Einführung
In den Monaten nach Russlands großangelegter Invasion der Ukraine im Februar 2022 unternahm die russische Regierung weitreichende Reformen im Bildungsbereich. Der »Patriotismus«-Unterricht wurde ausgeweitet, es wurden neue Bildungsgesetze verabschiedet und neue Schulbücher eingeführt. Der Zeitpunkt für diese Reformen war kein Zufall. Aus der Forschung wissen wir, dass Krieg und Konflikte zentrale Triebkräfte für staatliche Erziehungsbemühungen (oder Veränderungen im Bildungswesen) sind (Paglayan, 2022; Aghion et al., 2018). Regierungen investieren in Bildung und Erziehung, um die Präferenzen und das Verhalten der Bevölkerung zu formen und gehorsame Bürger:innen hervorzubringen. Kriege und Konflikte erlauben es Regierungen aufgrund der Bedrohungswahrnehmung und des damit erzwungenen Konsenses, kostspielige und potenziell umstrittene Reformen im Bildungsbereich durchzusetzen.
Die jüngsten Veränderungen im russischen Bildungswesen haben erneut die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, welche Rolle Russlands Bildungssystem bei der Befeuerung von Patriotismus und der Erzeugung von Rückhalt für die Regierung und den Krieg spielt. Wir gehen bei unserer Analyse der Frage nach, ob die russische Regierung in der Zeit vor der großangelegten Invasion der Ukraine ihre Anstrengungen intensiviert hat, die Inhalte sowie die Vermittlung von Schulbildung zu kontrollieren. Wir untersuchen die Anstrengungen des Regimes, die jungen Russ:innen in der Schule zu indoktrinieren, und vergleichen Russland hier mit anderen autoritären Regimen. Dazu nutzen wir Primärdaten aus aller Welt zur Indoktrinierung. Mit Hilfe des Teams von V-Dem und 760 neu rekrutierter Bildungsexperten aus aller Welt haben wir weltweit das Ausmaß der Politisierung der Grund- und Mittelschulbildung begrifflich definiert und gemessen (Neundorf et al., 2023a). Die Datenbank »Varieties of Indoctrination« (V-Indoc), die wir bei dieser Arbeit nutzten, ist öffentlich zugänglich und deckt 160 Länder über die Zeit von 1945 bis 2021 ab (Neundorf et al., 2023b).
Unsere Daten zeigen, dass Russlands Annexion der Krim 2014 mit erhöhten Anstrengungen einherging, die patriotische Erziehung auszuweiten. In jener Zeit stieg der Druck auf Lehrkräfte, wobei die Meinungsfreiheit in russischen Klassenzimmern zurückging. Der Prozess der Reaktivierung des Indoktrinationspotenzials in Russland und der Übergang zu stärker autoritären Bildungsinhalten hat allmählich eingesetzt, und zwar mindestens seit den späten 1990er Jahren, wie aus den Daten von V-Indoc hervorgeht; Allyson Edwards zufolge erfolgte das womöglich noch früher (siehe Edwards, 2021; und ihren Beitrag in dieser Ausgabe).
Facetten der Indoktrinierung in Russland
Um den Grad und die Entwicklungen der Indoktrination im russischen Bildungssystem zu verstehen, müssen die verschiedenen Dimensionen der Indoktrination betrachtet werden. Wir definieren Indoktrination in einem weiteren Sinne als den »von einem Regime geführten Sozialisierungsprozess, der zum Ziel hat, die Kongruenz der Ansichten und Grundsätze des Regimes und der Bürger:innen zu erhöhen (siehe Neundorf et al., 2023a, S. 2). Dabei unterscheiden wir zwischen zwei zentralen Dimensionen des Indoktrinationsprozesses, dem Potenzial und den Inhalten der Indoktrination.
