Politische Jugendorganisationen und Jugendbewegungen in Russland

Von Jens Siegert

Zusammenfassung
Ein großer Teil der russischen Jugendlichen ist politisch uninteressiert und abstinent. Sowohl das starke Desinteresse an Politik von jungen Menschen als auch ihre relative Missachtung durch praktisch alle politischen Lager verändern sich seit einigen Jahren. Dieser Prozess wurde durch die „Revolutionen“ genannten politischen Umbrüche in Georgien, in der Ukraine und in Kirgisien erheblich beschleunigt. Im Ergebnis gewinnen politische Jugendorganisationen an Bedeutung. Dabei sind junge Menschen sowohl Subjekt als auch Objekt. Sie werden von Polittechnologen zu „Agitbrigaden“ geformt oder von Parteiführern zum Rebranding ihrer Parteien genutzt. Gleichzeitig entdecken viele junge Menschen aber auch die Politik als Mittel zu Selbstverwirklichung wieder. Einige Jugendorganisationen sind Teile subkultureller Parallelgesellschaften. Andere bieten die Perspektive eines sozialen Lifts, der seine Passagiere in einem eher fest gefügten politischen System in die höheren Etagen befördern kann. Diese verschiedenen Interessen und Funktionen sollen genauer betrachtet und, soweit möglich, eingeordnet werden.

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Analyse

Staatliche Jugendpolitik in Russland zwischen regierungstreuem Protest und konservativer Erneuerung

Von Anna Schwenk
Staatliche Jugendpolitik hat in Russland nicht nur die Funktion, politische Herrschaft unmittelbar zu sichern – durch Protestaktionen zur Unterstützung der Regierung. Sie dient auch der Verbreitung konservativer Denkmuster. Mit Hilfe aktivierender Techniken des »Selbst-Unternehmertums« soll eine Sphäre moralisch-konservativen und unternehmerischen Engagements geschaffen werden. Die Zukunft der Jugendpolitik wird eher im Ausbau dieser Sphäre liegen als in Versuchen, regierungstreue Aktivistinnengruppen wiederzubeleben.
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Analyse

Russische Jugend zwischen Rebellion und Integration

Von Félix Krawatzek
Die Proteste in der ersten Jahreshälfte 2016 in Russland haben das Thema Jugend wieder auf die Tagesordnung politischer Kommentatoren gebracht. Damit verbunden ist die Frage, welchen Anteil der russischen Jugend die politische Führung gegen sich aufgebracht hat, und ob solche Demonstrationen das Regime eventuell gar in existentielle Not bringen könnten. Ein Blick auf jüngste Umfragewerte zeigt jedoch, dass die russische Jugend in weiten Teilen mit den von der politischen Führung propagierten Werten übereinstimmt und ein eher geringes Protestpotential aufweist. Diese Umfragewerte und die jüngste Protestwelle sollten darüber hinaus im Zusammenhang mit der Entwicklung regimetreuer Jugendorganisationen verstanden werden. Während nach 2005 viel Aufmerksamkeit investiert wurde um Jugendliche zu Unterstützern des Regimes zu erziehen, ergeben diese Maßnahmen mittlerweile kein kohärentes Gesamtbild mehr. (…)
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