Die polnisch-US-amerikanischen Beziehungen nach einem halben Jahr der Trump-Administration

Von Radosław Korzycki (Warschau)

Zusammenfassung
Nach der Regierungsübernahme des Republikaners Donald Trump im Weißen Haus in Washington führte seine Politik zu Spannungen in den internationalen Beziehungen. Sein Vorgehen, das sich an der Deal-Mentalität orientiert, stellt die Sicherheit und den Wohlstand der Europäer vor neue Herausforderungen. Polen setzte bisher auf eine aus seiner Sicht »privilegierte« Partnerschaft mit den USA – die hohen Militärausgaben des Landes finden in den USA Anerkennung – allerdings ist eine Sonderstellung Polens beim atlantischen Partner fraglich.

Die Unvorhersehbarkeit der US-Außenpolitik: Deal statt Bündnis

Angesichts der Ungewissheit über die künftige Richtung der US-amerikanischen Außenpolitik weisen Experten deutlich darauf hin, dass Polen seine strategische Position überdenken und sich auf eine selbständigere Rolle in der westlichen Welt vorbereiten muss. Wojciech Warski vom Polnischen Institut für Internationale Angelegenheiten (Polski Instytut Spraw Międzynarodowych – PISM) ordnet dies in den Kontext des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ein. Mitte März legte er im »Magazyn« der Tageszeitung Gazeta Wyborcza dar, dass der Eklat bei dem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus Ende Februar kein Zufall war, sondern Teil einer kühl umgesetzten Strategie, die sich auf Medienspektakel und die Logik des Deal in den internationalen Beziehungen stützt –Trump selbst hatte das Treffen als »gute Fernsehshow« bezeichnet. Die öffentliche Demütigung des Präsidenten der Ukraine, nachdem er bereits zuvor Diktator genannt und ihm die Schuld für die russische Aggression gegeben worden war, sollte ein für die Trump-Wähler bequemes Narrativ ergeben – eine Wählerschaft, die sich als isolationistisch, globalen Verpflichtungen gegenüber abgeneigt und anfällig für einfache Botschaften über die Verteidigung der eigenen Interessen vor fremden Kriegen erweist. Bei dieser Einstellung zählt weder das Vertrauen der Bündnispartner noch der Zusammenhalt der NATO. Vielmehr zählt, Politik wie einen Konzern zu managen: Entscheidungen werden ad hoc getroffen, im Vordergrund stehen der vorläufige Nutzen und die interne Stärkung der Machtposition. Die Botschaft an die öffentliche Meinung war offenkundig: Die Ukraine ist kein strategischer Partner, sondern eine Belastung, und Europa kann ignoriert oder von oben herab behandelt werden, wenn es sich nicht an die neue Logik anpasst. Warskis Einschätzung zufolge ist der größte politische Partner der USA nicht mehr Europa, sondern China, und Russland wird – trotz seiner aggressiven Politik – zunehmend als Akteur betrachtet, mit dem man sich ohne Rücksicht auf die Bündnispartner einigen kann. Der heroische Kampf der Ukraine, der eine Chance ist, den russischen Imperialismus dauerhaft zu stoppen, wird in dieser Sichtweise bequem übergangen. Das ist ein krasser Kontrast gegenüber der Ära Ronald Reagens, der die Sowjetunion mit der Vision moralischer und technologischer Überlegenheit schwächte. Heute, in der Trump-Ära, sind das Budapester Memorandum (betraf u. a. Sicherheitsgarantien der USA, Großbritanniens und Russlands gegenüber der Ukraine, als diese ihre sowjetischen Atomwaffen beseitigte) oder das Prinzip der kollektiven Verteidigung im Rahmen der NATO nur soviel wert wie eine momentane Zustimmung zu ihnen. Deshalb kann Europa nicht mehr auf die Zuverlässigkeit des amerikanischen Nuklearschutzschildes zählen, betont Warski, und muss dringend seine eigene Abschreckungsfähigkeit und Entscheidungsmechanismen stärken. Es sei notwendig, sich von der Einstimmigkeit in Schlüsselfragen der Außen- und Sanktionspolitik der Europäischen Union zu lösen, die europäische Rüstungsindustrie zu entwickeln und die Koordination zwischen den Mitgliedsstaaten zu intensivieren. In diesem Gefüge habe Polen als Land mit einem großen militärischen und politischen Potential und auch als eine von wenigen tatsächlichen Säulen des proatlantischen Kurses in der Region eine besondere Rolle zu spielen. Warski zeigt die Richtungen an: die Intensivierung der Zusammenarbeit im Rahmen des Weimarer Dreiecks (Deutschland, Frankreich, Polen), die Diversifizierung der Rüstungseinkäufe und ihre Verknüpfung mit der europäischen Rüstungsindustrie und die Ergänzung des US-amerikanischen Nuklearschirms mit französischen Komponenten. Nur solche Maßnahmen können Polen tatsächlichen Einfluss auf die Gestalt der künftigen Sicherheitsordnung in Europa geben. Umso mehr, da – wie Warski feststellt – Polen als loyaler und glaubwürdiger Partner wichtige Verhandlungskarten besitzt und Trump zufolge jeder gute Deal damit beginnt, sie geschickt einzusetzen.

