Der Staat treibt die Militarisierung des Hochschulwesens in Russland voran. Das Studium selbst tritt immer mehr in den Hintergrund

Von Redaktion von »Groza« (Russland)

Einleitung von Groza

Seit dem Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine haben die russischen Behörden die Universitäten zuneh- mend als Plattform für militaristische Propaganda und die Vorbereitung der Studierenden auf den Krieg genutzt: Studierende werden gezwungen, an kriegspropagandistischen Veranstaltungen teilzunehmen und Hilfsgüter für das Militär zu sammeln, während die Professor:innen den Studierenden über hybride Kriegs- führung und die »NATO-Osterweiterung« dozieren.

Universitäten zwangsexmatrikulieren Studierende und entlassen Professor:innen, weil sie den Krieg ableh- nen, während Militärangehörige und ihre Kinder inzwischen Vorteile bei der Studienplatzvergabe genießen. »Groza« hat speziell für »Mediazona« untersucht, wie die russische Hochschulbildung in den letzten andert- halb Jahren militarisiert wurde.

Drohnenflugschule und Kriegsertüchtigung: Welche Bildungsprogramme und Kurse wurden seit Kriegsbeginn an russischen Hochschulen eingerichtet?

In den letzten eineinhalb Jahren wurden an russischen Universitäten vermehrt Lehrveranstaltungen angeboten, deren Inhalt den Krieg gegen die Ukraine und den Abbruch der Beziehungen zu den westlichen Staaten rechtfertigen. Sie könnten auch dazu dienen, die Studierenden auf den Krieg vorzubereiten. Wir stellen die bemerkenswertesten Lehrveranstaltungen der neuen Lehrpläne vor.

Hybride Kriege

Im Jahr 2022 genehmigte das Ministerium für Bildung und Wissenschaft einen Kurs über hybride Kriegsführung, der an der Russischen Staatlichen Sozialen Universität (RGSU) entwickelt wurde, wo das Studium von »Elementen der Theorie und Praxis« der hybriden Kriegsführung in den meisten Studienprogrammen enthalten ist.

»Hybride Kriege sind eine Realität des 21. Jahrhunderts. Es handelt sich nicht um Kriege auf dem Schlachtfeld, sondern um Wirtschafts- und Medienkriege, um Kriege in den Köpfen der Menschen. Jeder von uns ist unmittelbar daran beteiligt. Man kann der hybriden Kriegsführung nicht entkommen, indem man sich zum Deserteur oder Pazifisten erklärt, sie wird einen trotzdem einholen. Man muss nur darauf vorbereitet sein. Und an der RGSU arbeiten wir daran, Fachleute auszubilden, die in der Lage sind, ihr Land zuverlässig zu verteidigen: mit wirtschaftlichen Mitteln, mit Informationen, in ideologischer Hinsicht und so weiter.«, sagte Dschomart Alijew, erster Vizerektor der RGSU.

Präsident Putin ist der Ansicht, dass »der Westen« einen hybriden Krieg gegen Russland führt: Im September 2022 sagte er, dass »Gier und das Streben nach unbegrenzter Macht die wahren Gründe für den hybriden Krieg sind, den der kollektive Westen gegen Russland führt«, und im Juli erklärte er auf Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, dass er die »antirussischen Sanktionen« als hybriden Krieg betrachte.

Im September 2022 hat die politikwissenschaftliche Fakultät der Moskauer Staatlichen Universität (MSU) mit der Ausbildung von Spezialist:innen für die »Bekämpfung von modernen Informationstechnologien, hybriden Kriegen, Handelskriegen und Farbrevolutionen« begonnen. Die Studierenden lernen pseudowissenschaftliche neurolinguistische Beeinflussung, »Praktiken der Informationsoperationen«, den »Kampf gegen Fake News« und die Informationsunterstützung für »militärische Operationen«.

Auch an Universitäten werden vereinzelt Vorlesungen zur hybriden Kriegsführung gehalten: So fand im Dezember 2022 an der Moskauer Higher School of Economics ein zweitägiger Kurs zum Thema »Kampf gegen hybride Kriegsführung als Variante des Terrorismus« statt, bei dem die Studierenden über die Arbeit des »ZIPsO« und [seiner] »westlichen Kuratoren« informiert wurden (ZIPsO steht für Zentrum für informationspsychologische Operationen. Das ZIPsO ist als Cyber-Truppe eine Einheit der ukrainischen Spezialeinheiten und beschäftigt sich mit Informationskriegführung: Mit Hilfe von Informationen soll psychologischer Druck auf den Gegner ausgeübt werden, Anm. d. Red. von Russland-Analysen).

Drohnen

Die russischen Behörden wollen die Zahl der Studierenden, die die Entwicklung von Drohnen erlernen, bis 2025 auf 40.000 und bis 2030 auf 180.000 erhöhen. Im föderalen Haushalt sind für den Zeitraum 2024–2030 57,7 Mrd. Rubel vorgesehen, davon allein 5,3 Mrd. Rubel im Jahr 2024.