Zunächst muss ein Regime über das Potenzial zur Indoktrinierung verfügen, also über die Fähigkeit, seinen Bürger:innen die gewünschte Ideologie einzuschärfen. Wir begreifen Ideologie als »die zentralen Prinzipien, Werte und Normen einer Gesellschaft, die vom Regime eingesetzt werden, um dessen Existenz und Vorgehen zu legitimieren« (Neundorf et al. 2023a, S. 11, 16). Regime müssen die Kontrolle über die Entwicklung der Lehrpläne und Lehrbücher haben, um Änderungen vornehmen und erfolgreich politische Inhalte transportieren zu können. Eine auf nationaler Ebene zentralisierte Verabschiedung bzw. Lizensierung der Lehrpläne und Lehrbücher hilft dem Regime, das gewünschte Narrativ zu propagieren. Diese Kontrolle über den Lehrplan allein ist allerdings nicht ausreichend: Autokrat:innen müssen auch die Kontrolle über die Lehrkräfte und andere Bildungsfachkräfte erlangen, um sicherzustellen, dass diese auch die vom Regime verlangten Narrative vermitteln. Schließlich muss ein Regime für politische Bildung auch Ressourcen und Aufmerksamkeit aufwenden.
Alle Regime, seien sie nun demokratisch oder autoritär, haben das Potenzial, ihre Bürger:innen durch Bildung zu formen, doch unterscheiden sie sich durch die Art der vermittelten Inhalte. Bei der Frage der Indoktrinierung durch die Bildung liegt der Fokus oft auf den Inhalten, ob nämlich ein Lehrplan die vorherrschende Ideologie des Regimes vermittelt (siehe Woods and Barrow 2006); wichtig ist auch die Art der Ideologie, ob es sich beispielsweise um »Personenkult«, Sozialismus oder Kommunismus handelt. Das Vorhandensein einer Ideologie reicht allerdings nicht aus. Für eine erfolgreiche Indoktrinierung ist es notwendig, kritisches Denken im Klassenraum aktiv zu unterbinden und die Meinungsvielfalt zu verbieten. Das angestrebte Produkt dieses Prozesses sind engstirnige, dafür aber loyale Bürger:innen (siehe Taylor 2017).
Was können wir von V-Indoc über die Geschichte der Indoktrination in Russland erfahren? Grafik1 zeigt die Entwicklung des Indoktrinationspotenzials und der Inhalte in der UdSSR und in Russland. Insgesamt zeigt der Index für das Potenzial in den späten 1980er Jahren, im Vorfeld des Zusammenbruchs der UdSSR, einen leichten Rückgang und in späteren Jahren dann allgemein eine Stabilität mit einem ganz leichten Anstieg. Die Verabschiedung des Bildungsgesetzes 1992 hatte zu einem beträchtlichen Rückgang des Indoktrinationspotenzials und einer »Demokratisierung« der Bildungsinhalte geführt (siehe Zajda 2017; UNESCO 2011). Das ergibt Sinn, da das Indoktrinationspotenzial des Regimes entscheidend von trägen Aspekten des Bildungssystems abhängt. Hierzu gehört die zentralisierte Verabschiedung bzw. Lizensierung von Lehrplänen und Lehrbüchern. Bei den Inhalten ist das anders, weil hierzu denen auch das zählt, was im Klassenraum vor sich geht. Wir müssen hier allerdings erwähnen, dass die Sammlung der Daten für V-Indoc – mit von Bildungsexpert:innen kodierten Indikatoren – an der Tür des Klassenraumes halt macht. Bei der Dimension der Inhalte können wir in Grafik 1 erkennen, dass sie nach den anfänglichen positiven Veränderungen in postsowjetischer Zeit dann allmählich weniger demokratisch werden; ein starker Wandel erfolgte schließlich nach der Annexion der Krim.
Der V-Indoc-Index der Indoktrinationsinhalte erfasst »das Maß, in dem demokratische Werte im offiziellen Lehrplan betont werden« (siehe Neundorf et al. 2023a, S. 16; dort findet sich auch eine eingehendere Diskussion der V-Indoc-Konzepte und Indices). Ein stärker demokratischer Inhalt bedeutet, dass das Regime eher dazu neigt, über den Lehrplan demokratische Normen und unterschiedliche Sichtweisen zu befördern sowie im Klassenraum kritisches Denken zu unterstützen.
