Von Elfie Siegl
Zusammenfassung
Der erste HIV-positive Patient wurde in Russland 1987 registriert. Bis Mitte der neunziger Jahre hoffte man in Russland, man werde von einer HIV/Aids Ausbreitung verschont bleiben. Das ist nicht geschehen. Von 1995 bis 2001 hat sich die Zahl derer, die HIV-positiv wurden, nach Expertenschätzungen alle sechs Monate verdoppelt. Außerdem ist mit der Verschlechterung der sozialen Lage der Menschen in Russland auch Tuberkulose wieder zu einem Problem geworden. Inzwischen ist die russische TB-Todesrate eine der höchsten in Europa. Bis vor kurzem wurde die Gefahr der HIV/Aids Epidemie in Russland dramatisch unterschätzt, nicht zuletzt, weil zwischen der HIV-Ansteckung und dem Ausbruch von Aids viele Jahre liegen. Aids, Drogenmissbrauch und Tuberkulose drohen die demographische und ökonomische Entwicklung des Landes nachhaltig negativ zu beeinflussen. Wenn Politik und Gesellschaft nicht umdenken und HIV-Kranke und Drogenabhängige weiterhin als Kriminelle abstrafen statt ihnen zu helfen, wenn sie auf Aufklärung, Prophylaxe und Behandlung kaum Wert legen, geschweige denn Mittel dafür zur Verfügung stellen, dann könnten sich die vom Kreml angestrebten Wachstumsraten der Wirtschaft auf längere Sicht ins Gegenteil verkehren.