Universitäten werben bereits um Studierende, die die Fähigkeit erlernen sollen, Drohnen zu bedienen. In St. Petersburg beispielsweise eröffnen die Polytechnische und die Elektrotechnische Universität (LETI) sowie die Staatliche Universität für Telekommunikation gesonderte Abteilungen und Fakultäten für Drohnenspezialist:innen: Letztere plant, in den kommenden Jahren spezialisierte Lehreinheiten und Fakultäten einzurichten.

Im Mai dieses Jahres organisierte das LETI einen Firmentag des »Speziellen Technologiezentrums (STZ)«, dem Herstellers der Militärdrohnen Orlan. Bei dieser Veranstaltung informierten Mitarbeiter:innen des STZ die Studierenden über Praktika im Unternehmen und über die neuesten Entwicklungen. Mit Hilfe von Orlan-Drohnen werden Studierende des St. Petersburger Colleges für Elektronik und Gerätetechnik bereits in der Reparatur von Drohnen ausgebildet. Sie haben die Aufgabe, Fehler an den Geräten zu finden und diese zu beheben.

In Tatarstan werden minderjährige Studierende des »Alabuga. Polytechnic« gezwungen, in Russland unter iranischer Lizenz hergestellte Shahed-Drohnen zusammenzubauen. Die Überstunden werden den Studierenden nicht bezahlt. Sie beschweren sich, dass ihnen wegen der zusätzlichen Arbeitsbelastung keine Zeit zum Lernen bleibt. Die Studierenden werden auch gezwungen, »patriotisches« Paintball zu spielen, bei dem sie auf »Faschisten« mit NATO-Symbolen auf ihren Flaggen schießen.

Im November kündigte Oleg Koschemjako, der Gouverneur der Region Primorje, an, dass Studierende der regionalen Universitäten rekrutiert werden sollen, um Drohnen zu fertigen: »Bis Ende des Monats werden wir 100 Stück gebaut haben«, schrieb Koschemjako.

Militärischer Drill

Im Dezember 2022 hat das russische Ministerium für Bildung und Wissenschaft den Universitäten empfohlen, ab dem 1. September 2023 den gemeinsam mit dem Verteidigungsministerium entwickelten Kurs »Grundlagen der militärischen Ausbildung« (Osnowy Woennoj Podgotowki, OWP) in den Lehrplan aufzunehmen. Am Ende des Kurses legen die Studierenden eine Prüfung ab. Die Autor:innen des Kurses schlugen vor, dass die Hochschulen selbst entscheiden sollten, ob das Lehrmodul auch von Frauen belegt wird. Ursprünglich war der Kurs für beide Geschlechter konzipiert.

Im Kurs »Grundlagen der militärischen Ausbildung« bauen die Studierenden ein Kalaschnikow-Sturmgewehr zusammen, bereiten sich auf den Einsatz von Granaten im Gefecht vor, studieren die Statuten der Streitkräfte der Russischen Föderation und lernen die Grundlagen der Formationsausbildung kennen.

Die Studierenden werden auch über »den Platz Russlands in einer multipolaren Welt« informiert und lernen, »militärische und politische Ereignisse aus der Sicht eines Patrioten des Vaterlandes« zu beurteilen.

An den meisten Universitäten der Region Jaroslawl wurde der Kurs bereits eingeführt: An der Pädagogischen Universität wird die militärische Ausbildung von allen Studierenden des ersten Studienjahres als eigenständiges Fach belegt, an der Technischen Universität von den Studierenden des zweiten und dritten Studienjahres im Rahmen des Faches »Bevölkerungsschutz«. An der Medizinischen Universität wird das Modul in die Fächer »Verwundetenversorgung« und »Katastrophenmedizin« integriert. Die Kurse werden von Veteranen des Krieges gegen die Ukraine geleitet.

Auch an den Moskauer Universitäten wurde der Kurs eingeführt, allerdings unterscheidet sich der Umfang erheblich: Am Institut für Physik und Technologie werden den Studierenden beispielsweise acht Stunden OWP vermittelt, an der Staatlichen Linguistischen Universität 108 Stunden. An den Staatlichen Juristischen und Pädagogischen Universitäten ist das Modul in den Zivilschutz integriert, während an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentliche Verwaltung (RANChiGS) der Unterricht online stattfindet und die Vorlesungen zuvor aufgezeichnet wurden. An der Staatlichen Universität für Bauwesen hat die Universitätsleitung zugesagt, einen elektronischen Schießstand und Waffenmodelle in Originalgröße für den OWP-Unterricht zur Verfügung zu stellen.

Die Russische Staatliche Soziale Universität bietet seit September 2022 einen Wahlkurs für die militärische Grundausbildung an. Der Rektor erklärte, dass die Studierenden selbst darum gebeten hätten und bezeichnete dies als »würdige zivile Antwort der Jugend auf die aktuellen Ereignisse«. In diesem Jahr plant die Universität, die »Grundlagen der militärischen Ausbildung« zu einer Pflichtveranstaltung zu machen.

