Präsident Andrzej Duda auf dem 1. Gipfeltreffen der Drei-Meere-Initiative

[…]

Ich muss wahrscheinlich niemanden davon überzeugen, dass die Länder der »Drei-Meere-Region« ein wesentlicher Teil der euroatlantischen Gemeinschaft sind. Unsere Staaten wollen diese Gemeinschaft bereichern und aktiv für ihre Entwicklung tätig sein und haben das Potential dazu.

Bisher vollzog sich diese Entwicklung vor allem auf einer Ost-West-Achse. Trotz der unbezweifelbaren Leistung, die infolge dieses Handlungsmodells vollbracht wurde, schöpft es nicht in Gänze das Potential aus, das in den zwischen der Ostsee, der Adria und dem Schwarzen Meer gelegenen Ländern schlummert. Gerade deshalb hat heutzutage die Bereicherung des europäischen Integrationsprozesses mit Hilfe des Aufbaus von Bindungen und Verbindungen auf der Nord-Süd-Achse eine so wesentliche Bedeutung.

[…]

Integration ist kein Feind der Vielfalt. Es lohnt sich, sich dies in Erinnerung zu rufen, denn um sie zu bewahren gibt es heute kein größeres Hindernis als ein eindimensionales Entwicklungsmodell. Wir können jedoch gemeinsam diese Logik revidieren, indem wir die Bindungen zwischen den Ländern der Drei-Meere-Region vertiefen und gemeinsam das Potential der Nord-Süd-Achse entwickeln.

[…]

Die Transportverbindungen und die Energieinfrastruktur sind allerdings nicht alles. Wir müssen das Gefühl der Nähe der Nationen der Drei-Meere-Region auch in anderen Bereichen aufbauen. Die Zusammenarbeit im Bereich der Wissenschaft und der Kultur, außerdem der Jugendaustausch – das sind grundlegende Instrumente, dieses Ziel zu verwirklichen. Wir erschaffen die geographische Nähe. Eine Herausforderung ist allerdings auch, dass wir eine gesellschaftliche Nähe erzeugen.

[…]

Hervorhebungen im Original.

Übersetzung aus dem Polnischen: Silke Plate

Quelle: https://www.prezydent.pl/aktualnosci/wypowiedzi-prezydenta-rp/wystapienia/art,69,wystapienie-prezydenta-rp-pana-andrzeja-dudy-podczas-dubrovnik-forum-2016.html (abgerufen am 15.01.2020).

Zum Weiterlesen

Analyse

Das "Intermarium" und die "Drei-Meere-Initiative" als Elemente des euroskeptischen Diskurses in Polen

Von Rafał Riedel
Das Ziel dieser Analyse ist, das erneut an Popularität gewinnende Konzept des »Intermarium« bzw. der »Drei-Meere-Initiative« als Bestandteil des gegenwärtigen politischen Diskurses in Polen vorzustellen. Ein Teil der meinungsbildenden Milieus fasst es als komplementäres Konzept zur Hauptströmung der EU-Integration auf, ein anderer Teil betrachtet es dagegen als eine Art Alternative zur Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Entgegen der Versicherungen von Regierungsvertretern legen sowohl die verwendete Sprache als auch die Argumentationsart nahe, dass das Intermarium-Konzept als Teil des euroskeptischen Diskurses einzuordnen ist.
Zum Artikel

Logo FSO
Logo DGO
Logo ZOIS
Logo DPI
Logo IAMO
Logo IOS