Tusks Appell an Europa und Amerika: Beziehungspflege

Unterdessen sind unter der von Ministerpräsident Donald Tusk (Bürgerkoalition/Koalicja Obywatelska – KO) geführten Regierung die Beziehungen zwischen Polen und den USA von sowohl Vorsicht als auch intensiver Diplomatie geprägt, um auf die Wende Washingtons zur Geopolitik des Deals zu antworten. Schon am 21. Januar stellte »Der Spiegel« in Aussicht, dass Donald Tusk dank der Ausrichtung der polnischen EU-Ratspräsidentschaft auf das Leitmotiv »Sicherheit, Europa«, dem konsequenten Anstieg des Verteidigungshaushalts und der Unterstützung für die Ukraine sogar den Respekt Donald Trumps erlangen könnte. Der Schlüssel, sich vor dessen unsteter Politik zu verteidigen, sollte sein, eine starke Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Frankreich und Polen aufzubauen sowie die europäische Verteidigungsunabhängigkeit zu stärken. Tusk selbst bekannte in der Nachrichtensendung »Fakty po Faktach« (TVN24) am 27. Februar, dass Trump ein »sehr viel schwierigerer Partner als jemals ein US-Präsident zuvor« sei und dass »Unvorhersehbarkeit und die Unbeständigkeit von Ereignissen die von ihm bewusst eingesetzte Methode« seien. Indem Polen über die Herausforderungen mit Keir Starmer, Emmanuel Macron und Friedrich Merz spreche, erschaffe es eine gemeinsame europäische Front. Tusk rief dazu auf, sich »nicht der Illusion hinzugeben, dass wir die Lieblinge in dieser neuer Staffel sind«. Er warnte, dass die Prioritäten der neuen US-Administration der Pazifikraum, China, Israel und der Iran sind, was »zu Lasten der Ukraine, der Europäischen Union und somit auch Polen« gehen könne. Daher müsse man »sehr aufmerksam und konzentriert in diesem komplizierten Spiel« sein. Im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Treffen zwischen Trump und Selenskyj (bei dem es dann zum Eklat kam) erinnerte Tusk daran, dass »die Wahrheit brutal ist, denn Präsident Trump erwartet diese Art des Business und der Ukraine liegt sehr daran, dass sich Amerika nicht abwendet«. Er betonte, dass Trumps aggressive Verhandlungsmethode, die »häufiger bei Verbündeten als bei Gegnern Anwendung findet« erfordert, »nicht in Panik zu verfallen – man muss damit zurechtkommen«. Am 31. März rief Tusk auf der Plattform X Trump und Amerika auf, Polen, das fast fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgibt und zusammen mit den USA die größte Armee in Europa aufbaut, weiter als loyalen Bündnispartner zu behandeln und fleht: »Denken Sie bitte daran, Herr Präsident, bevor Sie Ihre engsten Freunde mit Zoll belegen – Zusammenarbeit ist immer besser als Konfrontation«. Im April fügte er hinzu: »Enge transatlantische Beziehungen zu pflegen, ist die gemeinsame Verantwortung der Europäer und Amerikaner, unabhängig von vorübergehenden Turbulenzen. Nutzen wir also bestmöglich die nächsten 90 Tage«, womit er sich auf Trumps 90-tägige Aussetzung der Zollerhöhung bezog. Unterdessen verlagerte sich der Konflikt auf eine Ebene tiefer: Elon Musk, Präsidentenberater und Regierungsangestellter mit besonderen Aufgaben, beleidigte Polens Außenminister Radosław Sikorski als »Soros‘ Marionette« im Streit um das von Polen mitfinanzierte Starlink-Satellitennetzwerk, das der Ukraine im russischen Angriffskrieg zugutekommt; US-Außenminister Marco Rubio forderte Dankbarkeit von Sikorski, während der proukrainische Kongressabgeordnete Don Bacon das Weiße Haus zu mehr Disziplin aufrief und appellierte, sich von öffentlicher Kritik an den wichtigsten Verbündeten fernzuhalten. In diesen dynamischen diplomatischen, politischen und medialen Gefechten versucht Polen, seine Interessen zu sichern, indem es die transatlantischen Bande stärkt und gleichzeitig zusätzliche Kanäle für die europäische und regionale Zusammenarbeit sucht.