Kriegsjournalismus

An der Kasaner Föderalen Universität und der Moskauer Staatlichen Universität wurde die Absicht geäußert, Lehrgänge für Militärjournalismus einzuführen, und an der Föderalen Ural-Universität (UrFU) wollte der Leiter des Fachbereichs Journalismus einen Weiterbildungskurs für Kriegsreporter:innen einführen. Bisher hat jedoch keine dieser Universitäten einen solchen Kurs eingerichtet.

Die Moskauer Staatliche Rasumowskij-Universität für Technologie und Management hat einen Studiengang »Medientechnologien und Informationspolitik der Kosaken« eingerichtet, in dem auch die Tätigkeit als Kriegsreporter:in und »Gegenpropaganda« gelehrt wird.

Auch in den annektierten Gebieten werden Militärjournalisten ausgebildet: An der Staatlichen Universität Melitopol wird ein Kurs für »Kriegsreporter« eröffnet, und im April fand an der Staatlichen Universität Luhansk mit Unterstützung der Staatlichen Universität St. Petersburg eine »internationale« Konferenz zum Thema »Militärjournalismus in der heutigen Welt« statt.

Früher wurden solche Veranstaltungen als Crashkurse durchgeführt. Im November 2022 organisierte die Higher School of Economics beispielsweise eine Master Class für Studierende über Kriegsreporter:innen, die von Alexander Sladkow, Korrespondent der staatlichen Mediengesellschaft WGTRK, geleitet wurde.

Veränderungen im Geschichtsunterricht

Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation hat ein neues Konzept für den Geschichtsunterricht an Hochschulen genehmigt, mit dem die Studierenden am 1. September 2023 beginnen werden. Im Unterrichtsblock über das moderne Russland werden die Studierenden über »die NATO-Osterweiterung« und »die Weigerung der USA, der NATO und der EU, über die Bedrohung der nationalen Sicherheit Russlands zu diskutieren« sowie über »die bewaffneten Provokationen und die Vorbereitungen des ukrainischen Regimes für eine gewaltsame Übernahme der Donbass-Republiken« unterrichtet.

Ebenfalls zum 1. September wird die Zahl der Pflichtstunden für das Studium der Geschichte in den nicht-historischen Fächern von 108 auf 144 Stunden erhöht. Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft hat diesen Erlass gemeinsam mit der Russischen Historischen Gesellschaft im Rahmen des Konzepts der »patriotischen« Erziehung der Jugend erarbeitet.

»Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation schreibt: ›Eine verstärkte Aufmerksamkeit für das Studium der russischen Geschichte an den Hochschulen wird es ermöglichen, der Verfälschung der Geschichte in all ihren Erscheinungsformen entgegenzuwirken und in den Studierenden ein Gefühl des Patriotismus, des Bürgersinns, des Respekts vor dem Gedächtnis der Generationen und der Verantwortung für das Schicksal des Landes zu entwickeln‹.«

Die Präsidialverwaltung hat auch die Lehrveranstaltung »Grundlagen und Prinzipien der russischen Staatlichkeit« aufgelegt, für Studierende aller Fachrichtungen eingerichtet. Der Kurs soll »Akzente in der Weltanschauung der Studierenden setzen« und ihnen unter anderem erklären, warum Russland »schon immer den Angriffen verschiedener äußerer Gegner standhalten musste«.

Im November 2022 gab der russische Minister für Wissenschaft und Hochschulbildung, Walerij Falkow, bekannt, dass 480 russische Universitäten, an denen 90 Prozent der Studierenden des Landes eingeschrieben sind, ein Bildungsmodul zur staatsbürgerlichen, »patriotischen« und »geistig-moralischen Erziehung der Jugend« mit dem Titel »Der Große Vaterländische Krieg verjährt nicht« eingeführt haben. Das Modul wurde von der Staatlichen Universität Pskow entwickelt, um »die historische Erinnerung an die Tragödie der sowjetischen Zivilbevölkerung als Opfer der Kriegsverbrechen der Nazis und ihrer Komplizen während des Großen Vaterländischen Krieges, zu bewahren«.

Seit 2021 werden Studierende an sechs Hochschulen zu diesem Bildungsmodul zugelassen: an der Südlichen Föderalen Universität Rostow, der Baltischen Föderalen Universität Kaliningrad, der Technischen Staatlichen Universität Don, der Föderalen Universität Krim sowie an den Staatlichen Universitäten Chabarowsk und Pskow. Nur die Südliche Föderale Universität hat das Modul für alle Studiengänge verpflichtend eingeführt: Bachelor-Studierende absolvieren den Kurs 36 Stunden im Hörsaal und 108 Stunden in selbständiger Arbeit, Master-Studierende – 72 Stunden im Hörsaal und 108 Stunden in selbständiger Arbeit.

