Analyse Von Kristiane Janeke
Im Jahr 2018 gibt es eine Reihe von sehr unterschiedlichen Jahrestagen und Ereignissen, die von der Aktualität des Themas Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in Belarus zeugen: 75 Jahre seit der Ermordung der Bewohner und Vernichtung des Dorfes Chatyn, die Erweiterung des Gedenkkomplexes auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Malyj Trostenez (belar.: Maly Traszjanez) sowie 100 Jahre Belarussische Volksrepublik (belar.: BNR). Hinzu kommt der Baubeginn eines neuen Gebäudes für das Nationale Historische Museum. Diese Ereignisse sind Anlass, einen Blick auf das öffentliche Erinnern in Belarus zu werfen.
Zum Artikel Analyse Die in den letzten Jahren erfolgte Normalisierung der belarussischen Beziehungen zur Europäischen Union und den USA, die geopolitische Instabilität in der Region sowie die erhebliche Verschlechterung der Wirtschaftslage in Belarus haben dazu geführt, dass der Staat sein Verhältnis zu den Strukturen der Zivilgesellschaft revidiert hat. Im Großen und Ganzen wird der Staat allmählich »freundschaftlicher« gegenüber dem NGOSektor und nutzt dabei dessen Potenzial zur Lösung sozialer und finanzieller Probleme; gleichzeitig baut er die Zusammenarbeit mit dem Westen aus und stärkt zudem die nationale Identität der belarussischen Gesellschaft. Trotz allem ist jedoch kein Wandel des bestehenden politischen Systems vorgesehen – dessen Stabilität zu gewährleisten, hat für die Regierung weiterhin unbedingten Vorrang. Andererseits sind auch in der Zivilgesellschaft in den letzten Jahren eindeutig neue Tendenzen auszumachen. In diesem Beitrag wird beschrieben, auf welche Weise in Belarus heute eine »Revision« des Verhältnisses zwischen Staat und Zivilgesellschaft erfolgt und welche die wichtigsten Tendenzen sind, die in diesem Prozess erkennbar werden.
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