Gleichzeitig wird Warschau Passivität vorgeworfen: Obwohl Polen zurzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, hat es keinen informellen Gipfel organisiert, der sich den Beziehungen zu den USA oder der Unterstützung der Ukraine widmet. Europa wartet auf eine neue Qualität in der transatlantischen Politik, aber Polen – obgleich erklärtermaßen proamerikanisch – beginnt offenkundig, sich nach Alternativen umzusehen.

Die PiS hält Trump kritiklos die Treue

Das Weiße Haus scheint diplomatische Beziehungen mit Politikern zu bevorzugen, die aus den Reihen von Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS) kommen. Bei einem Treffen von Präsident Andrzej Duda und US-Präsident Donald Trump am Rande der Conservative Political Action Conference (CPAC) im Februar in der Nähe von Washington sprachen beide Staatsführer über den russischen Krieg gegen die Ukraine sowie die weitere Intensivierung der polnisch-amerikanischen Zusammenarbeit. Das Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit dauerte ca. zehn Minuten; Informationen waren vorher nicht bekannt gegeben worden. Nach dem Gespräch unterstrich Duda, dass Polen auf weitere Unterstützung der USA zählen könne, und Trump soll gesagt haben, Polen sei aufgrund seiner Rüstungsausgaben und -einkäufe einer der glaubwürdigsten und engsten Bündnispartner. In seinem Auftritt auf der CPAC nannte Trump den polnischen Präsidenten einen »fantastischen Menschen« und »Freund« und fügte hinzu, dass ihn 84 Prozent der amerikanischen Wähler polnischer Abstammung gewählt hätten, was er mit den Worten zusammenfasste: »Er muss also etwas richtig gemacht haben.« Duda zufolge entwickeln sich die polnisch-amerikanischen Beziehungen sowohl im Bereich der Sicherheit als auch der Wirtschaft, und auch Trump soll unterstrichen haben, dass Polen »einer der allerbesten Bündnispartner ist und sich unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit entwickelt«.

