Wahlen« von Kristina Potuptschik, 9. September 2013, http://krispotupchik.livejournal.com/535058.html
Zusammengestellt von Sergej Medvedev
(Die Blogs, auf die verwiesen wird, sind in russischer Sprache)