Am 29. Oktober 2023 stürmten mehrere hundert überwiegend junge Männer den Flughafen von Machatschkala in der russischen Teilrepublik Dagestan. Sie überrannten Absperrungen, stürmten auf das Flugfeld und suchten Juden, die sie unter den Passagieren einer Maschine aus Tel Aviv vermuteten. Mindestens 20 Menschen wurden verletzt, zahlreiche Passagiere verbrachten Stunden in Angst an Bord ihrer Maschinen, bevor der Mob abzog und die Türen geöffnet werden konnten.
Ausgelöst durch den Krieg in Israel hatte es bereits in den Tagen zuvor antisemitische Kundgebungen und Ausschreitungen im Nordkaukasus gegeben, wo mehrheitlich Muslime leben. Das war auch deshalb bemerkenswert, weil Demonstrationen in Russland derzeit in der Regel umgehend unterbunden werden. Die Beteiligten kamen bislang mit geringen Strafen davon. Offizielle Stellen betonten, Juden und Muslime hätten im Kaukasus immer friedlich zusammengelebt.
Wahr daran ist, dass im Kaukasus schon lange Juden leben. Die meisten dieser Bergjuden überlebten den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion, da der Kaukasus nur verhältnismäßig kurz unter deutscher Besatzung war und die Wehrmacht die Zentren ihrer Siedlungen in Aserbaidschan, Dagestan und Tschetschenien nicht erreichte. Heute leben insgesamt noch etwa 10.000 Bergjuden an unterschiedlichen Orten im Kaukasus.
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