Das Verhältnis der PiS zu Donald Trump beruht seit Jahren auf kritikloser Bewunderung, was sich aktuell angesichts der internationalen Kontroversen um den US-Präsidenten immer schwieriger begründen lässt. Trotz seiner prorussischen Gesten, seiner Distanzierung von der Ukraine und seiner offenen Angriffe auf die europäische Demokratie bleibt die PiS Trump treu, was z. B. die MAGA-Caps (Make America Great Again) und das Skandieren seines Namens im polnischen Parlament veranschaulichen. Die Partei von Jarosław Kaczyński sieht in einem Bündnis mit Trump nach wie vor politisches Potential und mit Blick auf die polnischen Präsidentschaftswahlen im Mai/Juni und ihren Kandidaten Karol Nawrocki die Möglichkeit, die eigenen Anhänger zu mobilisieren.

Der Präsidentschaftswahlkampf wurde im Wesentlichen auf den Gegensatz zwischen der PiS und der Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk aufgebaut, die als feindselig gegenüber den USA dargestellt wurde. Im Internet tauchte Material mit kritischen Äußerungen von Politikern und Akteuren aus dem Regierungsumfeld auf – Einträge von Bogdan Klich, Zitate von Anne Applebaum, welche die Sprache Trumps mit der Rhetorik von Hitler und Stalin vergleicht, oder auch Äußerungen Tusks, der 2023 suggerierte, dass Trump ein russischer Agent sein könnte, wovon er sich später distanzierte. Das Narrativ der PiS sollte lauten: Wollt ihr einen Präsidenten, der im Weißen Haus anrufen kann, oder einen Ministerpräsidenten, der Trump geheimdienstlicher Machenschaften beschuldigt?

Die Strategie der PiS hat die Politologin Agnieszka Kasińska-Metryka treffend in einem Interview des Nachrichtenportals Onet beschrieben. Die PiS wendet die klassische »Fragmentarisierung der Wirklichkeit« an, indem sie nur die Eigenschaften Trumps herausstellt, die zu ihrem rechtskonservativen Narrativ passen, etwa der Kampf gegen die linke Ideologie oder die Verteidigung traditioneller Werte, und den Rest ignoriert. Ihrer Meinung nach hat die PiS so stark auf die Trump-Verehrung gesetzt, dass sie jetzt nicht mehr in der Lage ist, sich ohne Glaubwürdigkeitsverlust aus ihr zurückzuziehen. Der Versuch, die Einstellung Trump gegenüber zu revidieren, würde de facto bedeuten, sich zu einem politischen Fehler zu bekennen, und das könne sich die Partei, insbesondere während des Präsidentschaftswahlkampfes in Polen, nicht leisten. Daher werde, sogar wenn Trump die Beziehungen zu Putin intensivieren würde, die PiS so tun, als würde sie das nicht wahrnehmen, und eine Erzählung konstruieren, die sich auf Emotionen und aus dem Kontext herausgerissene Einzelheiten stützt. Nach Einschätzung von Kasińska-Metryka ist diese Übernahme amerikanischer Wahlkampfstrategien unter polnischen Bedingungen nicht nur ein oberflächliches Agieren, sondern auch eine Beleidigung für die polnischen Wählerinnen und Wähler.

