Analyse Von Angelika Nußberger
Die Rechtsstaatsidee lässt sich nicht abstrakt verwirklichen, sondern nur im jeweiligen nationalen und historischen Kontext und damit unter den Bedingungen der jeweiligen Rechtskultur, die die Einstellung zum Recht und somit die Bedeutung des Rechts als gesellschaftliches Regelungsinstrument prägt. In Russland werden traditionelle Defizite, zu denen etwa die unsystematische Rechtskodifizierung, die verspätete Herausbildung der Rechtswissenschaft, die geringe Verbreitung von Rechtskenntnis der Bevölkerung zu zählen sind, nur langsam aufgeholt. Immerhin unternimmt die politische Führung Anstrengungen, die Situation durch Kodifizierungen, Umbau der Juristenausbildung und Einbindung in eine gemeineuropäische Rechtskultur zu verändern. Allerdings tragen in sich widersprüchliche rechtliche Regelungen, Scheinargumentationen, eine zum Teil mehr quantitativ als qualitativ ausgerichtete Rechtsproduktion und nach wie vor bestehende Vollzugsdefizite dazu bei, dass das Erbe des Rechtsnihilismus so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird.
Zum Artikel Analyse Von Andrei Yakovlev
Eine Befragung von 752 Industrieunternehmen zeigte, dass es in den letzten Jahren zu Änderungen im Verhalten staatlicher Verwaltungen gekommen ist. Während Ende der 1990er Jahre bis Anfang der 2000er Jahre vor allem der jeweiligen Führung nahestehende, ineffiziente Unternehmen in Russland staatliche Unterstützung erhielten, ergibt sich aus der aktuellen Umfrage, dass eine Wende eingetreten ist. So erhielten 2007/08 wesentlich öfter exportorientierte Unternehmen und Firmen mit Investitions- und Innovationsaktivitäten staatliche Unterstützung als andere Firmen.
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