»Du wirst niemals ein Pole sein!« Fußballhooligans in Polen zwischen keltischem Kreuz und Patriotismus

Von Andreas Prokopf

Zusammenfassung
Antisemitische und rassistische Symbole, Gesänge und Transparente sind in polnischen Fußballstadien offensichtbar. Fanklubs pflegen gewalttätige Erzfeindschaften. Während in den 1990er Jahren in Westeuropa die Gewaltbereitschaft in und um die Stadien nachließ, stieg sie in Polen signifikant an. Zu erklären sind die Ausschreitungen zum einen durch Frustration und Perspektivlosigkeit, bedingt durch den Transformationsprozess, den Polen durchläuft. Zum anderen führt der Autor das offen antisemitische und xenophobe Vokabular und Zeichensystem der polnischen Hooligan-Szene auf tradierte und noch nicht genügend aufgearbeitete Stereotype in der polnischen Gesellschaft zurück, die in den Stadien lauthals zur Sprache kommen. Dagegen wenden sich Initiativen wie die Stiftung »Nie wieder« (»Nigdy więcej«) oder die Aktion »Kicken wir den Rassismus aus den Stadien!« (»Wykopmy rasizm ze stadionów!«).

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Lesetipps / Bibliographie

  • Ambrosewicz-Jacobs, J. (2003): Me – Us – Them. Ethnic Prejudices among Youth and Alternative Methods of Education, Cracow.
  • Knaust, M./Linnemann, L. (1984): Das Bremer Fanprojekt – Sozialpädagogik im Umfeld des Profi fußballs, in: Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 206: Gesellschaftliche Funktionen des Sports. Bonn, 244–265.
  • Kornak, M. (2003): Brunatne Stadiony, Internetseite der Stiftung »Nie wieder« http://free.ngo.pl/nw/english/index.html, (Juli 2003).
  • Kowalski, R. (2001): Potomkowie Hooligana. Szalikowcy – Spółeczno-kulturowe źródła agresji widowni sportowych [Die Nachkommen des Hooligans: Die Schalträger – Gesellschaftlich-kulturelle Quellen von Aggression im Publikum von Sportveranstaltungen], Toruń.
  • Piotrowski, P. (2006): Coping with Football-Related Hooliganism: Healing Symptoms Versus Causes Prevention, in: Journal of Applied Social Psychology (2006, 36, 3).
  • Stiftung »Nigdy więcej« (»Nie wieder«), www.nigdywiecej.org.

Zum Weiterlesen

Analyse

Wieviel Nähe, wieviel Distanz? Die Integration von Ausländern in Polen

Von Łukasz Łotocki
Polen gehört nicht zu den Ländern mit einem hohen Ausländeranteil. Die offiziellen Statistiken nennen weniger als 100.000 Ausländer, die eine Aufenthaltsgenehmigung für Polen besitzen. Gleichzeitig halten sich trotz Amnestien in den Jahren 2003 und 2007 viele Ausländer illegal in Polen auf bzw. arbeiten illegal in Polen. Da umfassende Datenerhebungen zur tatsächlichen Anzahl der Ausländer in Polen fehlen, ist diese Zahl nicht bekannt; manche Schätzungen gehen von einigen Hundertausend aus. (…)
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Analyse

Patriotismus in Polen – polnische Identität zwischen Moderne und nationalen Traditionen

Von Stefan Garsztecki
Nach der Flugzeugkatastrophe von Smolensk, in der ein Teil der politischen Elite Polens im April 2010 ums Leben kam, ist in Polen erneut die Frage nach der nationalen Identität und ihren Bestandteilen diskutiert worden und eine Diskussion über einen zeitgemäßen polnischen Patriotismus ausgebrochen. Dabei treffen sich traditionelle Vorstellungen, die das Polentum eng mit dem Katholizismus und mit Stolz auf die Vergangenheit verbinden, mit Überlegungen eines offenen oder alltäglichen Patriotismus, der geeigneter erscheint, neue Elemente in Konzepte der Nation, der nationalen Identität und des Patriotismus zu integrieren. So fremd dem deutschen Zeitungsleser polnische Debatten über die Nation bisweilen auch zu sein scheinen, so fügt sich dieser Diskurs doch in eine philosophische Tradition des Westens ein, die im Rahmen eines philosophisch verstandenen Republikanismus seit einigen Jahren Patriotismus als Bindeglied der Gesellschaft ansieht. Liefert aber der polnische Diskurs über Patriotismus den Kitt der Gesellschaft im 21. Jahrhundert? (…)
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