Ein Generalmajor als Rektor und Kriegsveteranen als Lektoren für »Patriotismus«: Wie Militärs in der Hochschulbildung eingesetzt werden

Im November 2022 übernahm Igor Murog, ein regionaler Abgeordneter (Einheitliches Russland), ehemaliger Staatsbeamter und pensionierter Generalmajor der Armee, das Amt des Rektors der Staatlichen Universität Rjasan. Kurz nach seiner Ernennung spendeten die Studierenden 50 Kilogramm Äpfel für das russische Militär, die Vorlesungen begannen mit dem Hissen der russischen Flagge, und Priester wurden zur Einweihung des Universitätsschwimmbads eingeladen. Eine Woche nach Murogs Ernennung erschien im Internet eine Petition, die den Rücktritt des Rektors forderte und bis März von 1.300 Personen unterzeichnet wurde. Murogs Führungsstil sei »eher für das Militär geeignet«, so der Verfasser der Petition (https://www.groza.media/posts/my-kak-ispravitelnaya-koloniya).

Ein weiterer Silowik hat eine Stelle an der KFU angetreten: Der pensionierte Polizeioberst Ilnur Chajrullin wurde zum stellvertretenden Prorektor für allgemeine Angelegenheiten ernannt. Zuvor war er Leiter der Abteilung für die Bekämpfung von Korruption und Veruntreuung von Haushaltsmitteln (im Innenministerium von Tatarstan, Anm. d. Red.) und ist nun für das Eigentum der Universität sowie für ihre wirtschaftliche und zivile Sicherheit zuständig.

Auch föderale Projekte befassen sich mit dem Einsatz von Militärangehörigen in der Hochschulbildung. So hat Rosmolodjosch (die Jugendagentur der russischen Zentralregierung, Anm. d. Red.) das Projekt »Dein Held« ins Leben gerufen, in dessen Rahmen Soldaten, die aus dem Krieg gegen die Ukraine demobilisiert wurden, für die Arbeit in »patriotischen« Bildungszentren an Universitäten, Schulen und Jugendeinrichtungen umgeschult werden. Mehr als 200 ehemalige Soldaten nehmen bereits an diesem Projekt teil.

Die erste Hochschule, die im Rahmen des Projekts Soldaten umgeschult hat, war die Staatliche Technische Universität Don. Dort haben sich 22 Veteranen des Krieges gegen die Ukraine für den Kurs »Lehrkraft über den zweiten Bildungsweg« eingeschrieben.

»Unsere Universität ist daran interessiert, günstige Bedingungen für die Sozialisierung und Anpassung der Teilnehmer an der SWO (Abkürzung für die ›Militärische Spezialoperation‹, Anm. d. Red.) und ihre weitere Integration in das System der patriotischen Erziehung in der Region zu schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass die Erfahrungen der Soldaten der jungen Generation helfen werden, die richtigen Entscheidungen für ihren zukünftigen Lebensweg zu treffen«, sagte der Rektor der Staatlichen Technischen Universität des Dongebiets Besarion Meschi.

Kostenloses Essen für einen kämpfenden Vater: Welche Vergünstigungen bieten Universitäten Kriegsveteranen und ihren Kindern?

Im Mai 2022 unterzeichnete Putin einen Erlass, demzufolge 10 Prozent der Studienplätze an Universitäten an Kinder von Angehörigen des Militärs und des Innenministeriums vergeben werden, die am Krieg teilgenommen haben. Im August desselben Jahres gewährten die Behörden diese Vergünstigung den Kindern von Offizieren der Gefängnisaufsichtsbehörde FSIN, die gegen die Ukraine gekämpft hatten, und im Dezember den Soldaten, die mit dem Titel »Held Russlands« oder mit drei Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet worden waren.

Ist ein Elternteil einer:s Bewerberin:s im Krieg gefallen oder verwundet worden, so kann der oder die Bewerber:in ohne Prüfung an allen Hochschulen, mit Ausnahme der Kunst- und Musikhochschulen, zugelassen werden.

Im Jahr 2023 haben Kriegsveteranen und ihre Kinder dank der staatlichen Quote 8.500 Studienplätze belegt. Mehr als 800 von ihnen wurden an Spitzenuniversitäten zugelassen, die meisten von ihnen hatten die Aufnahmeprüfung mit schlechteren Noten oder gar nicht bestanden.

Im März 2023 schlug die Partei »Neue Leute« vor, Kriegsveteranen selbst sowie Kindern, deren Väter gegen die Ukraine gekämpft haben, eine bevorzugte Zulassung zu den Universitäten zu gewähren.

Einige Universitäten haben von sich aus zusätzliche Vergünstigungen gewährt: Die Higher School of Economics befreite Studierende, die im Krieg gekämpft hatten, von den Studiengebühren, während denjenigen, die bereits gebührenpflichtig studierten, versprochen wurde, dass sie bei guten akademischen Leistungen durch Stipendien von den Studiengebühren befreit würden. Die Russische Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst beim Präsidenten der Russischen Föderation (RANEPA) hat für das akademische Jahr 2022/2023 300 Stipendien für die Übernahme der Studiengebühren für Kinder aus Militärfamilien zur Verfügung gestellt.

Im Oktober begann die Uraler Föderale Universität mit der finanziellen Unterstützung von Kriegsheimkehrern und Kindern von gefallenen oder schwer verwundeten Soldaten, während die Regierung von Tatarstan beschloss, Studierenden, deren Familienangehörige einberufen wurden, kostenlose Mahlzeiten zur Verfügung zu stellen.