US-Militärpräsenz in Polen

Mit der Rückkehr Donald Trumps auf die politische Bühne trat auch das Thema einer stärkeren militärischen Präsenz der USA in Polen (»Fort Trump«) wieder in die politische Debatte in Polen ein. Allerdings braucht man sich hier keine Illusionen zu machen: Das Projekt gab es nie auf der realen Agenda der USA. Es war v. a. eine politische Initiative und Imagekampagne des Präsidenten Andrzej Duda, ausgerichtet mit Blick auf den Nutzen in Polen und nicht auf eine konkrete Vereinbarung mit Washington. Ich habe damals darauf hingewiesen, dass es nicht das erste Mal ist, dass die polnischen politischen Eliten – unabhängig von ihrer Couleur – nicht fähig sind, die Signale aus den USA richtig zu lesen, insbesondere betrifft das die Botschaften in verschlüsselter diplomatischer Sprache. Eine ähnliche Situation gab es bereits 2009, als sich die Administration des damaligen US-Präsidenten Barack Obama aus dem Projekt des Raketenschutzschildes zurückzog, die polnische öffentliche Meinung aber weiter in der Überzeugung lebte, dass die Angelegenheit bereits entschieden sei. Zweifel am »Fort Trump« sind dem umfassenderen Trend des US-amerikanischen Isolationismus zuzuordnen, der sowohl bei den Demokraten als auch den Republikanern zutage tritt. Experten aus Trumps Umfeld, beispielsweise Willis Krumholz, warnten davor, dass der Bau einer großen US-Militärbasis in Polen nicht nur Russland nicht abschrecken, sondern von ihm sogar innenpolitisch und zu Zwecken der Propaganda ausgenutzt werden könnte.

Die tatsächliche Stärkung der US-amerikanischen Militärpräsenz in Polen wurde jedoch nicht aufgegeben, sondern nur in ihrer Form verändert. Statt nur eines »Fort Trump« sollte die Militärpräsenz in der ersten Amtszeit von Trump mehr im Land verteilt werden, was den Empfehlungen des Berichts des Atlantic Council (u. a. Philip M. Breedlove und Alexander Vershbow) entsprach. Demnach sollte ein Netz kleinerer Stützpunkte aufgebaut werden, wozu etwa ein Schulungszentrum für Spezialkräfte bei Krakau (Kraków), der Ausbau eines Führungsquartiers in Posen (Poznań) und die Modernisierung von Flughäfen, Häfen und Infrastruktur in Thorn (Toruń), Gdingen (Gdynia), Pruszcz Gdański, Orzysz und Drawsko Pomorskie gehören. Gleichzeitig wird empfohlen, dass die ständige US-Militärbrigade weiterhin in Deutschland stationiert bleiben sollte. Eine solche Strategie entspricht der Logik der aktuellen Verpflichtungen der NATO und der globalen militärischen Flexibilität, die das Pentagon bevorzugt.

Eine Veränderung des Narrativs lässt sich auch in den Äußerungen Dudas feststellen, der 2019, im Rahmen der Feierlichkeiten zur 20-jährigen NATO-Mitgliedschaft Polens, einen viel größeren Nachdruck auf die Bedeutung des gesamten Bündnisses als auf die bilateralen Beziehungen zu den USA legte. Diese Abkehr von den vorangegangenen Versuchen, eine exklusive Partnerschaft mit Washington aufzubauen, zugunsten einer multilateralen transatlantischen Zusammenarbeit, kann Ausdruck einer Kurskorrektur und eines besseren Verständnisses des tatsächlichen Kräfteverhältnisses sein.

Bestätigt wurde dieser Realismus auch durch eine Aussage der damaligen US-Botschafterin in Polen, Georgette Mosbacher, in einem Interview für das Internetportal Wirtualna Polska im Juni 2020. Mosbacher, die sich damals in Washington aufhielt, wies eindeutig darauf hin, dass die Rede von der Verlegung von 3.000 US-Soldaten aus Deutschland nach Polen falsch und die einzige verbindliche Entscheidung die Umverlegung von 1.000 Soldaten sei – wobei sie keine konkreten Orte nannte. Sie stellte klar, dass die Bezeichnung »Fort Trump« nie in offiziellen Gesprächen von amerikanischer Seite verwendet, sondern von den Medien aufgeblasen worden sei und keine Chance auf Realisierung habe. Zwar benutzte Präsident Duda diesen Begriff bei einem seiner ersten Gespräche mit Trump, aber die Botschafterin selbst soll davon abgeraten haben, da er irreführend und unrealistisch ist.

