Im Rahmen ihrer Geschichtspolitik unternimmt Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS) den Versuch, die polnische Nachkriegsgeschichte und insbesondere die Geschichte der Freiheitsbewegung Solidarność umzuschreiben und ihre bedeutendsten und national wie international angesehenen Persönlichkeiten zu diskreditieren. Besonders betroffen ist davon derzeit der ehemalige Solidarność-Führer und erste freigewählte Präsident der III. Republik, Lech Wałęsa. Wałęsa selbst räumt ein, Anfang der 1970er Jahre für den Geheimdienst angeworben worden zu sein, trennte sich aber 1975 von ihm. Dieses kurzzeitige Schwächemoment in der Biographie wird als politische Waffe eingesetzt, um nicht nur Wałęsa, sondern die gesamte demokratische Transformation Polens als kommunistisch unterwandert zu kennzeichnen. Der Soziologe Ireneusz Krzemiński widmet sich in seiner Analyse dem versuchten Denkmalsturz des Friedensnobelpreisträgers. Der Historiker Andrzej Friszke setzt sich deutlich mit der manipulativen Praxis politisch dienender Historiographie am Beispiel der Person Lech Wałęsa auseinander.