Im Mai richtete das Ministerium für Bildung und Wissenschaft ein Schreiben an die Universitäten, in dem Maßnahmen zur Unterstützung von Kriegsveteranen und Kindern von Kriegsveteranen, die an Universitäten studieren, empfohlen werden. So soll insbesondere von den Hochschulen bereitgestellt werden:

  • materielle Unterstützung
  • Ermäßigung der Ausbildungskosten
  • Ermöglichung von Ratenzahlungen
  • Bevorzugte Bereitstellung eines Wohnheimplatzes

Das Bildungsministerium empfahl den pädagogischen Hochschulen ähnliche sozialpolitische Maßnahmen.

Im Mai dieses Jahres unterzeichnete der russische Premierminister Michail Mischustin einen Erlass, der es Kriegsveteranen und Familienangehörigen gefallener Soldaten ermöglicht, sich an drei Universitäten in »stark nachgefragten Fachrichtungen« umschulen zu lassen: an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und öffentliche Verwaltung, am Institut für die Entwicklung der Berufsbildung in Moskau und an der Staatlichen Universität Tomsk. Arbeitgeber erhalten Zuschüsse, wenn sie Absolventen dieser Programme einstellen.

Den Krieg zu verurteilen ist ein »unmoralischer Akt«: Wie Universitäten Lehrkräfte entließen und Studierende exmatrikulierten, weil sie gegen den Krieg waren

Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine versuchen die Universitäten, Kriegsgegner:innen loszuwerden: Ihre politischen Ansichten werden als »unmoralisch« bezeichnet, oft müssen sie nach Verlassen der Universität ins Exil gehen.

So hat die Higher School of Economics Ilja Inischew, außerordentlicher Professor für Kulturwissenschaften, und Dinara Gagarina, außerordentliche Professorin an der Permer Niederlassung der Hochschule, entlassen, weil ihre Antikriegsbeiträge in sozialen Netzwerken vom Ethikausschuss der Hochschule als »unmoralische Handlungen« eingestuft wurden. Inischew postete auf Facebook »Russisches Kriegsschiff, fick dich!«, während Gagarina schrieb:

»Ich denke, wie viele Menschen um mich herum, ständig an den Krieg. Selbst wenn ich mich einer kleinen oder sehr wichtigen Aufgabe widme, meinem Kind ein Minecraft-T-Shirt aussuche oder über einen Witz lache. Der Krieg ist jetzt das Prisma in meinem Kopf, durch das ich unsere Handlungen und die Stärke unserer Gefühle beurteile, unsere Werte überprüfe und uns neu positioniere«.

Nach Angaben der Universitätsverwaltung haben sich Eltern von Studierenden über Gagarinas Beiträge beschwert. Dinara versucht, die Universität zu verklagen, da das russische Arbeitsrecht die Entlassung wegen »unmoralischer Handlungen« nicht zulässt. Gagarina hat vor kurzem eine Stelle als Dozentin an der American University of Central Asia in Bischkek erhalten.

Denis Skopin, Dozent an der Fakultät für freie Künste und Wissenschaften der Staatlichen Universität St. Petersburg, wurde ebenfalls wegen »unmoralischer und mit der Lehre unvereinbarer Handlungen« entlassen. Er war im September bei einer Demonstration gegen die Mobilmachung festgenommen worden.

An der Staatlichen Universität Belgorod wurde Professorin Tatjana Nowikowa entlassen, nachdem sie der »Diskreditierung der Armee« beschuldigt worden war. Zuvor war sie zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel verurteilt worden. Nowikowa wurde wegen eines Antikriegskommentars in VKontakte verurteilt, den sie in der Verhandlung auf einen Zustand »seelischer Erregung« über den Tod ihres Neffen in der Ukraine und das Schicksal ihrer Brüder, die im März in Charkiwer Kellern übernachten mussten, zurückführte:

»Ich konnte meine Emotionen nicht zurückhalten und meine Wortwahl nicht kontrollieren, ich konnte einfach nicht anders, als mich in die Debatte einzumischen, als eine Diskussion über das Verhalten einer Frau entbrannte, die mit einem Plakat ›Nein zum Krieg‹ protestierte, worauf ich reagierte: ›Warum, ist es denn besser, den Krieg zu bejahen?!‹«, sagte Nowikowa.

An der Staatlichen Universität Brjansk wurde ein außerordentlicher Geschichtsprofessor entlassen, nachdem er russische Soldaten in sozialen Medien als »frisch gebratenes Kanonenfutter in Zinkbehältern« bezeichnet hatte. An der Staatlichen Universität Pjatigorsk wurde die außerordentliche Professorin Jelena Kabakowa wegen »Diskreditierung der Armee« entlassen und mit einer Geldstrafe belegt, nachdem sie einer Studentin, deren Schwiegervater im Krieg gegen die Ukraine gekämpft hatte, gesagt hatte, sie wünsche ihrem Schwiegervater »den Tod« (wörtlich: »eine mit Glassplittern durchsetzte Erde«, also einen schmerzhaften Tod, Anm. d. Red.).