Mosbacher erklärte außerdem, dass die Verteidigungsstrategie der USA heute eine größere Verteilung der Streitkräfte vorsieht und nicht deren Konzentration an einem großen Stützpunkt. Für Polen habe dies Vorteile, denn die Präsenz von US-Soldaten in Polen werde größer und die am besten ausgebildeten Einheiten umfassen. Sie unterstrich, dass die Entscheidung über die Entsendung der Streitkräfte nach Abzug eines Teils der in Deutschland stationierten Soldaten noch nicht getroffen wurde und auch andere Weltregionen in Betracht kommen könnten, z. B. Ostasien.

Somit ist klar: Das »Fort Trump« war eine politische Idee, die nicht in die Realität der amerikanischen Verteidigungspolitik Eingang finden konnte. Die aktuelle militärische Zusammenarbeit zwischen Polen und den USA verläuft anders, als es manche Politiker erwartet haben, aber das bedeutet nicht ihre Schwächung. Im Gegenteil – sie entwickelt sich zu einem realistischeren, ausdifferenzierten Modell der Präsenz, das besser auf die tatsächlichen Herausforderungen und Handlungslogik der NATO antworten kann. In dieser neuen Situation sollte Polen – anstatt symbolische Gesten zu erwarten – daran weiterarbeiten, Vertrauen und Zusammenarbeit im gesamten Bündnis aufzubauen, und dabei durchaus nicht seine Position als der wichtigste Staat an der NATO-Ostflanke außer Acht lassen.

Der Zollkonflikt zwischen den USA und der EU

Aktuell stellt die Einführung von Zöllen durch die Trump-Administration nicht nur die Stabilität der globalen Lieferketten, sondern auch die Sicherheit des polnischen Exports und von Investitionen in Frage. Obwohl Polen eine positive Handelsbilanz mit den USA aufweist – 2024 exportierte es Waren im Wert von 12,6 Milliarden US-Dollar, der Import betrug nur 7,7 Milliarden US-Dollar – ist es nicht gegen die Folgen von Spannungen im Handel resistent. Als Mitglied der Europäischen Union unterliegt Polen der europäischen Zollpolitik. Das bedeutet, alle Zollentscheidungen, die die EU betreffen, gelten auch für Polen, unabhängig von der Qualität der bilateralen Beziehungen mit den USA. Das Problem wird dadurch noch vertieft, dass über die Hälfte des Mehrwertes aus Polen indirekt auf den US-amerikanischen Markt gelangt, und zwar über Länder wie Deutschland, Mexiko oder Kanada. Jede Erschütterung ihres Exports bedeutet auch einen Stoß für die polnische Wirtschaft.

Schätzungen des Polnischen Wirtschaftsinstituts (Polski Instytut Ekonomiczny – PIE) zufolge könnte eine Eskalation des Zollkonfliktes zwischen Washington und Brüssel das polnische Bruttoinlandsprodukt um 0,43 Prozent mindern. Die am stärksten gefährdeten Branchen sind die Auto-, Metall und Transportbranche, die stark mit dem transatlantischen Austausch verflochten und von einer vorhersehbaren Handelspolitik abhängig sind. Auf längere Sicht könnten die Zölle die Wettbewerbsfähigkeit der polnischen Produkte einschränken, zum Rückgang der Beschäftigung in Schlüsselindustrien sowie zu einem Einfrieren von Investitionen führen. Auch die Deglobalisierung wird zu einem Risiko – Unternehmen könnten ihre Produktion in Polen zugunsten von Ländern, die näher am Absatzmarkt liegen, einschränken.

Angesichts dieser Gefahren muss Polen vorausschauende Maßnahmen ergreifen: Absatzmärkte erweitern, in Innovationen investieren und vor allem die Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern im Rahmen einer gemeinsamen Handelsstrategie stärken. Die transatlantischen Beziehungen sollten sich auf verlässliche Grundsätze stützen und nicht auf einseitige, von den Innenpolitik der USA motivierte Entscheidungen. Auch wenn die polnisch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen immer noch auf einem soliden Fundament stehen, erfordert die aktuelle Dynamik eine größere Vorsicht, europäische Solidarität und eine konsequente Verfolgung der Interessen der polnischen Exporteure in den europäischen Strukturen.

