Analyse Von Eliza Isabaeva
Derzeit leben schätzungsweise etwa eine halbe Million ethnische Kirgisen im Ausland. Bei diesen handelt es sich um geschlossene Bevölkerungsgruppen, die schon seit einigen Jahrzehnten als ethnische Minderheiten in ihren Siedlungsgebieten in China, Usbekistan, Tadschikistan, der Türkei u. a. leben. Die Kontakte zwischen diesen Auslandskirgisen und den Kirgisen in Kirgistan sind im Allgemeinen nicht besonders intensiv. (…)
Zum Artikel Analyse Von Judith Beyer
In Kirgistan ist seit der Unabhängigkeit unter wechselnden Regierungen ein Staat errichtet worden, der sich an der Sprache, an imaginierten Ursprüngen, an der neu geschriebenen Geschichte und an als »typisch kirgisisch« verstandenen Werten und Traditionen orientiert. Andere ethnische Gruppen werden geduldet, aber nicht aktiv in den Prozess der Nationswerdung einbezogen. Der Konflikt zwischen ethnischen Kirgisen und ethnischen Usbeken im Juni 2010 geht daher nach Ansicht der Autorin nicht auf weit in der Vergangenheit liegende historische Unterschiede zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen oder die Problematik der Grenzziehung in der Sowjetzeit zurück. Das Problem liegt vielmehr darin, dass in den letzten zwanzig Jahren kirgisische Ethnizität zum Hauptmarker kirgisischer Staatlichkeit gemacht wurde.
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