Pawel Kolosnizyn, Dozent an der Staatlichen Universität Nowgorod, wurde ebenfalls nach einer Ordnungswidrigkeit wegen »Diskreditierung der Armee« entlassen. Er wurde anonym wegen eines Artikels über die Mobilmachung angezeigt:

»Mobilmachung ist, wenn Menschen, die nicht sterben wollen, Menschen, die nicht kämpfen wollen, in den Tod schicken«, schrieb Pawel in seinen sozialen Netzwerken.

Der außerordentliche Geschichtsprofessor Michail Belousow wurde von der Staatlichen Universität St. Petersburg wegen eines Telegram-Posts entlassen, der von Studierenden an die Universitätsleitung weitergeleitet wurde. Darin unterstützt ein Mann mit dem Nachnamen Belousow die ukrainischen Streitkräfte und bezeichnet die »direkte und offene Befürwortung des Raschismus« (die russische Form des Faschismus, Anm. d. Red.) als abstoßend. Dies geschah vor dem Hintergrund einer Trauerfeier an der Universität für Fjodor Solomonow, einen Studenten der Staatlichen Universität St. Petersburg, der im Krieg gefallen war. Belousow behauptet, das Profil, von dem aus die Nachrichten geschrieben wurden, gehöre ihm nicht.

Die Universitäten versuchen nicht nur, Lehrkräfte mit unliebsamen Ansichten loszuwerden. Auch Studierende werden wegen ihrer Antikriegshaltung massenhaft exmatrikuliert.

Gleichzeitig mit der Entlassung Belousows schloss die SPSU (Staatliche Universität St. Petersburg) sieben ihm nahestehende Studierende des Instituts für Geschichte aus. Als Grund dafür gaben kriegsbefürwortende Quellen die »Zelle der Russophobie« an, die angeblich in der SPSU unter der Leitung von Belousow existiere. In den Beschlüssen der Ethikkommission hieß es, die Studierenden hätten das Andenken von Fjodor Solomonow, einem im Krieg gefallenen Studierenden der Staatlichen Universität St. Petersburg, »verleumdet« und sich über ihn »lustig gemacht«.

An der Moskauer Staatlichen Universität wurden zwei Studentinnen der Fakultät für Journalismus exmatrikuliert, nachdem sie in Chats der Universität die »patriotische« Aktion eines Kommilitonen verurteilt hatten, der im Gebäude der Journalismus-Fakultät in einem T-Shirt mit einem Z eine »LNR«-Flagge (der völkerrechtlich nicht anerkannten »Volksrepublik Luhansk«, die im September 2023 von Russland annektiert wurde, Anm. d. Red.) schwenkte. Die Studierenden wiesen darauf hin, dass politische Aktionen an der Universität verboten sind, und waren empört, dass die Universität nur regierungskritische politische Äußerungen bestraft. Sogar Wladimir Solowjow (ein Fernseh- und Youtube-Propagandist mit einem Millionenpublikum, Anm. d. Red.) kommentierte den Vorfall. Er postete Screenshots des Dialogs der Studierenden auf seinem Telegram-Kanal, ohne ihre Namen zu schwärzen, woraufhin die Studierenden Drohungen von Kriegsbefürworter:innen erhielten.

Wladislaw Igolinskij, Student im zweiten Jahr an der Russischen Technischen Universität MIREA in Moskau wurde exmatrikuliert, nachdem sich der Leiter des Wohnheims über seinen Antikriegs-Profilbild im sozialen Netzwerk VKontakte beschwert hatte. Das Profil enthielt die Aufschrift »Nein zum Krieg« sowie ukrainische und russische Flaggen. Der Leiter des Studierendenwohnheims postete das Profilbild im Chat des Wohnheims, woraufhin der Aufseher die Seite von Wladislaw überprüfte und ihn dem Direktor des Wohnheims meldete. Wladislaw wurde ohne Erklärung von der Universität exmatrikuliert und verließ Russland.

Die Polytechnische Universität Tomsk exmatrikulierte Bogdan Owtschinnikow nach einer Mahnwache gegen den Krieg. Im März 2022 ging er mit einem Plakat mit der Aufschrift »Tragödie« auf die Straße und wurde zu einer Geldstrafe von 45.000 Rubel verurteilt. Nach seiner Exmatrikulation wanderte Bogdan nach Georgien aus.

»In der Sitzung des Exmatrikulationsausschusses hörte ich einen lustigen Minivortrag darüber, dass man den russischen Staat in solchen Zeiten nicht kritisieren dürfe, dass man den Soldaten nicht in den Rücken spucken dürfe und dass dies eigentlich ›unser‹ Land (gemeint ist die Ukraine, Anm. d. Red.) sei, und sobald das Gesindel weg sei, würden wir dort den Kommunismus einführen. Nach solchen Äußerungen habe ich wenig Lust, an diese Universität zurückzukehren«, sagt Bogdan.