Die nächsten Schritte zu einer Reformierung des Bildungsbereichs in Russland erfolgten in den frühen 2000er Jahren, was besonders deutlich anhand der Bildungsinhalte zu sehen ist (s. Grafik 1), die autoritärer werden. Diese Veränderungen folgen der Nationalen Bildungsdoktrin der Russischen Föderation von 2000 (verabschiedet per Regierungserlass Nr. 751 am 4. Oktober 2000, https://base.garant.ru/6194474/) und der Konzeption zur Modernisierung der Bildung in Russland aus dem Jahr 2001 (siehe UNESCO 2011). Das Bildungsministerium wurde 2004 reformiert, und zwischen 2009 und 2012 wurden aktualisierte Bildungsstandards eingeführt (siehe Sitarov 2019), durch die eine allmähliche Rückkehr zu einer Zentralisierung der Bildungspolitik auf nationaler Ebene erkennbar wurde.
In Grafik 2 konzentrieren wir uns auf zwei wichtige Komponenten der aggregierten Indices zum Potenzial und den Inhalten: den Aufwand für politische Erziehung (Teil des Potenzials) und kritisches Denken (Teil der Inhalte). Der Index des Aufwands für politische Bildung misst, in welchem Grad das Regime Schullehrpläne einsetzt, um die gewünschte Ideologie zu befördern (siehe Neundorf et al. 2023a, S. 16). Interessanterweise verbleibt der Aufwand für politische Bildung auf einem niedrigen Niveau, allerdings nicht bei null. Es gibt in der Wissenschaft eine Diskussion, ob Putin tatsächlich eine Ideologie hat, und wie die aussähe (Weiteres zu dieser Diskussion siehe Maria Snegovaya, Michael Kimmage, Jade McGlynn: The Ideology of Putinism: Is It Sustainable?, https://www.csis.org/analysis/ideology-putinism-it-sustainable sowie die Diskussion zwischen Maria Snegovaya und Sergei Guriev; https://www.csis.org/events/ideology-putinism-sergei-guriev). Guriev und Treisman (2022) argumentieren, dass frühere Diktaturen sich auf Ideologien gestützt haben, während zeitgenössische Autokrat:innen keine klaren Doktrinen haben und sich hinter einer Fassade von »Demokratie« verstecken. Putins Ideologie ist zwar nicht so dominant oder kohärent wie die des sowjetischen Regimes, doch zeigt der Indikator für kritisches Denken (kritische Diskussion im Klassenraum) klar einen negativen Trend. Dieser Indikator misst, inwieweit Schüler:innen die Möglichkeit gegeben wird, das, was sie im Geschichtsunterricht vermittelt bekamen, kritisch zu erörtern (Neundorf et al. 2023b). Auch wenn es keine Doktrin (oder Ideologie) geben mag, so hat sich in Russland zumindest eines der Elemente erfolgreicher Indoktrinierung – das Untergraben von kritischem Denken im Klassenraum – unter Putin gehalten und nach 2014 und dann nach 2020 intensiviert.
