Analyse Von Johannes Kleinmann
Die politische Debatte in Polen war in den vergangenen Jahren vielfach von geschlechterpolitischen Themen wie dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch geprägt. Sozioökonomische Aspekte wie die Tatsache, dass polnische Frauen nach wie vor eine geringere Erwerbsquote aufweisen als im Jahr 1990, sind hingegen kaum Teil des öffentlichen Diskurses. Dabei sind sie ebenso Ergebnis einer politischen Debatte wie einer Sozialpolitik, die aus ideologischen oder finanzpolitischen Gründen an der Trennung von Care- und Erwerbsarbeit anhand von Geschlechtergrenzen festhält.
Zum Artikel Analyse Von Aleksandra Niżyńska, Małgorzata Druciarek
Das im Januar 2011 verabschiedete Wahlgesetz sieht vor, dass sich auf einer Wahlliste nicht weniger als 35 % Frauen und nicht weniger als 35 % Männer befinden müssen, damit diese zugelassen werden kann. Schon im Wahlkampf zu den Regional- und Kommunalwahlen 2010 war das Thema der Teilhabe von Frauen an der Politik zu einer Schlüsselfrage geworden. In der Tendenz stellt die Analyse einen systematischen Anstieg des Frauenanteils unter den Kandidaten für politische Ämter fest, doch ging dieser Anstieg von Wahl zu Wahl zurück. Im Vergleich zu 2006 gab es bei den Selbstverwaltungswahlen 2010 nur um 2 Prozentpunkte mehr Kandidatinnen. Die 35%-Regelung kann sich nach Auffassung der Autorinnen nur als effektiv erweisen, wenn die Parteien sich dazu entscheiden, Frauen auf den vorderen Plätzen der Wahllisten zu platzieren. (…)
Zum Artikel