Analyse Von Petr Bizyukov
Nach der neuesten Volkszählung beträgt die Zahl der Arbeitnehmer in Russland 85 Millionen Menschen. Sie sind nicht nur als volkswirtschaftliche Größe von Bedeutung, sondern sollten auch die Arbeitsmarktgestaltung beeinflussen können und stellen zudem die zahlenmäßig stärkste Wählergruppe dar. Zur Lage der Arbeitnehmer und zu ihrem Einfluss auf die Arbeitsmarktgestaltung wird allerdings nicht sehr viel geforscht und die vorhandenen Analysen werden kaum diskutiert.
Zum Artikel Analyse Von Jeremy Morris
Zusammenfassung Das russische Arbeitsgesetzbuch von 2001 hat zwar die Wirkung von Arbeitsprotesten und ähnlichen Aktionen in Russland eingeschränkt, doch stellen Aktivitäten dieser Art weiterhin ein wichtiges Barometer für wirtschaftliche Unzufriedenheit dar. Insbesondere im Automobilsektor haben kämpferische Gewerkschaften nach 2007 einige Erfolge feiern können. Arbeitsproteste haben sich auch auf den Dienstleistungssektor und den öffentlichen Bereich ausgeweitet, am markantesten im Gesundheitswesen und in der Transportbranche. Das ist nicht nur auf einen sozialen und wirtschaftlichen Wandel zurückzuführen – etwa die Schwäche der russischen Wirtschaft seit 2009 –, sondern auch auf die nivellierenden Folgen von Reformen, die die Professionalität der Arbeit im öffentlichen Sektor reduziert und Proteste dieser Art wahrscheinlicher gemacht haben. Allerdings spielen auch die informelle Wirtschaft und die Klassenpolitik im Allgemeinen eine Rolle und haben auf die Wahrscheinlichkeit von Protesten weitgehend eine dämpfende Wirkung. (…)
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