Bemerkenswert ist auch, dass Putin seit seinem Machtantritt in den frühen 2000er Jahren darauf beharrte, dass den Kindern in den Schulen patriotische Werte vermittelt werden müssen. Bei einem Treffen mit Geschichtslehrkräften im Jahr 2003 äußerte Putin seine Besorgnis darüber, dass unterschiedliche Narrative in Geschichtsbüchern »zu einer Plattform für neue politische und ideologische Kämpfe werden« können, was vermieden werden sollte. Er erklärte, dass Lehrbücher bei jungen Menschen Stolz auf ihr Land hervorrufen sollen (Offizielles Stenogramm der Rede Putins: »Eröffnungsrede beim Treffen mit Geschichtslehrerkräfte«, 27. November 2003; http://en.kremlin.ru/events/president/transcripts/22227). Putins Bestreben, ein einheitliches Narrativ in den Geschichtslehrbüchern zu befördern, wurde der russischen Öffentlichkeit im Juni 2007 in aller Deutlichkeit klargemacht, als Putin vor den Delegierten der Allrussischen Konferenz der Lehrkräften für Geschichte und Gesellschaftswissenschaften das neu herausgegebene Geschichtshandbuch für Lehrkräfte begrüßte (»Zeitgeschichte Russlands: 1945–2006« von Alexander Filippow, 2007; siehe das offizielle Stenogramm der Rede Putins vor der Allrussischen Konferenz der Lehrkräfte für Geschichte und Gesellschaftswissenschaften am 21. Juni 2007; http://www.kremlin.ru/events/president/transcripts/comminity_meetings/24359).] Er sagte, dass wir ohne einen allgemeinen Standard einen ungeordneten Brei (»kascha«) haben werden. Putin diskutierte weiterhin die Notwendigkeit von Lehrbüchern mit einem kohärenten Narrativ, das die verschiedenen »Widersprüche« bei der Interpretation von Russlands Geschichte in den bestehenden Lehrbüchern beseitigt. Er nannte auch den Bedarf für eine »positive« Sicht auf die Geschichte Russlands, die helfen würde, bei der Jugend Patriotismus zu fördern. Putins Bestrebungen spiegeln die Vorstellung wider, staatliche Indoktrination zu politischen Zwecken einzusetzen, um Bürger:innen auf eine Weise zu sozialisieren, die die Kongruenz zwischen ihren Ansichten und den Prinzipien des Regimes erhöht. Es dauerte allerdings eine ganze Weile, bis dieser Diskurs in konkrete Pläne mündete. Erst im Jahr 2023 wurde das neue, von Wladimir Medinskij herausgegebene Lehrbuch vorgelegt, in dem sich die revidierte Sicht des Regimes auf die Geschichte manifestiert (https://www.amnesty.org/en/latest/news/2023/09/ukraine-russia-new-history-textbook-is-a-blatant-attemptto-unlawfully-indoctrinate-school-children-in-russia-and-russian-occupied-ukrainian-territories/).
Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine: Aufschwung der patriotischen Erziehung?
Über das allgemeine Indoktrinationspotenzial und die Inhalte hinaus ist in Russland eine weitere Dimension zu beachten, nämlich die patriotischen Inhalte. Wir betrachten die Förderung von Patriotismus nicht als eine von sich aus autoritäre Erscheinung. Schließlich versuchen alle Regime, patriotische Werte zu fördern. Autoritäre Regime jedoch kombinieren Patriotismus mit autoritären Doktrinen. Das Bildungssystem ist zwar schon geraume Zeit vor dem Einmarsch in die Ukraine zur Indoktrinierung genutzt worden – um »vorbildliche« Bürger:innen zu erzeugen –, doch zeigt Grafik 3, dass die Annexion der Krim mit einem Schwenk in Richtung patriotischer Bildungsinhalte einhergeht.
Die Indikatoren für die Würdigung patriotischer Symbole in den Schulen und für patriotische Inhalte im Lehrplan sind nach 2014 gestiegen. 2015 hat Putin den Patriotismus zur vereinenden »nationalen Idee« Russlands erklärt (https://www.themoscowtimes.com/2016/02/04/putin-declares-patriotism-russias-only-national-idea-a51705). Der Konflikt wurde auch zum Vorwand genommen, auf Lehrkräfte Druck auszuüben und die Diskussionsfreiheit in den Klassenräumen einzuschränken (siehe Grafik 2 und https://meduza.io/feature/2018/04/03/orlovskiy-uchitel-pishet-stihi-pro-ukrainu-i-publikuet-ih-v-sotssetyahprotiv-nego-vozbudili-uzhe-pyat-ugolovnyh-del). Unsere Daten decken zwar das Jahr der großangelegten Invasion nicht ab, doch ist zu erwarten, dass sich diese Entwicklung fortgesetzt oder gar verstärkt hat.
Wie fällt ein Vergleich Russlands mit anderen Autokratien aus?
