Von Sven Wallasch
Zusammenfassung
Usbekistan gehört ohne Frage zu den islamischen Kunstländern ersten Ranges, was sich nicht zuletzt in der Aufnahme von Städten wie Samarkand, Buchara, Chiwa und anderen in die Liste des UNESCO-Welt- kulturerbes äußert. Viele der historischen Monumentalbauten Usbekistans sind jedoch in den vergangenen Jahrzehnten, auch schon vor der Erlangung der politischen Unabhängigkeit im Jahr 1991, durch Restaurierungsmaßnahmen mehr oder weniger stark überformt worden. Verlorene Gebäudestrukturen und Architekturdekore erstanden neu. Selbst für Fachleute ist es gegenwärtig schwer, originales Bauzeitliches von Neuerschaffenem zu unterscheiden. All das läuft den hehren Theorien der europäischen Denkmalpflege zuwider, die das Konservieren, also das Erhalten des gealterten Originals, sehen möchte. Der folgende Artikel zeichnet am Beispiel Samarkands, wo die entscheidenden Theorien und Methoden entwickelt wurden, die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zur aktuellen Denkmalpflegepraxis nach und beleuchtet Auswirkungen gesellschafts- und kulturgeschichtlicher Entwicklungen auf die Methoden und Herangehensweisen des Denkmalschutzes. Ziel dabei ist es, zu verstehen, zu erklären und zu begründen, aber nicht zu richten. Denkmalpflege ist und bleibt weitgehend hoheitliche Aufgabe und steht immer in einem regionalen geschichtlichen Kontext.