Sammlung von Hilfsgütern für die Armee und Partnerschaft mit Universitäten der »Volksrepubliken Donezk und Luhansk« (L/DNR) – Wie Universitäten dem Krieg Vorschub leisten

Die Universitäten versuchen auf verschiedene Weise, die russische Aggression zu unterstützen. Zum Beispiel, indem sie Hilfsgüter für die Soldaten sammeln und den Universitäten der »L/DNR« (Teile der Gebiete sind von Russland besetzt, völkerrechtlich gehören die Regionen zur Ukraine, Anm. d. Red.) helfen.

Zusammenarbeit mit Universitäten in den besetzten Gebieten

Die Staatliche Universität Kuban hat Lehrkräfte zur »methodischen Unterstützung« nach Melitopol entsandt, während die Staatliche Juristische Ural-Universität Lehrkräfte aus Melitopol in russischem Recht ausbildet. Regionale Studierendenteams aus dem Gebiet Swerdlowsk haben zugesagt, Studierende zum »Wiederaufbau des Donbass« zu entsenden.

Russische Universitäten haben Abkommen mit Universitäten in den besetzten Gebieten geschlossen: Im Mai dieses Jahres unterzeichnete Minister Falkow einen Erlass über Partnerschaftsabkommen zwischen 23 russischen Universitäten und 22 Universitäten der »DNR« und der »LNR«.

So wurden beispielsweise die Moskauer Staatliche Universität, die Bergbauuniversität St. Petersburg, die Moskauer Staatliche Juristische Universität, die Staatliche Ural-Wirtschaftsuniversitätund die St. Petersburger Polytechnische Universität Partner der Universitäten der »Volksrepubliken«, während die Higher School of Economics ein Abkommen über »strategische Zusammenarbeit im Bildungsbereich« mit der Regierung (gemeint ist die Besatzungsverwaltung, Anm. d. Red.) der »LNR« unterzeichnete.

Auf dem Ersten Bildungsforum der Hochschulen Russlands und des Donbas im Juni dieses Jahres unterzeichneten das russische Ministerium für Bildung und Wissenschaft und die Bildungsministerien der Republiken Memoranden »Über gegenseitiges Verständnis und Zusammenarbeit im Bereich der Hochschulbildung«.

»Die Kriegsstimmung im Donbass hautnah miterleben«. Kriegshetze gegen die Ukraine

Die Woronescher Choreografieschule stellte einen Aufsteller über den Nationalsozialismus auf, auf dem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Heinrich Himmler verglichen wurde. An der Staatlichen Universität Nowosibirsk war der Flur des Studierendenwohnheims mit Schneeflocken »geschmückt«, in deren Mitte Fotos von Studierenden mit einem »Z« standen (dem Buchstaben, der symbolisch für Russlands sogenannte »militärische Spezialoperation«, also den Krieg gegen die Ukraine, steht, Anm. d. Red.).

Die Medizinische Universität Nowosibirsk schaltete auf ihrer Website eine Anzeige für die »Volksfront«, in der Geld für Quadrokopter und Munition für die Streitkräfte der »DNR« und »LNR« gesammelt wurde.

Studierende der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und öffentliche Verwaltung in Lipezk wurden gezwungen, die Show »Höfliche Leute« zu besuchen (auf Russisch weschliwye ljudi, wo das erste Wort mit dem lateinischen Buchstaben »V« statt mit dem kyrillischen Buchstaben »B« beginnt, der neben dem »Z« ein weiteres Symbol des Krieges gegen die Ukraine ist, Anm. d. Red.). Auf dem Werbeplakat für die Veranstaltung hieß es, dass die Zuschauer:innen »in Echtzeit die Arbeit der militärischen Spezialeinheiten sehen können, Terroristen der ukrainischen Armee sehen und die Atmosphäre des Krieges im Donbass hautnah erleben«.

Erstsemester der Fakultäten für Soziologie und Politikwissenschaft der Staatlichen Universität St. Petersburg versammelten sich unter dem Vorwand der »Lösung organisatorischer Fragen« zu einem provokativen Vortrag von Michail Romanow, Abgeordneter der Staatsduma für die Partei »Einiges Russland«. In seiner Rede verwendete er Zitate des rechtsextremen Publizisten Alexander Dugin und behauptete, als Folge des Krieges gegen die Ukraine müsse »die Struktur der unipolaren Welt zerstört werden«.

Im April 2022 verließen die Studierenden der Föderalen Ural-Universität in Scharen eine Vorlesung »über den schädlichen Einfluss der Ukraine und der NATO«, und an der Staatlichen Universität Mordowien versammelten sich die Studierenden im Oktober, um einen Teilnehmer des Krieges gegen die Ukraine zu treffen. Der Soldat erzählte, dass »die örtliche Bevölkerung größtenteils die russische Armee unterstützt« und erinnerte an einen Vorfall, bei dem eine Großmutter »eine ganze Tasche mit selbstgemachten Geschenken mitgebracht hatte und versuchte, sie den russischen Soldaten zu übergeben«.