Wie steht Russland im Vergleich mit anderen Autokratien da, wenn es um das Niveau der Indoktrination geht? Verglichen mit anderen Autokratien (siehe Grafik 4), insbesondere mit sogenannten geschlossenen Autokratien wie China, wo es keine landesweiten Wahlen gibt, verfügte Russland 2021 nur über ein recht geringes Indoktrinationspotenzial. Es bewegt sich hier im unteren Teil der statistischen Verteilung der Autokratien und hat relativ »demokratische« Inhalte (oberer Teil der statistischen Verteilung). Gleichzeitig hat es relativ hohe Patriotismus-Werte. Bis 2022 ist Russland oft als ein wichtiges Beispiel einer Wahlautokratie betrachtet worden, der häufigsten Diktaturform unserer Zeit. Im Unterschied zu Anführer:innen von Einparteien- oder Militärregimen in der Vergangenheit stützen sich zeitgenössische Diktator:innen auf die Unterstützung von Wähler:innen, um sich zu legitimieren (siehe Matovski 2021). Ein bestimmtes Gesellschaftsmodell oder eine Ideologie spielen weniger eine Rolle. Somit rangiert Russland unter Autokratien wenig überraschend im oberen Teil der statistische Verteilung, was demokratische Inhalte anbelangt. Allerdings sehen wir auch, dass sich Russland bei den patriotischen Inhalten im Durchschnitt bewegt, was den allgemeinen Trend widerspiegelt, dass Autokratien Patriotismus befördern. Das ist eine besonders bequeme Strategie, mit der die Loyalität der Bürger:innen gegenüber der politischen Gemeinschaft des Landes gestärkt werden soll. Ein Vorteil ist hier, dass der Aufwand einer Förderung exklusiverer, spaltender Loyalität im Hinblick auf Ethnizität oder Religion vermieden wird (Koesel 2020). Und als Letztes sehen wir – womöglich für Beobachter:innen überraschend –, dass Putins Russland nicht nur hinter dem Indoktrinationspotenzial der ehemaligen Sowjetunion hinterherhinkt, sondern sogar gegenüber anderen Autokratien. Das könnte aber weniger überraschend erscheinen, wenn man die anhaltende Tendenz unter Putin bedenkt, die Kontrolle des Regimes über Bereiche wie die Medien oder die Wirtschaft auf indirektem Wege zurückzuerlangen, und nicht durch direkte Staatseigentümerschaft. Auf ähnliche Weise ist die Eigentümerschaft und Kontrolle über die Produktion von Schulbüchern bis 2019 hin in den Händen von Arkadij Rotenberg konzentriert worden (https://meduza.io/feature/2019/10/21/ministerstvo-prosveschenie).
Schlussfolgerungen
Wir haben Indoktrination als einen multidimensionalen Prozess betrachtet, der die Vermittlung von Inhalten umfasst, die auf einer Linie mit den Grundsätzen des Regimes liegen, wie auch das Indoktrinationspotenzial. Die hier präsentierten Daten zeigen, dass es seit den frühen 2000er Jahren einen Wandel hin zu größeren Indoktrinierungsanstrengungen gegeben hat, wobei die Schulbildung mit der Zeit stärker politisiert wurde. Die Annexion der Krim 2014 fiel mit einigen deutlicheren Veränderungen im Bildungsbereich Russlands zusammen, wobei der patriotischen Erziehung, der Gängelung der Meinungsfreiheit in den Klassenräumen und den zunehmenden Entlassungen von Lehrkräften aus politischen Gründen nun eine größere Bedeutung zukam (https://www.washingtonpost.com/politics/2022/09/14/russia-patriotic-education-reform/). Auch wenn Russland im Jahr 2021 hinsichtlich seines Indoktrinierungspotenzials und der Inhalte eine typische Autokratie zu sein schien, so hatte es bereits zuvor eine beträchtliche Förderung von Patriotismus in den Schulen gegeben. Die verstärkten Anstrengungen für eine patriotische Erziehung spiegelt die Absicht des Regimes wider, die zukünftigen Generationen zu einer loyaleren Bevölkerung zu formen. Inwieweit die Bemühungen erfolgreich sein werden, bleibt abzuwarten.
Übersetzung aus dem Englischen: Hartmut Schröder