Die litauische Minderheit in Polen und die polnische Nationalitätenpolitik

Von Swetlana Tschervonnaja

Zusammenfassung
Polen war über viele Jahrhunderte ein Vielvölkerstaat. Durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen (Gebietsverschiebungen, Zwangsumsiedlungen) sowie eine minderheitenfeindliche Politik in der Volksrepublik Polen änderte sich dies massiv. Die vor dem Krieg ausgeprägte gesellschaftliche Aktivität der litauischen Minderheit in unterschiedlichen Organisationen wurde ab den 1950er Jahren auf die staatlich kontrollierte Sozial-kulturelle Gesellschaft der Litauer beschränkt. Im Kontext der politischen Wende von 1989/90 erhielten die nationalen Minderheiten in Polen das Recht, ihre Sprache, Kultur und Tradition zu pflegen und zu entwickeln. Die litauische Minderheit, die v.a. im Nordosten Polens lebt, ist heute in unterschiedlich ausgerichteten Gesellschaften organisiert. Sie stellt Kommunalpolitiker und ist mit kulturellen Veranstaltungen und Gedenkstätten in der Öffentlichkeit sichtbar. Es gibt litauische Schulen und muttersprachlichen Unterricht. Trotz interner Auseinandersetzungen zwischen dem gemäßigten und dem radikalen Flügel der litauischen Minderheit und zeitweiliger Spannungen zwischen Polen und Litauern sieht die Autorin die Lage der litauischen Minderheit in Polen deutlich verbessert.

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Analyse

Polen und Litauen – eine komplizierte Nachbarschaft

Von Michał Olszewski
Auch wenn man eine kurze politische Analyse nicht mit persönlichen Bekenntnissen beginnen sollte, sind sie hier doch notwendig. In den vergangenen Jahren habe ich mich bemüht, die immer angespannteren Beziehungen zwischen Polen und Litauen zu verfolgen – sowohl aus der entfernten Krakauer Perspektive als auch von Orten aus, die bedeutend näher an Wilna liegen. Aufgewachsen in Masuren, also gewissermaßen in der Nähe der litauischen Hauptstadt, in einer Familie, die seit Generationen im polnisch-litauischen Grenzgebiet ansässig ist, kam ich zu der Überzeugung, dass die Eskalation der gegenseitigen Vorwürfe ausschließlich durch die Ängste und Ressentiments der litauischen Seite hervorgerufen wurde. Die einzig wirksame Antwort auf die evidente Missachtung der Rechte der polnischen Minderheit in Litauen könne daher nur eine harte, kompromisslose Politik Warschaus sein. Die vergangenen Monate erlauben mir, die Vernünftigkeit dieser Forderungen zu überprüfen, denn sie haben sich als naiv erwiesen. (…)
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Analyse

Die gegenseitige Wahrnehmung von Polen und Litauern

Von Aleksander Fuksiewicz, Jacek Kucharczyk, Agnieszka Łada
Die polnisch-litauischen Beziehungen waren in letzter Zeit angespannt. Als ein polnischer Minister im Jahr 2012 zu verstehen gab, dass er schon auf einen Regierungswechsel in Wilna warte, wurden sie frostig. Das Institut für Öffentliche Angelegenheiten (Instytut Spraw Publicznych – ISP) und die Bronisław Geremek Stiftung (Fundacja im. Bronisława Geremka) begannen daher im Sommer 2012 umfragebasierte Untersuchungen der gegenseitigen Wahrnehmung von Polen und Litauern. Unsere Hypothese war, dass es Polen und Litauern vor allem an gegenseitigem Verständnis für die gemeinsamen Beziehungen, die Ängste und Interessen fehlt. (…)
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