An der KFU (Kasaner Föderale Universität) sprachen Oleg Morosow, ein Abgeordneter der Staatsduma, der dazu aufrief, die »Operation siegreich zu beenden«, und Marat Baschirow, ein Polittechnologe und ehemaliger Vorsitzender des Ministerrats der »LNR«, über die »militärische Spezialoperation«. Baschirow sagte, er gehe an die Universitäten, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die nicht fernsehen:

»Die meisten von euch schauen nicht fern. Ihr seid die Generation TikTok, Menschen mit einer Clip-Mentalität. Ihr surft leicht im Internet, aber ihr wisst noch nicht, wo die Wahrheit und wo die Lüge ist. Für euch ist das, was jetzt in der Ukraine passiert, der erste große Schock dieses Ausmaßes«, sagte Baschirow.

Socken, Hosen, Ikonen und Flaggen. Sammeln von Hilfsgütern für das Militär

An der Staatlichen Agraruniversität Kuban wurden die Studierenden gebeten, 300 Rubel für die russische Armee zu spenden, die Mitarbeitenden der Staatlichen Universität Tambow wurden gebeten, 250 Rubel für Trockenrationen der Soldaten zu spenden, und die Mitarbeitenden der Staatlichen Universität Woronesch wurden gebeten, ein Tagesgehalt für die russischen Streitkräfte zu spenden.

An der Kasaner Staatlichen Agraruniversität sammelten Lehrkräfte und Master-Studierende Geld für das Bataillon »Timer« in Tatarstan, und an der Föderalen Ural-Universität sammelten sie Hilfsgüter für die Söldnertruppe Wagner. Die »patriotische« Gemeinschaft der Higher School of Economics »Weißer Rabe« übergab »feierlich« Quadrokopter an die russische Armee.

Die Staatliche Medizinische Ural-Universtät sammelte 350 Kilogramm Hilfsgüter für das Militär, die Kasaner Föderale Universität 400 Kilogramm, und an der Baschkirischen Staatlichen Universität wurden die Studierenden aufgefordert, Socken, Unterwäsche, Ikonen und Flaggen für die Soldaten mitzubringen.

An der Kasaner Staatlichen Universität nähten die Studierenden Bekleidung und Ausrüstung für die Bataillone »Timer«, »Alga« und »Bars«. An der Staatlichen Universität Pskow und der Staatlichen Elektrotechnischen Universität St. Petersburg wurden Tragen für das Militär hergestellt. Studierende der Staatlichen Universitäten Omsk, Surgut, Orjol und Altaj sowie der Sibirischen Staatlichen Medizinischen Universität verteilten während der Mobilmachung Einberufungsbescheide, und Studierenden der Berufsschulen in Orjol, Krasnojarsk und Tomsk stellten »Burschujka-Herde« für die Armee her. Dies sind nur einige Beispiele.

Militärische Ausbildungszentren und wissenschaftliche Kompanien

Seit Beginn des Krieges hat der Staat die Zahl der militärischen Ausbildungszentren weiter erhöht: Im Dezember 2022 beschloss der russische Premierminister Michail Mischustin die Gründung von 16 neuen Ausbildungszentren, die im September 2023 ihren Betrieb aufnahmen. Unter anderem werden Zentren an den staatlichen Universitäten in Nowgorod, Smolensk, Sachalin und Astrachan eröffnet.

Im Jahr 2023 eröffneten die Behörden weitere Ausbildungszentren: Im Februar ordnete Mischustin die Eröffnung eines Zentrums an der Universität für Wissenschaft und Technologie in Ufa an. Die Universitäten von Kaluga und Majkop berichteten über die Vorbereitungen zur Eröffnung eines Ausbildungszentrums, und die Behörden der Region Magadan berichteten über die Eröffnung eines Ausbildungszentrums an der Nordöstlichen Staatlichen Universität.

Darüber hinaus hat das russische Verteidigungsministerium nach Beginn der Mobilmachung Hochschulabsolventen aktiv ermutigt, sich wissenschaftlichen Kompanien anzuschließen, also militärischen Einheiten in russischen Forschungsorganisationen. Zu dieser Zeit begannen Vorlesungen über wissenschaftliche Kompanien an Universitäten im ganzen Land, zum Beispiel an der Kasaner Föderalen Universität und der Nowosibirsker Staatlichen Universität.

Studierende der Staatlichen Technischen Universität Nowosibirsk wurden ermutigt, sich im Gegenzug für den Erlass ihrer Studiengebührenschulden »wissenschaftlichen Kompanien« der russischen Streitkräfte anzuschließen. Studierende der Föderalen Ural-Universität wurden per E-Mail aufgefordert, in wissenschaftliche Kompanien der Nationalgarde (Rosgwardija) einzutreten. Die Moskauer Staatliche Universität, das Moskauer Institut für Physik und Technologie, die Kasaner Föderale Universität, die Föderale Ural-Universität und die Nowosibirsker Staatliche Universität veröffentlichten auf ihren Websites Rekrutierungsanzeigen.

Die Russland-Analysen bedanken sich bei der Redaktion von Groza für die Erlaubnis, diesen Text in deutscher Übersetzung abdrucken zu dürfen. Das Original ist zugänglich unter https://www.groza.media/posts/militarizazzzia und erschien am 19. Oktober 2023.

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