Die Stimmung in der polnischen Bevölkerung gegenüber Trumps Amerika

Im April 2025 veröffentlichte das polnische Meinungsforschungsinstitut CBOS Umfrageergebnisse zur Wahrnehmung der polnisch-amerikanischen Beziehungen sowie der Präsidentschaft von Donald Trump (siehe Rubrik »Umfragen«). Die Daten werfen ein neues Licht auf die Entwicklung der gesellschaftlichen Stimmung in Polen gegenüber dem Hauptverbündeten jenseits des Atlantiks. Nur 31 Prozent der Befragten nannten die Beziehungen zu den USA gut, davon nur zwei Prozent »eindeutig gut«. Über die Hälfte der Befragten (52 Prozent) bewertete sie als »weder gut noch schlecht« und zehn Prozent als schlecht. Im Vergleich zum März 2023, als 80 Prozent der Polen die Beziehungen zu den USA als positiv einschätzten, ist das ein Rückgang von ungefähr 50 Prozentpunkten. Der Anteil der ambivalenten und kritischen Haltungen steigt, was von einer wachsenden nicht nur politischen, sondern auch emotionalen Distanz gegenüber dem bisherigen Modell der Zusammenarbeit zeugt.

Eine ähnliche Verschiebung zeigt sich in der Frage, wer von den gegenseitigen Beziehungen profitiert: 33 Prozent meinen, es sind die USA, nur fünf Prozent nennen Polen, und 42 Prozent sagen, beide Seiten gleichermaßen. Gleichzeitig veränderte sich deutlich die Meinung zum globalen Einfluss der USA: 29 Prozent der Befragten bewerten ihn heute als eher negativ, nur 20 Prozent als positiv und 33 Prozent antworten »kommt darauf an«. Zum Vergleich: 2023 äußerten sich über 50 Prozent der Befragten positiv.

Interessant ist auch, dass die Präsidentschaft Donald Trumps bei der Mehrheit der Polen eine deutliche Beunruhigung auslöst. 60 Prozent der Respondenten äußerten Sorge, nur 14 Prozent Hoffnung und fast jeder Fünfte blieb gleichgültig. Obgleich die Politiker der PiS laut ihre Begeisterung für den amerikanischen Präsidenten demonstrieren, zeigen die Umfragen von CBOS, dass die gesellschaftliche Unterstützung für diesen Kurs immer schwächer und weniger selbstverständlich wird. Es wachsen Zweifel, ob die einseitige Ausrichtung auf die Beziehung zu Trump – auch im Zusammenhang mit seiner Distanzierung von der Ukraine und seinem Flirt mit Moskau – für Polen tatsächlichen Nutzen bedeutet oder eher das Risiko der politischen und wirtschaftlichen Isolation steigt.

***

Donald Trump wird Polen möglicherweise kurz vor dem geplanten NATO-Gipfel am 24./25. Juni 2025 in Den Haag besuchen, teilte Wojciech Kolarski, Leiter des Büros für Internationale Angelegenheiten beim Präsidenten der Republik Polen, mit. Die Einladung sei bereits während des ersten Telefonats zwischen Andrzej Duda und Donald Trump am 11. November 2024 ausgesprochen worden, habe aber aus organisatorischen Gründen auf amerikanische Seite bisher noch nicht realisiert werden können. Nach der ersten Auslandsreise Trumps im Mai in den Nahen Osten sei sein Besuch in Polen unmittelbar vor dem Gipfel die »wahrscheinlichste Option«, stellte Kolarski in Aussicht. Die Dynamik in der Politik der Trump-Administration wird bis dahin ein wesentlicher Faktor der polnisch-amerikanischen Beziehungen bleiben.

Übersetzung aus dem Polnischen: Silke Plate

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